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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition)
Autoren: Andreas Dorn
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wiederkehrende Albträume zu klagen; immergleiche, zutiefst
realistische Albträume, die allesamt davon handelten, dass ein fremdartiges,
absolut nichtmenschliches Wesen sich angeblich in seinem Verstand eingenistet
hatte und seinen Körper übernehmen wollte. Was für ein Schwachsinn.
    Schließlich hatte er
irgendwann begonnen, aus seinen Albträumen ein mehr oder weniger geschlossenes
Wahnsystem zu entwickeln, das ihn von da an fast Tag und Nacht beschäftigte. Er
war tagelang ziellos durch das riesige Schiff gestrichen und hatte ständig von
Außerirdischen gebrabbelt, die die Herrschaft über die Menschheit antreten
wollten, indem sie ihre Körper übernahmen.
    Der Captain hatte getobt
und sich selbst wie ein Wahnsinniger aufgeführt, als klar war, dass sein Erster
Ingenieur sich immer tiefer in seinen ganz persönlichen Irrsinn zurückzuziehen
begann.  Nachdem der Bordmediker ihm eine ganze Handvoll bunter Pillen
verschrieben hatte, die er jeden Tag schlucken mußte, hatte er sich wieder
etwas beruhigt, aber Tara Zordin fühlte sich in seiner Gesellschaft dennoch
nicht sonderlich wohl. Auch jetzt fand sie den Gedanken, dass sie
möglicherweise auf ihn angewiesen war, alles andere als beruhigend.
    Nervös zündete sie sich
eine Zigarette an und wartete auf die Interkomverbindung.  Ein kleines
Akustikfeld tauchte plötzlich wie aus dem Nichts vor ihr auf und gleichzeitig
öffnete sich auf dem großen Holoschirm der Zentrale ein Monitorfenster.
    "Tanner, verdammt,
was ist da unten passiert? Du hättest uns fast in die ewigen Jagdgründe
geschickt."
    Nichts. Nur das
gleichgültige Summen des Interkoms antwortete ihr.
    "Tanner, reiß dich
endlich von deinen Aggregaten, deinen Alpträumen oder was auch immer los und
antworte mir, du Idiot."
    Sie wartete minutenlang
mit wachsender Ungeduld darauf, dass Tanner sich meldete, aber vergeblich. Das
Akustikfeld blieb stumm und der Monitor blieb im Stand-by-Betrieb und zeigte
kein Bild. Warum meldet er sich nicht? Was ist da unten los?
    Tara Zordin checkte
nervös die Interkomverbindung. Die Verbindung zum Maschinenraum stand, daran
bestand den Anzeigen zufolge kein Zweifel, nur Tanner meldete sich nicht. Wenn
der verfluchte Schwachkopf das Signal des Interkoms einfach überhört hat, leg
ich ihn um.
    Sie trat wütend ihre
Kippe aus, wandte sich wieder der Konsole mit den Statusdisplays der
Energieversorgung zu und sah zu ihrer Erleichterung, dass sich auch die Werte
des Antriebs langsam wieder stabilisierten.
    Zur Zeit lag ihre
Geschwindigkeit konstant bei fünfundsiebzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit.
Es würde Tage dauern, die Dark Horizon auch nur wieder auf
achtundneunzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, von einer
neuen Überlichtphase ganz zu schweigen.
    Vielleicht ist Tanner
auch zu beschäftigt, um sich zu melden , dachte sie noch kurz und wandte sich dann den
Navigationssystemen zu. Ihre Finger tanzten nur so über die Tastatur der
Navigationskonsole. Hufeisenförmig um sie herum angeordnet flammten weitere
Holos auf, über die rasend schnell Datenkolonnen und Sternenkarten wanderten, die
der zentrale Navigationsservo fast im Millisekundentakt mit den unüberschaubar
großen Datenpaketen der automatisch eingehenden Ortungsergebnisse ihrer Taster
und Kameras abglich. Vergeblich.
    Die Navigatorin überflog
stirnrunzelnd die aktuellen Ortungsdaten. Selbst wenn sie die Überlichtphase zu
früh beendet hatten, sollte ihr Zielsystem zumindest schon auf den Schirmen zu
sehen sein. Aber Epsilon-Eridani blieb nach wie vor unsichtbhar und der
Navigationsservo konnte bisher auch keinerlei Übereinstimmungen der eingehenden
Ortungsdaten mit irgendeinem anderen bekannten System in ihren Sternenkarten
erkennen.
    Ihre Finger suchten die
Steuerung der Außenkameras, um die Daten der Ortung zu überprüfen. Eingebaute
Kameras an der zerschrammten Hülle der Dark Horizon begannen, sich
lautlos im Vakuum zu bewegen und die Unendlichkeit erneut nach bekannten
Sternbildern abzusuchen.
    Nichts. Alles, was die
normaloptischen Kameras und die Infrarotsucher innerhalb des ihnen erreichbaren
Radius erfaßten, war das unbekannte System, das ohnehin in der Mitte des großen
Holoschirms prangte: Ein Stern der eindeutig falschen Spektralfarbe und Größe.
    "Shit!" So weit
konnten sie unmöglich vom Kurs abgekommen sein. Es durfte einfach nicht
sein. Zordin sprang unruhig auf, überließ die weitere Suche, die noch Stunden
dauern konnte, dem Servo, hastete zu der Funkkonsole
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