Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition)
Autoren: Andreas Dorn
Vom Netzwerk:
ihren
Prospektorenteams auf zeitraubende und teure Expeditionen schickten, natürlich
verwertbare Ergebnisse etwa in Form unbekannter Werkstoffe oder revolutionärer
Technologien aus den Hinterlassenschaften einer der vielen untergegangenen
raumfahrenden Zivilisationen, und keine für sie wertlose Grundlagenforschung.
    Baillard lächelte bitter. Wenn sie eine Wunschliste aufstellen könnten ,dachte er,  
stünde an erster Stelle vermutlich ein funktionierendes Alien-Raumschiff mit
Überlichtantrieb und revolutionären Waffensystemen. Das lächerliche
Wunschdenken beschränkter Krämerseelen, nicht mehr.
    In den Jahrhunderten
ihrer interstellaren Expansion waren die Menschen noch nie einer hoch
entwickelten Fremdkultur begegnet. Sie waren von Stern zu Stern gereist, immer
auf der Suche nach raumfahrenden Völkern, mit denen sie sich austauschen
konnten, doch alles was sie gefunden hatten, waren lediglich ein paar 
primitive Lebensformen und die Ruinen längst untergegangener Zivilisationen.
    Bisher hatte man außer
einigen Fossilien und Ruinen auf Welten, die seit Jahrzehntausenden keinerlei
Leben mehr getragen hatten, nichts gefunden, was auf die Existenz noch aktiver
extraterrestrischer Intelligenzen schließen ließ, von verwertbaren Artefakten
ganz zu schweigen, aber wer konnte schon sagen, was die Galaxis noch an
Überraschungen zu bieten hatte? Schließlich waren bis dahin nur eine Handvoll
Welten in einem Umkreis von nicht einmal dreißig Lichtjahren erforscht worden.
Und auf den wenigen Welten, auf denen höchstwahrscheinlich einmal intelligentes
Leben existiert hatte, war es anscheinend systematisch ausgelöscht worden.
    Selbst ohne diese beinahe
allgegenwärtigen Zerstörungen war realistischerweise allerdings nicht zu
erwarten, noch funktionierende technische Artefakte zu finden. Es lag einfach
in der Natur der Sache, dass hochkomplexe High-Tech-Produkte weniger haltbar
waren als die aus Stein gefertigten Artefakte primitiver Kulturen. Nur dafür
hatten ihre Auftraggeber natürlich keinerlei Verwendung, und so waren
Archäologen oft nicht mehr als ein lästiges Anhängsel der Prospektoren, die den
Weltraum nach seltenen Erzen und anderen Rohstoffen absuchten. 
    In diesem Augenblick
blinkte eine Diode an der Kom-Anlage auf, die in den Schreibtisch integriert
war. Baillard rang einen Moment mit sich, ob er den Anruf entgegennehmen
sollte. Der Anrufer war zweifellos Weyandt, der Expeditionsleiter, der ihm und
seiner Arbeit fast noch mehr Verachtung entgegenbrachte als die Prospektoren,
die ihn, abgesehen von Heyst, der ihm mit offener Verachtung begegnete, in der
Regel eher mit gutmütigem Spott bedachten. Er wartete unentschlossen eine halbe
Minute, bis das Kom-Gerät wieder in den Stand-By-Modus wechselte. Der Anrufer
hatte offenbar die Geduld verloren. Das verschaffte ihm wenigstens noch eine
Galgenfrist, in der er sich überlegen konnte, wie er dem Expeditionsleiter sein
Anliegen unterbreiten sollte.
    Baillard aktivierte seufzend das
virtuelle Keyboard seines Schreibtisches und rief die Daten von den Ausgrabungen
auf Phrygia, dem dritten Planeten Alpha Centauris, ab. Er glaubte, sich
entfernt zu erinnern, dass in einem der Berichte des Grabungsleiters von
zerstörten unterirdischen Anlagen die Rede war. Vielleicht gab es ja eine
Parallele zu ihrem Fund. Und dann musste er sich noch überlegen, wie er Weyandt
die Servomaten und mehr Zeit für seine Grabung abschwatzen sollte.

Kapitel 2
    Schichtdienst
     
    Dark Horizon , Interstellarer Raum, 2641
     
    Zuerst war es nur ein
kurzes Flackern auf den Statusdisplays der primären Bordsysteme, ein für das
menschliche Auge kaum wahrnehmbares Aufblitzen. Tara Zordin nahm es nur aus den
Augenwinkeln wahr und hielt es im ersten Augenblick für eine optische
Täuschung, einen bloßen Reflex auf ihrer Netzhaut, doch dann bemerkte sie jäh,
das etwas ganz und gar nicht stimmte.
    Auf der Kommandokonsole
vor ihr leuchteten plötzlich reihenweise rote Warnlichter auf. Gleichzeitig
ertönte eine wahre Kakophonie jaulender, nervenzerfetzender Alarmsignale in der
Zentrale der Dark Horizon und irgendwo in dem riesigen Schiff ächzte
Metall laut auf, als würde die Hülle auseinanderbrechen.
    Scheiße.
    Vibrationen, die
urplötzlich die Schiffshülle erfaßten, durchdrangen ihren Körper und
unterwarfen sie brutal ihrem Rhythmus. Ihre Zähne klapperten und für Sekunden
war ihre komplette Wahrnehmung gestört. Eine nie gekannte Übelkeit stieg in ihr
hoch und sie litt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher