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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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Die Hausaufgaben, Hamsterkäfige sauber machen, danach das Turnzeug richten, bevor es zum Sport geht. Eigentlich halten einen Traumgeschichten doch nur auf und meistens verstummen sie auch unter dem lauten Tönen des Sollens und Müssens. Natürlich steckt keine böse Absicht dahinter, wenn Mama oder Papa die Traumerzählerin vertrösten: »Schön, dass du was geträumt hast, aber ich muss dringend noch telefonieren. Vielleicht erzählst du mir deine Geschichte nachher auf der Fahrt zum Einkaufen.« Kinder entnehmen solchen Äußerungen oft mehr: Sie bekommen mit, dass bestimmte Anliegen für Ihre Eltern nicht interessant sind - und dazu gehören offensichtlich ihre Träume. Ist die Beschäftigung mit Träumen tatsächlich Zeitverschwendung oder reiner Luxus angesichts von Terminstress und wichtigeren Dingen, die es zu erledigen gibt? Sicher
nicht, denn Eltern wollen sich ja auch bewusst Zeit für all die kleinen und großen Fragen ihrer Kinder nehmen. Die meisten Mütter und Väter pflegen deshalb gerne sogenannte Qualitätszeiten mit ihren Kindern. Auch wenn es nur die täglichen zehn Minuten sind, die man abends an ihrem Bett sitzt. Zeiten, in denen man nur für sein Kind da ist, zusammen spielt oder gemeinsam am Fahrrad herumschraubt, werden als Guthaben auf dem Beziehungskonto verbucht. Während solcher intensiven Beziehungszeiten scheinen wir uns wieder auf unsere zwischenmenschlichen Bedürfnisse zu besinnen. Über einen Traum zu sprechen, ist eine zusätzliche Möglichkeit, um solche Qualitätszeiten mit Kindern zu verbringen.
    Jeder kennt kürzere und längere Zeitspannen, die man nicht bewusst mit bestimmten Tätigkeiten verbringt. Zeiten, in denen wir uns mehr treibenlassen, als dass wir aktiv ein bestimmtes Ziel anstreben. Man entscheidet sich kaum dafür, von 13.00 Uhr bis 13.15 Uhr die vorbeiziehenden Wolken am Himmel zu beobachten oder mal wieder seinen Gedanken an vergangene Zeiten nachzuhängen, während man alte Fotos durchstöbert. Wir verlieren uns in Gedanken und überlassen uns den dabei aufkommenden Gefühlen. Solche kleinen Fluchten oder Tagträume schleichen sich meist unbemerkt ein, sind aber keineswegs vertane Zeit. Denn hinterher gehen wir erfrischt und oft mit ganz neuem Elan wieder an die Arbeit. Obwohl wir dabei von außen betrachtet nichts tun, scheint doch Wesentliches zu passieren. Ohne es uns bewusst vorzunehmen, verwirklichen wir auf diese Weise ein
Stück persönliche Freiheit. Um uns zu entspannen und abzuschalten, wechseln wir vom Modus des Tuns in den Modus des Seins. Im Modus des Seins lassen wir Ziele und Pläne außer Acht. Man entspannt, indem man seine Aufmerksamkeit auf sich selbst und das lenkt, was in diesem Augenblick geschieht. Ganz Ähnliches geschieht, wenn wir nicht nur Tagträume, sondern auch die nächtlichen Träume in unser Leben lassen. Man kann sich zusammen den Hund im Traum genauer anschauen. »Was hatte denn der Hund für ein Fell - wie hat es sich angefühlt, als du ihn gestreichelt hast?« »Hättest du dir gewünscht, dass der kleine Hund bei dir bleibt?«
    Wesentlich ist wohl, dass wir uns ganz auf die Traumbilder und damit auf Erlebtes einlassen. Kinder erfahren dabei, wie es ist, bei sich zu bleiben - und Eltern zeigen, dass ihnen die Vorstellungen ihres Kindes wichtig sind. Natürlich ist es nicht immer möglich, einem Traum gerade dann die Tür zu öffnen, wenn er anklopft. Träume kündigen sich nicht frühzeitig an und Kinder fragen nicht vorher, ob wir uns gerade darauf einlassen können. Träume werden spontan erzählt, und wenn die Zeit dafür gerade nicht da ist, können wir sie doch zumindest willkommen heißen und das kindliche Gesprächsangebot würdigen: »Du hast geträumt? Deine Geschichte interessiert mich sehr. Was hältst du davon, wenn wir uns später darüber unterhalten? Wir kochen uns einen Tee und machen es uns dabei gemütlich.« Warum nicht öfter solche persönlichen Interessen über den Alltag stellen? Diese Frage drängt sich auch deshalb auf, weil man
viel zu oft Zeitfresser in sein Leben lässt, die einen eigentlich gar nicht zufriedenstellen. Wenn es etwa jeden Tag um 18.00 Uhr heißt: Bitte nicht stören, jetzt ist Fernsehzeit. Ob nun Kindersendung X oder Soap Y - Fernsehsendungen sind Produkte, die von fremden Menschen gemacht werden.
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