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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman
Autoren: Tamara McKinley
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Erinnerungen, dass es fast unerträglich war. Niemand war zu Besuch gekommen, nicht einmal Reverend Johnson, und sie hatten sich auch nicht weit aus dem Haus gewagt, obwohl der Klatsch sich inzwischen wohl gelegt haben dürfte. Am Ende eines neuen langen Tages war ihr klar, dass es so nicht weitergehen konnte.
    Ernest war draußen und hackte Holz mit einer Heftigkeit, die seine noch immer schwärende Wut kaum zu stillen vermochte. Ezra war auf der Veranda, die Bibel auf dem Schoß, der leere Blick ging über den Garten hinaus, wohin auch immer.
    »Wir können so nicht weitermachen«, sagte sie, als sie aus dem Haus trat und die Fliegentür hinter sich schloss. »Es ist höchste Zeit, eine Bestandsaufnahme zu machen und Änderungen vorzunehmen.«
    Ernest rammte die Axt tief in einen Holzklotz und wischte sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß vom Gesicht. »Es hat Veränderungen genug gegeben«, murmelte er und wich ihrem Blick wie gewohnt aus.
    Susan sah ihren Mann um Unterstützung heischend an, doch er hatte sich in seine eigene Welt zurückgezogen. »Ernest, du hast eine Farm wieder aufzubauen, und du schuldest es nicht nur deinem Bruder, sondern dir selbst, dort weiterzumachen.«
    Ernest trank einen tiefen Schluck Wasser und zog die Axt mühsam wieder aus dem Klotz. »George kommt auch ohne mich klar.«
    Susan riss der Geduldsfaden. »Nein.« Sie kam von der Veranda herab und stellte sich vor ihren Sohn, ohne auf die Holzsplitter und die gefährliche Axt zu achten. »Du bist nicht der Einzige, der trauert, Ernest. Und es wird Zeit, dass dir klar wird, wie schwer es deinen Vater getroffen hat.«
    Ernest warf einen Blick zu Ezra hinüber und fuhr fort, Holz zu hacken. »Ziemlich spät, dass du Vater bei der Sache berücksichtigst«, knurrte er.
    »Dein Vater hat mir vor langer Zeit verziehen, Ernest«, entgegnete sie. »Und du solltest deine Wut nicht an mir auslassen. Ezra braucht uns beide – wenn wir uns gegenseitig bekämpfen, hilft das niemandem.«
    Er ließ die Schultern hängen, und sein Kinn sank auf die Brust. Schließlich versenkte er die Axt im Holzklotz und richtete sich auf. »Ich weiß«, flüsterte er. »Aber was soll ich denn machen?«
    Susan fragte sich, warum es so wehtun konnte, jemanden zu lieben. Es war ein Schmerz, der sie nie losließ, aber eine Bürde, die sie mit Freuden tragen würde, wenn sie damit nur sein Leid erleichtern könnte. »Er muss fort von hier«, sagte sie ruhig. »Wir alle.«
    Ernest hob den Kopf, in den Augen schimmerten unvergossene Tränen. »Aber wohin sollen wir gehen?«
    »Nach Hawks Head Farm«, sagte sie mit Nachdruck.
    »Aber da ist nichts.«
    »Hier auch nicht.«
    Schweigend betrachtete Ernest sie. »Vater ist zu alt, um von vorn anzufangen, und das Land da draußen ist rau – für eine Frau nicht geeignet.«
    »Ich habe das hier überlebt«, erwiderte sie. »In den ersten Jahren hatten wir nichts außer einem Zelt und Strohlagern, aber das hat mir nicht geschadet.« Verständnis flackerte in seinen Augen auf, und sie trat einen Schritt auf ihn zu, legte eine Hand auf seinen muskulösen Arm. »Dein Vater ist hier am Ende«, sagte sie ruhig. »Die Kirche bringt nicht mehr den Trost, den er braucht – genauso wenig wie Gebete. Sein Glaube an Gott ist erschüttert, Ernest – und er hat sich in eine Wildnis verirrt, zu der ich keinen Zugang habe.« Sie warf einen Blick über die Schulter auf ihren Mann, der mit leerem Blick vor sich hin starrte. »Ich fürchte um seine geistige Gesundheit, Ernest. Ich muss ihn hier wegbringen.«
    »Aber Hawks Head Farm ist kein Platz für dich und Vater«, protestierte er. »Womöglich schlagen die Schwarzen erneut zu, und nach dem Brand ist nichts mehr da. Nicht einmal ein Haus.«
    »Du weißt so gut wie ich, dass die öffentlichen Vorratslager alles zur Verfügung stellen, was wir brauchen«, sagte sie aufbrausend. »Warum zögerst du so, dorthin zurückzukehren?«
    Sein Blick sagte ihr alles.
    »Wir alle müssen lernen, von einem Tag auf den anderen zu leben«, sagte sie sanft. Das Herz wurde ihr schwer, als sie in das Gesicht ihres Sohnes schaute. »Die Pläne, die du hattest, musst du vergessen, aber das heißt nicht, dass Millie in deinen Erinnerungen nicht weiterlebt.« Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter, wild entschlossen, ihrem Sohn einen Hoffnungsschimmer zu vermitteln, obwohl die Worte ihr bitter aufstießen. »Sie wird immer in unseren Herzen sein«, brachte sie hervor.
    »Aber …«
    »Keine
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