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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition)
Autoren: Andreas Dorn
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abwechselnd unter Schwindel und Hitzewallungen. Als auch noch
ihr Puls zu rasen begann und das Herz drohte, ihr die Brust zu sprengen, spürte
sie, wie nackte Panik in ihr aufstieg. Irgendetwas geschah mit ihr.
    Was zum Teufel...
    In diesem Moment pressten sie
gewaltige Kräfte wie die Faust eines Riesen mit einem einzigen, gewaltigen
Schlag in den Kontursessel.
    Zordin schloß
unwillkürlich die Augen und versuchte, verzweifelt nach Luft schnappend, sich
auf die bunten Kreise zu konzentrieren, die auf ihren Netzhäuten einen wilden
Tanz aufführten, um den Schmerz zu vergessen, der durch ihren Körper raste. Es
gelang ihr leider nur sehr unvollkommen. Sie wollte schreien, aber der
mörderische Druck, der auf ihrem Brustkorb lastete, reduzierte ihre Stimme auf
ein qualvolles Gurgeln, das in dem Kreischen von reißendem Metall, dem zornigen
Heulen der Alarmsirenen und dem plötzlich einsetzenden wütenden Tosen der
mächtigen Triebwerke spurlos unterging. 
    Tara Zordin wartete fast
sehnsüchtig darauf, endlich ohnmächtig zu werden, den Schmerz zu vergessen und
den Höllenlärm nicht mehr ertragen zu müssen, der von allen Seiten auf sie
einprasselte, aber vergeblich. Rings um sie herum tobten fremdartige Geräusche,
ein nie gehörtes Wummern, Kreischen und Heulen, das ihr Gehör bis zum Äußersten
strapazierte.
    Als sie schon glaubte, es
ginge nicht mehr schlimmer, wurde der Lärm auf einmal sogar noch lauter und die
Geräuschkulisse schließlich noch von einer kratzenden, grotesk verzerrten
Stimme übertönt, die in schier unerträglicher Lautstärke auf sie einzuschreien
schien.
    Sie kämpfte verzweifelt
gegen den Andruck, hob unter entsetzlichen Anstrengungen ihre Arme, versuchte
sich die Ohren zuzuhalten, den Lärm auszuschließen, aber es half nicht. Der
unerträgliche Lärm schien direkt in ihrem Gehirn zu explodieren. Endlich, es
mochten Minuten oder Stunden vergangen sein, sie wußte es nicht, konnte sie
einzelne Geräusche in der infernalischen Kakophonie unterscheiden und auch die
grauenvoll knarzende Stimme verlor viel von ihrer Fremdheit. Mit viel Mühe
erkannte sie schließlich die blecherne, synthetische Stimme der
Unterpersönlichkeit des Schiffes, die von Störungen durchsetzt und immer wieder
vom Heulen der Alarmsirenen übertönt monoton  ihren Statusbericht durchgab.
    "...feld
zusammengebrochen.... Energieversorgung  instabil.... Sofortige
Notmaßnahmen.... Kurskorrektur... Bremstriebwerke auf vollen
Gegenschub...."
    Tara Zordin verstand zwar
nicht einmal die Hälfte der Durchsage, aber eines hatte sie unzweideutig
begriffen: Sie war so gut wie erledigt.  
    Sie klammerte sich
verzeifelt an ihren Kontursessel, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, zu
überlegen, was sie tun könnte, bevor der Andruck sie zerquetschen oder das
Schiff ihr einfach um die Ohren fliegen würde. Ihr fiel verdammt wenig ein.
Solange der mörderische Druck auf ihrem Körper lastete, war sie zur
Tatenlosigkeit verdammt und konnte nur auf den Tod warten.
    Sie blinzelte und
versuchte, wenigstens etwas von ihrer Umgebung zu erkennen. Ihr Gesichtsfeld
war merklich eingeschränkt, dunkle, wie von blutigen Schlieren durchzogene
Nebel schienen vor ihren Augen zu tanzen. Sie kniff die Augen zusammen und
versuchte, sich auf einen bestimmten Punkt in diesem Chaos zu konzentrieren.
Endlich begann sich der Nebel langsam aufzulösen. Sie sah ein tiefes Schwarz
durchzogen von weißen Punkten und Fäden. Irgendetwas daran kam ihr entfernt
bekannt vor, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, was es
war. Sie blinzelte wieder. Schließlich sah sie in der Schwärze einen riesigen
hellen Fleck, der rasend schnell auf sie zugeschossen kam. Erste, noch
undeutliche Umrisse schälten sich am Rande der schwarzen Fläche langsam aus dem
Nebel. Nach und nach wurden sie deutlicher, bis sie ihre Konsole mit den roten
Warnlichtern, den riesigen Holoschirm vor ihr und die halbkreisförmig um die
Brücke angeordneten Stationen neben sich klar erkennen konnte. Einen Atemzug
später ließ der Druck auf ihren Körper langsam nach und schließlich klarte sich
auch ihre Sicht wieder auf.
    Jetzt wußte sie plötzlich
auch, was ihr so bekannt vorgekommen war. Der Holoschirm, der nur wenige Meter
von ihr entfernt überlebensgroß im Zentrum der Brücke schwebte, zeigte die
endlose, kalte Schwärze des Alls, die nur von wenigen, einsamen Sternen
unterbrochen wurde. Und auf einen davon, einen weißen Riesen exakt im Zentrum
des Schirms, war das
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