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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition)
Autoren: Andreas Dorn
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Schiff anscheinend bis eben ungebremst zugerast.
    Oh mein Gott , das war verdammt knapp . Fast
gleichzeitig mit dieser Erkenntnis verstummten die meisten Alarmsirenen und
eine wahre Flut von Daten prasselte im Sekundentakt auf ihre Konsole ein. Auch
die Dioden der meisten primären Bordsysteme leuchteten wieder in sattem Grün
auf.
    "Servo..."
    Ihre Stimme war nur ein
heiseres Krächzen. Sie schluckte schwer und versuchte es noch einmal.
    "Verdammt, Servo,
was ist passiert?"
    "Alle Notfallsysteme
sind aktiviert", meldete sich Sekunden später die Unterpersönlichkeit des
Schiffes mit blecherner, verzerrter Stimme. "Das Bremsmanöver wurde
beendet, der Kurs erfolgreich korrigiert. Alle Autoreparaturroutinen sind
angelaufen, die Energieversorgung ist stabil." Mit einem häßlichen
Krächzen erstarb die Stimme schließlich ganz.
    Na Klasse. Jetzt bin
ich genauso schlau wie vorher.
    "Shit, ich will
endlich wissen, was eigentlich passiert ist, du blöde Blechkiste!"
    Tara Zordin war wütend.
Sie war nur knapp am Tod vorbeigeschrammt und dieser blödsinnige Haufen Schrott
erzählte ihr nur, was sie sowieso gerade auf den Anzeigen der Bordsysteme sehen
konnte.
    Sie wartete vergeblich
auf eine Antwort. Entweder war die künstliche Intelligenz, die den
Servo-Verbund des Schiffes samt der verschiedenen untergeordneten
Softwareschichten kontrollierte, komplett ausgefallen, was einer mittleren
Katastrophe gleichkäme, oder die Akustikfelder hatten nach dem Durcheinander
der letzten Minuten einfach den Geist aufgegeben.
    Scheiße .
    Die Unterpersönlichkeit
der Dark Horizon befand sich in einem zylindrischen Gehäuse von der
Größe eines Kälteschlaftanks im Bug des Schiffes. Sie hatte die Blechkiste, in
der die künstliche Intelligenz wohnte, die über ihr Wohl und Wehe wachte, erst
zweimal mit eigenen Augen gesehen. In beiden Fällen war die Bugpartie des
Schiffes in einer Raumwerft fast völlig zerlegt worden. Wenn sie wirklich
Schaden genommen hatte, waren sie so gut wie verloren.
    Komm schon, komm schon , betete sie still vor
sich hin. Laß mich jetzt bloß nicht im Stich .
    Nichts. Die KI des
Schiffes blieb stumm.
    "Verdammt, melde
dich, Blechkiste, tu mir das nicht an." Tara Zordin trat wütend gegen die
Verkleidung der Kontrollkonsole. 
    Was zum Teufel ist
hier bloß alles falsch gelaufen?
    Sie wollte aufstehen und
kämpfte doch nur unbeholfen gegen den Gurt, der sich in dem Chaos der letzten
Minuten automatisch um sie gelegt hatte. Endlich gab die Automatik den Gurt
frei und Tara erhob sich. Sie hastete zu den verlassenen Arbeitsstationen und
checkte nacheinander die Anzeigen und Statusdisplays aller primären
Bordsysteme. Es mußte doch herauszufinden sein, was passiert war. Von der
Wirkung her vermutete sie ein Problem mit dem Antrieb.
    Eines zumindest war schon
nach dem ersten Blick auf den Holoschirm vollkommen klar: Sie waren Lichtjahre
von ihrem vorgesehenen Kurs entfernt. Das System mit dem weißen Riesen war ganz
sicher nicht Epsilon-Eridani. Alles zu seiner Zeit. Erst mußt du
herausfinden, was eigentlich passiert ist.
    Nach einem schnellen
Blick auf die Anzeigen der zentralen Energieversorgung, die einen drastischen
Leistungsabfall des Antriebs registriert hatten, rief sie zuerst über Interkom
Tanner, den Ersten Ingenieur, im Maschinenraum, der neben ihr zur Zeit das
einzige Besatzungsmitglied war, das nicht im Kälteschlaf lag. Sie hatte in den
ganzen letzten Wochen vielleicht ein- oder zweimal mit ihm gesprochen; Tanner
war in ihren Augen schon immer etwas labil gewesen, ein latenter Psychopath,
aber in gewisser Hinsicht deshalb eben auch nützlicher als ein geistig völlig
normaler Mensch. Wer sonst würde wochenlang mutterseelenallein vor den
Kontrollen im Maschinenraum ausharren, stumpfsinnig auf die Anzeigen der
Antriebsaggregate starren und wieder und wieder die immergleichen Systemcheks
durchführen? Die meiste Zeit sorgte der Antrieb ohnehin für sich selbst und
verdammte die Tätigkeit des leitenden Ingenieurs zur ewigen Routine mit
erheblichem Verblödungspotential.
    Aber seit Tanner mit dem
Captain und seinen beiden Stellvertretern vor drei Jahren auf Blossom gelandet
war und wenig später begonnen hatte, gemeinsam mit ein paar unheimlichen Typen,
die der Captain von Blossom mitgebracht hatte, nach irgendwelchen obskuren und
vollkommen unverständlichen Plänen den Antrieb der Dark Horizon neu zu
konfigurieren, hatte sich sein Zustand deutlich verschlimmert. Zuerst fing er
an, über
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