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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby
Autoren: Andrea Brown
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konnte. Dann fütterte ich Moritz und legte ihn schlafen. Während ich die Küche aufräumte, telefonierte ich mit Nicole.
    »Wie, Sascha hat keine Zeit?« fragte sie verständnislos.
    Das war zu erwarten gewesen. Nicole lebte in einer anderen Welt. Auf ihrem Planeten kamen die Männer abends pünktlich nach Hause und hatten das dringende Bedürfnis, den Müll runterzubringen und mit ihren Frauen über ihre Gefühle zu reden. Wenn das nichts half, kauften die Männer ihnen Gucci-Taschen. Die Kinder schliefen in dieser Welt gleich nach der Geburt nachts durch und trugen selbstreinigende Designer-Klamotten. Und Au-pair-Mädchen putzten die Küche, so daß man selbst genügend Zeit hatte, sich seiner aufregenden Karriere zu widmen. Man konnte nicht erwarten, daß jemand aus Nicoles Welt Verständnis dafür hatte, wie es in meiner zuging, und jeder Versuch, es ihr zu erklären, erschien mir zwecklos.
    »Was ist denn los«, wollte sie wissen, »gefallen euch die Sachen nicht? Ich weiß, wir haben nicht den gleichen Geschmack…«
    »Doch, natürlich, die Möbel sind toll!«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Es war sogar schamlos übertrieben, denn die Möbel waren klobige Holzklötze, die Fred Feuerstein gefallen würden, aber nach der Steinzeit etwas aus der Mode geraten waren. Doch darum ging es nicht. Moritz war inzwischen einfach zu groß für sein Babybettchen. Er lag darin wie ein Braten in |20| der Kasserolle. Da unser Konto aber von der Anschaffung des Cabrios noch sehr strapaziert war, war es geradezu ein Glücksfall, daß Nicole das Zimmer ihrer Töchter umgestalten wollte und uns die pädagogisch wertvollen Holzklumpen, die sie gekauft haben mußte, als Schwangerschaftshormone ihr Gehirn attackiert und die Kontrolle über ihren Geschmackssinn übernommen hatten, gegen Selbstabholung überlassen wollte.
    Nicole seufzte. »Dann hol sie endlich ab! Du weißt jetzt schon lange genug, daß wir das Kinderzimmer leer kriegen müssen, weil die neuen Sachen kommen. Sag mal, wieso kriegt ihr das nicht auf die Reihe?«
    »Es tut mir leid«, sagte ich zum hundertsten Mal, »Sascha ist was Geschäftliches dazwischengekommen.«
    »Ich möchte mal sehen, daß dem was Familiäres dazwischenkommt«, meckerte Nicole.
    »Wieso sagst du das? Es gehört zu seinem Job, die DJs zu betreuen, die im Club auflegen. Er kann sich das ja auch nicht aussuchen.«
    »Man kann sich aber seine Zeit einteilen. Sascha hat einfach noch nicht kapiert, daß er Familie hat!«
    Da mir kein Argument einfiel, das die Behauptung entkräften konnte, bediente ich mich kurzerhand in Saschas Sprüchesammlung.
    »Job ist Job«, warf ich ein, »das verstehst du doch, oder?«
    »Ach, ich hab keine Lust, mit dir zu streiten«, sagte Nicole, »und, was machst du heute abend?«
    »Nichts Besonderes. Arbeiten.«
    Ich korrigierte gerade das Manuskript für ein Buch über Magritte. Es war gut geschrieben, und die historischen Angaben stimmten, soweit ich das recherchiert hatte, so daß man das bißchen Komma-Einsetzen kaum als Arbeit bezeichnen konnte, davon abgesehen, daß man nicht darüber nachdenken durfte, ob es Sinn machte, den |21| x-ten Bildband über diesen Menschen herauszugeben. Aber das Komma-Einsetzen gab mir das Gefühl, noch mit der Welt jenseits der Windeln verbunden zu sein, und außerdem konnten wir das Geld gut gebrauchen.
    »Und wo ist Sascha?«
    »Im Club.«
    »Aha!«
    »Ich dachte, du wolltest nicht streiten!«
    »Ich habe nichts gesagt. Wenn du Lust hast, komm doch zu uns. Wir haben ein paar Leute zum Essen eingeladen.«
    »Schön! Und was gibt’s?«
    »Keine Ahnung. Jörg kocht.« Nicole lachte. »Es wird dir schmecken. Er veranstaltet zwar immer das totale Chaos in der Küche, aber das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand.«
    Ich konnte nur hoffen, daß Nicoles derzeitiges Au-pair-Mädchen das genauso sah, wenn sie das Chaos beseitigte.
    »Also was ist, kommst du?«
    »Ich weiß nicht. Sascha wollte mich nachher anrufen. Ich guck mal, was er sagt.«
    »Also, ich will mich ja nicht einmischen, aber ich finde, du solltest deine eigenen Pläne machen!«
    »Das ist mein Plan!«
    »Wie du meinst«, sagte Nicole, »Sascha kann auch gerne nachkommen, wenn er mit dem DJ fertig ist, solange es ihn nicht stört, daß Matthias auch da ist!«
    Matthias war mein Ex und ein guter Freund von Nicole. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte ich ihn geheiratet und wäre jetzt die gutsituierte Ehefrau eines Anwalts, der abends pünktlich auf der Matte
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