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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby
Autoren: Andrea Brown
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ihn anscheinend, denn er fing plötzlich an ›O sole mio‹ zu singen und hob sein Glas in die Luft. Sascha grinste und prostete zurück. Ich rührte den Brei an und stellte das Fläschchen in den Wärmer. Währenddessen überlegte ich, wann ich das letzte Mal mit Sascha Schampus getrunken hatte. Es fiel mir nicht ein.
    »Gibt es einen Anlaß?« erkundigte ich mich.
    Sascha antwortete nicht.
    »Willst du auch?« fragte er statt dessen.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ein Kaffee wäre mir lieber. Wir müssen ja heute noch die Möbel schleppen.«
    »Welche Möbel?«
    Sascha guckte mich erstaunt an.
    »Na, die Kindermöbel für Moritz’ Zimmer! Du weißt doch, wir hatten mit Nicole verabredet, daß wir sie heute holen!«
    »Das war doch nicht heute?«
    »Doch.«
    »Quatsch!«
    »Nein, im Ernst!«
    »Sag mal, willst du behaupten, daß ich Termine nicht auf die Reihe kriege, oder was?«
    Sascha guckte verärgert.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber gemeint!«
    »Wenn du keine Zeit hast, holen wir die Möbel eben ein andermal ab!«
    »Darum geht es nicht«, sagte Sascha.
    »Ach, nicht?«
    »Nein. Du kapierst einfach nicht, daß ich in meinem |17| Job flexibel sein muß! Ike ist aus London hier, und ich muß mich um ihn kümmern. Job ist Job, verstehst du?«
    »Ja. Aber warum hast du mir nicht früher gesagt, daß du keine Zeit hast?«
    »Ich wußte es selbst nicht. Tut mir leid, daß ich nicht in einer Bank arbeite!«
    Die Vorstellung von Sascha, der von morgens halb neun bis um fünf Überweisungszettel ausfüllte, war so absurd, daß es sich nicht lohnte, darüber zu diskutieren. Sascha kam kaum rechtzeitig aus dem Bett, um seine eigenen Überweisungen zu machen, geschweige denn die anderer Leute.
    Ich seufzte.
    »Oder willst du, daß ich meinen Job vernachlässige?«
    »Schon gut! Ich rufe meine Schwester an und sage ihr, daß wir ein andermal kommen.«
    Sascha grinste.
    »Ich kann mir vorstellen, wie du hinter meinem Rücken über mich ablästerst! Der Typ ist unzuverlässig, mecker, mecker.«
    »Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, daß ich so über dich rede. Ausgerechnet mit Nicole!«
    Sascha hatte keine Ahnung. Sosehr ich hin und wieder jemanden zum Reden gebraucht hätte, meine Schwester wäre der letzte Mensch gewesen, dem ich mein Herz ausgeschüttet hätte.
    Ike stand auf und drückte die Zigarette auf dem Teller aus.
    »Let’s get going«, sagte er.
    Sascha nickte und nahm seine Jacke.
    »Mach dir einen schönen Tag, Mel!«
    Er ging mit Ike in den Flur, ich hinterher.
    »Und was habt ihr so vor?«
    »Wir drehen erst mal eine Runde mit dem Cabrio durch die Stadt. Ike war noch nie in München.«
    |18| »Und danach?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Wann kommst du ungefähr nach Hause?«
    »Ist das ein Verhör?«
    »Ich wollte nur wissen, ob wir uns am Abend sehen.« Ich hatte keine Lust, schon wieder den ganzen Abend alleine rumzusitzen. »Wenn du keine Zeit hast, sag’s mir einfach, dann mach ich was anderes!«
    Das war reines Wunschdenken, denn in der Realität ist mit einem Säugling der Aktionsradius für abendliche Unternehmungen stark eingeschränkt, so daß mir meistens nichts anderes übrigblieb, als zu Hause herumzusitzen, aber ich wollte zumindest das Gefühl haben, daß ich etwas planen könnte, wenn ich es wollte.
    »Ich melde mich später«, sagte Sascha.
    Ich nickte.
    Sascha guckte mich prüfend an, dann legte er den Arm um meine Taille und sagte zu Ike, der in der Türe stand, er solle schon mal runtergehen. Als Ike weg war, zog Sascha mich ganz nah an sich heran.
    »Hey Baby, versteh mich doch. Meinst du etwa, mir macht es Spaß, für den Typen den Babysitter zu spielen?«
    »Na ja, mein Baby ist wirklich etwas niedlicher«, sagte ich versöhnlich.
    Sascha grinste. »Niedlich zu sein ist auch nicht Ikes Job.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Nichts! Nur, daß ich den Abend auch lieber bei dir verbringen würde!«
    Er guckte mir tief in die Augen. Sascha hatte die schönsten blauen Augen, die ich jemals gesehen hatte.
    »Ich tu das für uns, Mel, sobald wir im Lotto gewonnen haben, schmeiß ich den Job!«
    »Sehr witzig!«
    Sascha lachte: »So gefällst du mir schon besser!«
    |19| Dann küßte er mich, bis ich Schmetterlinge im Bauch hatte, und im nächsten Moment stürmte er die Treppe hinunter.
    »Ich ruf dich an«, rief er, als er unten angekommen war.
    Kurz darauf hörte ich, wie der Turbo aufheulte und aus dem Hof fuhr.
    Ich riß das Küchenfenster auf, damit der Dampf abziehen
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