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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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jemandem sprechen würde, noch nicht mitgerechnet. Irgendwie fühlt man sich ausgelaugt, zu wenig beachtet und in dem, was man tagtäglich leistet, nicht genügend anerkannt. Das ist bei Kindern wohl kaum anders als bei Erwachsenen. Schließlich ist die Familie der Ort, von dem die meisten Menschen erwarten, dass er ihre Bedürfnisse nach Zugehörigkeit, Wärme und Vertrauen am ehesten erfüllt. Doch was macht das Zuhause eigentlich zu einer Art Tankstelle, an der wir den richtigen Treibstoff für das manchmal raue Leben da draußen nachfüllen können? Sicher gibt es auf diese Frage mehr als eine Antwort, je nachdem aus welchen Erfahrungen und Erlebnissen Eltern und Kinder besonders viel Kraft schöpfen. Doch ganz egal, ob man gerne zusammen Sport treibt, ins Kino geht oder kocht - immer wird es darauf ankommen,
sich dabei wieder einmal genauer anzuschauen, positive Seiten und Besonderheiten am anderen neu oder wieder zu entdecken. Und das ganz ohne Druck und äußere Not, ganz einfach indem man miteinander spricht.
    Ganz klar, wie es uns in der Familie geht, hängt sehr davon ab, ob wir uns regelmäßig Zeit für gute Gespräche nehmen. Sie sind sozusagen das Kraftfutter für ein entspanntes Familienleben. Doch nicht jedes Gespräch macht auch seelisch satt. Bei manchen scheinen wir sogar zu verhungern. Selbst wenn Eltern und Kinder viel und gerne reden, heißt das nicht, dass sie wirklich miteinander sprechen. Man redet oft genug eher aneinander vorbei als miteinander. Papas Vortrag beim Mittagessen über die neuesten politischen Ereignisse, die uns vielleicht alle irgendwie etwas angehen. Das interessiert aber im Moment niemanden. Und Mama? Sie fragt jeden Tag, wie es in der Schule war, aber nur, weil man das eben so macht oder um schnell das Nötigste zu erfahren. Mit einem knappen »ganz okay« ist sie einverstanden, denn sie ist schon zufrieden, wenn es keinen Ärger gab. Natürlich sagt sie das nicht, aber man sieht, dass sie es denkt. Ein wirkliches Gespräch ergibt sich selten aus klugen Vorträgen. In wertvollen Gesprächen geht es nicht darum, sein aufgestautes Erzählbedürfnis zu stillen und andere dazu zu benutzen, alles aufzunehmen, was einem gerade einfällt.
    Ziel ist es auch nicht, sich mal schnell im Vorbeigehen nach der Befindlichkeit des anderen zu erkundigen. Gute Gespräche leben mehr vom Zuhören als
vom Sprechen und brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Man erkennt sie wohl am ehesten daran, dass sich die Gesprächspartner aufeinander beziehen. Das geschieht dann, wenn wir uns offen und neugierig auf andere zubewegen. Wir merken das bereits an der Art, wie wir fragen. Aus dem »Wie war’s in der Schule?« wird dann vielleicht ein »Magst du erzählen, wie es gerade mit den Projektarbeiten läuft?« Erst wenn wir miteinander sprechen, können wir uns wirklich verständigen.
    Ãœber Traumerzählungen von Kindern gelingt es besonders gut, mit Kindern so zu sprechen, dass jeder dem anderen ein gutes Stück näherkommt. Das klappt natürlich nicht von selbst sondern nur, wenn Eltern mit einer besonderen Haltung und innerlich überzeugt an die Arbeit mit Träumen herangehen. Damit dies besser gelingt, möchten wir Sie in den folgenden Kapiteln mit den zahlreichen Vorteilen und Möglichkeiten bekanntmachen, die in Traumgesprächen enthalten sind. So viel aber schon jetzt: Wenn Kinder einen Traum erzählen wollen, ist es so, als schenkten sie ihren Eltern eine Eintrittskarte, die ihnen gleich in zwei Richtungen Zutritt verschafft: Zum einen zur Bühne des Traums, auf der ein Stück aus dem kindlichen Seelenleben uraufgeführt wird. Und zum anderen zu einem Workshop, bei dem man lernt, mit Kindern so zu sprechen, dass dabei jeder richtig satt wird.

Zeit für Kinderträume?
    Es ist Montagmorgen, 7.30 Uhr, bei Familie K.: »Schnell, schnell wir müssen in den Kindergarten - ich komme sonst zu spät zur Arbeit. Luisa, kannst du denn deine Schuhe immer noch nicht alleine binden? Ja und Maaartin: Kaufst du heute mal ein - ich war letztes Mal dran.«
    Ein Ausschnitt aus dem Familienalltag, wie ihn sicher viele Eltern kennen. Beruf, Haushalt, Kinder, Ansprüchen von Chefs, Partnern und Eltern gerecht werden und versuchen, alles unter einen Hut zu bringen. Da drängt sich die Frage auf, ob es nichts Wichtigeres gibt, als mit Kindern über ihre Träume zu sprechen.
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