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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby
Autoren: Andrea Brown
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betreuen, wenn sie hier waren. Er zeigte ihnen dann die Stadt, zumindest den Teil, den man aus einem Cabrio, das mit überhöhter Geschwindigkeit von Kneipe zu Kneipe düst, erkennen kann, und nachdem er sie mit Essen und Getränken ordentlich abgefüllt hatte, führte er sie ins Allerheiligste: den Club! Dort übernahm dann Doro und handelte die Verträge aus, und Sascha war entlassen. Aber wenn die Typen zickten, mußte er ihr helfen, sie zu bauchpinseln, und dann konnte es eine lange Nacht werden, bis er sie gegen Morgen im Hotel abgeliefert hatte. Lange Nächte gehörten zu Saschas Job. Wie jede Menge Drinks. Und manchmal auch andere Sachen. Ohne war das Programm nicht zu schaffen. Wenn Sascha dann nach Hause kam, war er auf hundertachtzig und brauchte noch ein Bier, um wieder auf seinen normalen Level runterzukommen. Das Ganze war so stressig, daß ich um nichts in der Welt mit ihm hätte tauschen wollen. Im Vergleich dazu war es eine leichte Übung, ein Baby durch die Isarauen zu schieben, und anstatt deprimiert darüber zu sein, daß unser Familienleben nicht so ablief wie in der Werbung, wollte ich etwas in diese Richtung unternehmen.
    Ich schob den Kinderwagen zum Vietnamesen, um für |30| den Fall, daß Sascha den unkommunikativen Ike nicht die ganze Nacht an der Backe kleben hatte, eine Alternative vorbereitet zu haben, die die Tusse aus dem Margarinespot alt aussehen lassen würde.
    Das Restaurant war noch recht leer, an der Bar standen nur zwei Typen im Anzug und tranken Cocktails. Die Gerichte auf der Speisekarte hörten sich verlockend an, bestens geeignet für ein romantisches Dinner zu zweit.
    »Die Nummer Sieben: Nudeln in Austernsauce mit Shrimps, zum Mitnehmen bitte«, sagte ich zu dem Kellner.
    »Alles klar! Sieben mal Nudeln in Austernsauce«, schrie der Mann in die Küche.
    »Die Nudeln hätte ich gerne einmal, und dann noch einmal die Fünfzehn, Spezialität aus dem Mekong-Delta. Ist das gut?«
    »Es ist eine Spezialität!«
    »Aha! Dann nehme ich sie.«
    »Also einmal Nudeln Nummer sieben und einmal die fünfzehn?«
    Ich nickte.
    »Möchten Sie etwas trinken, während Sie warten?«
    Ich war nicht durstig, aber die Frage ließ vermuten, daß ich es werden würde, bis die Gerichte fertig waren. Wer es eilig hat, sollte eben keine Spezialitäten bestellen. Ich hatte Zeit, daher guckte ich wieder in die Karte.
    »Wir haben seit neuestem eine Happy Hour«, informierte mich der Kellner, »möchten Sie einen Cocktail probieren?«
    Um ihm zu zeigen, daß ich die Innovation unterstützte, bestellte ich einen Alabama, obwohl mich Alkohol auf nüchternen Magen immer müde macht. Aber ich hatte ja nichts Besonderes vor, um die Zeit, bis Sascha nach Hause kam, zu überbrücken, außer Moritz ins Bett zu bringen und vielleicht am Manuskript zu arbeiten, wenn nichts in |31| der Glotze kam. Wartezeiten überbrückt man am besten mit Tätigkeiten, die man jederzeit abbrechen kann. Wie Fernsehen. Ich war die Königin des Wartens. Zuerst hatte ich mein halbes Leben darauf gewartet, meinen Prinzen zu treffen, und jetzt, wo ich ihn hatte, wartete ich darauf, daß er nach Hause kam.
    »Na, du süßer Kleiner!«
    Einer der Typen im Anzug beugte sich über den Kinderwagen.
    Paula behauptete immer, daß Babys die reinsten Männermagneten seien, noch wirkungsvoller als Hunde. In beiden Fällen kann der Mann die Frau mit ein paar abgedroschenen Platitüden in ein Gespräch verwickeln, aber der Vorteil von Babys ist, daß sie der lebende Beweis dafür sind, daß die Frau ihren Fortpflanzungstrieb bereits anderweitig unter Kontrolle gebracht hat, so daß der Mann nicht befürchten muß, bei der zweiten Verabredung in eine Diskussion über Heirat und Familienplanung verwickelt zu werden.
    »Mädchen oder Junge?«
    Der Anzugtyp lächelte Moritz an, der nicht ahnen konnte, daß er ein anziehendes Metall war.
    »Meinen Sie das Baby oder mich?«
    Der Typ lachte.
    »Es ist nicht zu übersehen, daß Sie eine Frau sind, noch dazu eine sehr attraktive!«
    »Ein Junge«, sagte ich.
    Der Typ überschlug sich fast.
    »Wie nett, und wie heißt er?«
    »Karl-Gustav!«
    Der Typ ließ sich nichts anmerken.
    »Das ist ein sehr spezieller Name«, schleimte er, »wie sind Sie denn darauf gekommen?«
    »Das ist bei uns Tradition. Mein Mann heißt auch so.«
    »Interessant«, sagte der Typ.
    |32| Dann drehte er sich um und unterhielt sich weiter mit dem anderen Anzugtypen. Ich schlürfte meinen Cocktail, und als das Essen kam, zahlte ich und
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