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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition)
Autoren: Andreas Dorn
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Probebohrungen bereits weitgehend abgeschlossen, ohne
bisher auf größere Vorkommen seltener Rohstoffe gestoßen zu sein, und die
Arbeit der Xenoarchäologen wurde von Weyandt, dem offiziellen
Expeditionsleiter, nicht einmal richtig ernst genommen. Nur wegen ihrer
Ausgrabungen würde er keinen einzigen Tag länger auf diesem unbedeutenden
Planeten bleiben, als er unbedingt mußte.
    Genau genommen konnte
Baillard es ihm nicht einmal verdenken. Was von ihnen erwartet wurde, waren
verwertbare Funde, technische oder kulturelle Artefakte raumfahrender
Zivilisationen, aus denen das Konsortium, für das sie arbeiteten, Kapital
schlagen konnte, und keine Grundlagenforschung, die im besten Fall  höchstens
Erwähnung im Archäo-Net und in einigen anderen wissenschaftlichen Publikationen
finden würde.
    Nur langsam und beinahe
widerwillig kehrte sein Denken wieder in das Hier und Jetzt zurück. Die
Grabungsstätte zu seinen Füßen lag bereits im Zwielicht. Die dunklen Öffnungen
der tiefen, quadratischen Schächte waren durch glatte Erdwälle voneinander
getrennt. Ultraharte, transparente Kästen aus Glasverbundmaterial stützten die
Wände und gaben dabei den Blick frei auf fremdartige geologische Formationen,
die in Millionen von Jahren entstanden waren. Und schon ein einziger
verheerender Tropensturm konnte ausreichen, um die Schächte zu fluten und die
Arbeit von Wochen zunichte zu machen.
    Baillard schreckte
plötzlich aus seinen Gedanken hoch. Ein kleiner linsenförmiger Personengleiter
kam über das Dach des Dschungels geflogen und landete nur wenige Meter neben
ihm auf der morastigen Lichtung inmitten des endlosen Urwaldes.
    Alex Heyst, der Leiter
des Prospektorenteams, öffnete das transparente Dach der Kanzel und winkte ihn
ungeduldig zu sich. Betont langsam setzte sich Baillard in Bewegung. Sein fast
physisch spürbarer Widerwille gegen den grobschlächtig wirkenden Prospektor war
während ihrer wenigen persönlichen Begegnungen im Verlauf der letzten Monaten
beinahe stetig gewachsen. Heyst hatte ihm oft genug deutlich zu verstehen
gegeben, was er von der Arbeit der Xenoarchäologen im Allgemeinen und von ihm
im Besonderen hielt.
    "Wie komme ich zu
der seltenen Ehre, Heyst? Langweilen Sie sich etwa und möchten sich deshalb bei
unserer Ausgrabung nützlich machen?", fragte Baillard ironisch.
    "Ein schwerer Sturm
zieht auf, Baillard. Stellen Sie die Grabungen sofort ein und bringen Sie sich
und Ihre Mitarbeiter in Sicherheit." Heysts Stimme zerschnitt die Luft wie
eine scharfe Klinge.
    Baillard schüttelte
ungläubig den Kopf. "Nur um mir das zu sagen, kommen Sie persönlich
vorbei?"
    Heyst betrachtete ihn
kalt und abschätzig. "Außerdem wollte ich Ihnen bei der Gelegenheit gleich
persönlich die gute Nachricht überbringen, dass unsere Mission beendet ist und
wir diesen wertlosen Misthaufen endlich verlassen. Sie können Ihre sogenannte
Arbeit also gleich endgültig beenden und ihre Geräte abbauen", gab er
höhnisch zurück.
    Der Xenoarchäologe
blickte entgeistert auf die Grabungsstelle hinab. Die wenigen Servomaten, die
ihm zur Verfügung standen, hatten auf seine Anweisung hin bereits damit
begonnen, Scheinwerfer aufzustellen und transparente Stahlglaskuppeln aus
Fertigteilen über den Schachtöffnungen zu errichten. 
    "Soll das etwa
heißen, wir müssen zusammenpacken und in das Basislager zurückkehren?"
    Heyst schüttelte den Kopf, als würde
er seinen Ohren nicht trauen.
    "Sie haben mich wohl
nicht ganz verstanden, Baillard. Unsere Arbeit hier ist beendet. Wir bleiben
höchstens noch zwei Tage. Und sehen Sie sich doch mal den Himmel an. Diesmal
wird es ein verdammt schlimmer Sturm werden", versetzte er eine Spur
heftiger. "Einige Kilometer von hier entfernt ist das Unwetter schon mit
voller Wucht losgebrochen. Es sieht so aus, als würde sich eine Wand aus Wasser
vom Meer über das Land schieben. Ich überlege sogar schon, das Basislager zu
evakuieren und ein Shuttle von der Rapharo anzufordern."
    Baillard blickte über das
grüne Dach des Dschungels in Richtung des wenige Kilometer entfernten Meeres.
Brodelnde Schwärze zog aus der Ferne wie eine kompakte Wand aus Obsidian heran,
nur unterbrochen von den fahlen Lichtfingern vereinzelter Blitze, die sich
auffallend schwerfällig verästelten. Die Luft schien so dicht wie Wasser zu
sein. Donner grollte über das aufgewühlte Meer, das sich den schweren, dunklen
Luftmassen immer wilder und höher entgegenwarf.
    "Nein", sagte
er eisig. "Es gibt keinen
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