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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby
Autoren: Andrea Brown
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stand, um den Müll runterzubringen, sowie stolze Besitzerin mehrerer Gucci-Taschen.
    Matthias war nett, aber irgendwie hatte es zwischen uns nicht geklappt. Ich hatte ihn auf meinem neunundzwanzigsten |22| Geburtstag kennengelernt. Nicole und Jörg hatten ihn mitgebracht. Ich hatte eine ziemlich wilde Party veranstaltet, zu der ich so gut wie jeden Menschen eingeladen hatte, der mir irgendwann mal seine Telefonnummer gegeben hatte, weil ich richtig abfeiern wollte, bevor ich nächstes Jahr unwiderruflich die Schallmauer durchbrechen würde. Meine Freunde hatten mir Antifaltencremes, Vitaminaufbaupillen und andere nette Aufmerksamkeiten mitgebracht, die mir deutlich machen sollten, daß man das Älterwerden mit Humor nehmen mußte, aber spätestens nach dem Öffnen der Geschenke fühlte ich mich wie eine überreife Frucht, die einer Zukunft auf dem Komposthaufen entgegenvegetiert, wenn sie nicht bald Blüten trägt. Meine biologische Uhr tickte, und Matthias war der einzige Mensch in Sicht, der mich vor der Kompostierung bewahren konnte. Er war ein Lottogewinn, und ich tat mein Bestes, um mich in ihn zu verlieben. Meine Freundinnen beglückwünschten und beneideten mich, und Nicole meinte anerkennend, endlich hätte ich mal einen normalen Mann aufgegabelt. Matthias machte seinen Job in der Kanzlei, ich mein Praktikum im Verlag, und abends trafen wir andere Juristen auf ein Bier und am Wochenende seine Eltern zum Golfen. Meine Freunde trafen wir nicht so oft, weil Matthias sie unreif fand, wohingegen er es unheimlich reif fand, auf getrennten Rechnungen zu bestehen, wenn wir zu zweit essen gingen. Aber ich hatte keine Schmetterlinge im Bauch, wenn ich ihn küßte, und nach ein paar Wochen vergeblicher Versuche, mir einzureden, daß ich mit dem Lottogewinn eine Familie gründen könnte, traf ich Sascha. Nicole konnte sich nicht mit der Tatsache abfinden, daß sie jetzt statt eines Anwalts einen Nachtclubfritzen in der Familie hatte, doch da Sascha und ich nicht verheiratet waren, gab sie die Hoffnung nicht auf.
    »Wann gibst du endlich auf?«
    |23| »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte Nicole scheinheilig, um dann weiterzusticheln, »aber wenn Sascha den Abend mit einer anderen verbringt, darfst du das auch!«
    »Doro ist Saschas Chefin. Sie arbeiten zusammen, das ist was anderes. Matthias flirtet mich dauernd an!«
    »Hast du was gegen Männer, die nett zu dir sind?«
    Sie raubte mir den letzten Nerv. Wie konnte Sascha nur denken, daß ich mich ausgerechnet bei Nicole ausheulte?
    »Ich bin mit Sascha zusammen!«
    »Genau deshalb frage ich ja!«
    Ich schwieg beleidigt.
    »Entschuldige«, sagte Nicole, »das war gemein.«
    »Allerdings!«
    »Also, wenn dir die Decke auf den Kopf fällt, komm mit Moritz vorbei! Ansonsten wünsch ich dir einen schönen Abend, und du meldest dich und sagst mir, wann der Terminplan deines Liebsten es erlaubt, daß ihr die Möbel abholt, o.k.?«
    »O.k.!«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, wischte ich den Herd. Die Jungs hatten ein ziemliches Chaos in der Küche hinterlassen, aber die Bewirtung von DJs gehörte nun mal zu Saschas Job, und ich wollte ihn darin unterstützen. Es war für Sascha stressig genug, sich den ganzen Tag um Ike zu kümmern, da sollte er nicht noch abends, wenn er nach Hause kam, eingetrocknete Ketchupflecken vom Küchentisch kratzen müssen.
    Normalerweise war Sascha ein ordentlicher Typ, besonders wenn es um sein Zimmer ging. Im Gegensatz zur übrigen Wohnung sah es dort aus wie im Hotel. Sascha war zu selten zu Hause, um dort Unordnung zu machen, und außer ihm benutzte das Zimmer keiner. Es war als Büro gedacht gewesen, aber dann hatte der Club ihm einen Laptop zur Verfügung gestellt, und seitdem buchte er die Musiker meistens von dort, weil er sich direkt mit |24| Doro absprechen konnte. Wenn es Fragen gab, mußte er nur die Treppe hochgehen, denn sie wohnte in der Wohnung über dem Club. Moritz und ich hielten uns nie in Saschas Zimmer auf. Ich stehe nicht auf Hotelatmosphäre, und Sascha mochte es nicht, wenn Moritz’ Spielsachen oder meine Manuskripte in seinem Zimmer herumlagen. Er brauche einen neutralen Raum zum Abspannen, sagte er, da die ganze restliche Wohnung von Moritz und mir belegt sei, und er im Club auch keine Ruhe hatte. Ich ließ ihm sein Reich, zumal seine dreckigen Socken an strategisch wichtigen Punkten des Zimmers, zum Beispiel neben der Couch, herumlagen, so daß man gar nicht erst auf den Gedanken kam, es sich dort gemütlich zu machen.
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