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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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Regisseure, Produzenten und Verantwortliche eines Senders. Ihr Programmangebot ist auf ein Massenpublikum abgestimmt. Was wir dabei aufnehmen, kann für das eigene Leben kaum sinnstiftend sein. Mit dem Beziehungsangebot des 5-Jährigen, der uns seinen Traum anvertrauen will, sind wir hingegen als menschliches Gegenüber gefragt. Wir sind wichtig und werden gebraucht - gibt es Sinnvolleres als sich immer wieder darauf einzulassen? Die Antwort wird Ihnen leichtfallen, wenn Sie sich Ihre Familie und sich in zwanzig Jahren vorstellen. Woran werden Sie sich wohl eher erinnern: An die Vorabendserien oder Kindersendungen oder an so manches sonntägliche Frühstück, bei dem Sie die Zeit vergessen haben, weil Sie und Ihre Familie sich so viel zu sagen hatten? Wenn wir uns diesen Zusammenhang bewusstmachen, werden wir auch Traumerzählungen von Kindern ganz anders begegnen. Uns wird bewusst, dass es dabei um Menschen geht, die uns besonders nahestehen und ein Leben lang mit uns verbunden sind. Der Traum ist keine Story, die sich irgendjemand ausgedacht hat, um sie als Massenprodukt möglichst gut zu vermarkten. Er ist das geistig-seelische Schaffenswerk des eigenen Kindes.
    Nun mögen Sie sagen »schön und gut, aber das Fernsehen ist für uns einfach nur unterhaltsam«. Bestimmt
haben Sie auch schon den einen oder anderen Traum gehört, der in seinem Unterhaltungswert einem spannenden Thriller oder Abenteuerfilm in nichts nachstand. Sollten Sie sich also dabei beobachten, wie sie 5 Minuten am Bett Ihres Kindes sitzen, um sich den tollen Traum mit dem fliegenden Pferd anzuhören, dürfen Sie stolz auf sich sein. Sie haben sich nicht nur Zeit dafür genommen, Sie haben Ihrem Kind auch vorgelebt, was Ihnen in Ihrer Familie wirklich wichtig ist. Ihr Kind erfährt, dass es darauf ankommt, sich dafür zu interessieren, wie der andere denkt und fühlt. Ganz sicher macht es aber auch stolz und selbstbewusst, selbst über seine Freizeit zu bestimmen und sich nicht widerstandslos den vielen Angeboten der dröhnenden Freizeitindustrie zu überlassen.

Wie Träume glücklich machen
    Wir erinnern uns noch gut an die Begegnung mit Simon und Achim, zwei 12-jährigen Jungen aus unserem Bekanntenkreis. Sie ergab sich zufällig: Wir waren bei den Eltern einer der beiden eingeladen. Dort saßen wir bei schönem Wetter im Garten. Simon wusste, dass wir uns mit Träumen beschäftigen. Dazu hatten die zwei viele Fragen: »Warum interessiert ihr euch eigentlich für Träume?« Oder: »Wie kommt es, dass man sich an bestimmte Träume noch nach Jahren erinnert, andere aber schon beim Aufwachen wieder vergisst?« Daraus ergab sich ein angeregtes Gespräch, und es
kam, wie wir es oft erleben, wenn es um das Träumen im Allgemeinen geht: Bald wurden eigene Träume erzählt - solche, die längere Zeit zurücklagen aber immer noch faszinierten, oder gerade der letzte erinnerte Traum von vor ein paar Tagen. Simon und Achim waren sichtlich froh darüber, jemanden gefunden zu haben, der ein offenes Ohr für ihre Geschichten hatte. Zu gerne würden sie, wie sie sagten, »schlau« aus ihnen werden. Zusammen versuchten wir, dem Sinn und Ursprung der Traumerfahrungen auf die Spur zu kommen. Hoch konzentriert aber dennoch mühelos gelang es uns schließlich, das Traumgeschehen mit dem in Zusammenhang zu bringen, was sich im Leben von Achim und Simon abspielte. Dabei führten uns die Traumbilder in Ecken und Winkel der seelischen Behausung, in denen man sich nur selten richtig umschaut. Das Traumbild vom alten gemütlichen Ohrensessel, in dem man sich so klein und verloren fühlte, war plötzlich mit Leben erfüllt, als der Träumer erkannte, was sich dahinter verbarg: Die Sorge um den kranken Großvater und die Angst, er könne bald sterben. Die Traurigkeit darüber, von niemandem mehr die Geschichten von früher zu hören. Von solchen Ängsten und Gefühlen wollte man selber nichts wissen, und auch die Eltern konnte man nicht damit belasten. Vielleicht spürte man zu genau, dass die Mama selbst Schwierigkeiten hatte, das nahende Lebensende des eigenen Vaters als unabwendbare Tatsache zu akzeptieren.
    In stummer Übereinstimmung fanden wir mit solchen Überlegungen bestätigt, was unsere beiden jungen
Gesprächspartner nur vermuteten: Träume sind alles andere als nutzlose Hirngespinste. Sie stärken die Verbindung zu uns
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