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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition)
Autoren: Andreas Dorn
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ihm aufgeregt mit seinem Notebook
in der Hand entgegen. Der angehende Xenoarchäologe war etwa dreißig, deutlich
kleiner als Baillard und wirkte wie immer ein wenig nervös. Es war seine erste
Grabung außerhalb Epsilon Eridanis und er war wild entschlossen, sich für
größere Aufgaben als die Leitung eines Grabungsteams aus Studenten, Technikern
und  Hilfskräften auf einem unbedeutenden Planeten am Rande der besiedelten Gebiete
zu empfehlen. Man konnte sich blind darauf verlassen, dass er schon aus purem
Ehrgeiz gute Arbeit leistete.
    "Sie hatten recht,
Doktor, da ist etwas", begrüßte er ihn atemlos. "Und was immer es
auch ist, es scheint riesig zu sein. Ich dachte erst, der Scanner wäre defekt,
als ich die Daten hereinbekam."
     Baillard warf einen
schnellen Blick auf den Bildschirm, der ein oszillierendes Graustufenbild des
Untergrunds zu ihren Füßen zeigte. Elgin hatte aus den Daten der Gravoscanner
bereits eine normaloptische Simulation erstellt, die nur einen Teil eines mehr
als zwanzig Meter durchmessenden und in seiner Länge die Reichweite der Scanner
anscheinend deutlich übersteigenden, zylindrischen Objektes anzeigte, das sich
in Richtung des Turmgerippes erstreckte. 
    "Irgendeine Theorie,
Zak?"
    "Die große Theorie
ist doch wohl eher Ihr Gebiet, Doktor, oder? Ich wühle hier schließlich nur im
Dreck. Aber was es auch sein mag, es ist auf jeden Fall riesig und vollkommen
regelmäßig geformt."
    "Ja, und es führt
offensichtlich in Richtung des zerstörten Turms."
    "Genau wie Sie
vermutet hatten. Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, dass es hier Überreste
unterirdischer Anlagen geben könnte?", fragte Elgin.
    "Intuition, was
sonst?" Baillard zuckte die Achseln. "Welche Funktion der Turm auch
immer hatte, wir haben bei unserer ersten Grabung festgestellt, dass er sich
vor seiner Zerstörung  erstaunlich tief in den Untergrund erstreckt haben muß.
Die Vermutung, dass es noch andere unterirdische Anlagen geben könnte, war also
nicht so abwegig, wie Sie denken. Vielleicht handelt es sich um eine
unterirdische Bunker- oder eine Produktionsanlage, die ihre Erbauer so tief
unter dem Erdboden errichtet hatten, weil sie von vorneherein mit einem Angriff
rechnen mußten."
    "Sie meinen wirklich,
die oberirdischen Zerstörungen sind das Ergebnis eines bewaffneten
Konflikts?"
    Die Frage ist doch wohl
eher rhetorisch, dachte Baillard leicht verärgert. Elgin kannte seine Theorien
schließlich nur zu gut. Und er kannte auch die Ergebnisse der Ausgrabungen auf
einigen anderen Planeten in der -für kosmische Verhältnisse- fast unmittelbaren
Nachbarschaft der Erde. Sicher, sie hatten nie einen unumstößlichen, handfesten
Beweis gefunden, aber die Theorie, dass sie auf Spuren eines intergalaktischen
Krieges, der vor ungefähr fünfzigtausend Jahren in diesem Seitenarm der Galaxis
getobt hatte, gestoßen waren, hatte angesichts der bekannten Fakten unter den
Xenoarchäologen in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr Anhänger gefunden.
    Manchmal glaubte er
beinahe, Elgin wollte ihn in einem Anfall von Größenwahn mit seinen Fragen
provozieren, seine Theorien solange zu wiederholen, bis er irgendwann auf einen
logischen Fehler stieß, angesichts dessen er selbst zugeben mußte, dass seine
ganze Argumentation auf wackligen Beinen stand. 
    "Die Radioaktivität
im Umkreis der Ruinen ist immer noch leicht erhöht, und wir haben hier
geschmolzene Gesteinsschichten und die Asche verbrannten Waldes in ihrer
unmittelbaren Nähe im Boden gefunden. Es sieht ganz nach einem militärischen
Schlag aus, der mit kompromißloser Härte, aber auch einer fast chirurgischen
Präzision ausgeführt wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie diese Fakten
sonst erklären wollen", erwiderte er fast gönnerhaft. Baillard wußte, wie
sehr Elgin es haßte, wenn er in diesem herablassenden Ton mit ihm sprach, aber
er konnte es sich einfach nicht verkneifen. Nicht, wenn er sich provoziert
fühlte.  
    "Es könnte sich aber
doch auch um die Auswirkungen eines Reaktorunfalls oder vielleicht einer
unbekannten Naturkatastrophe handeln", warf Elgin unsicher ein.
    "Eine nur auf den
Umkreis der Gebäude begrenzte Reaktor- oder Naturkatastrophe? Das scheint mir
doch sehr unwahrscheinlich."
    Elgin zuckte wortlos mit
den Schultern und deutete auf den Bohrkern, den der Servomat gerade aus dem
feuchten Erdreich zog. "Wie auch immer, ich glaube, wir werden das Objekt
gleich mit eigenen Augen sehen können. Nach meiner Berechnung sollte
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