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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby
Autoren: Andrea Brown
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die gebügelten Muttis durch Vamps ersetzt, die mit roten spitzen Krallen ihre verführerischen Spitzendessous von den drallen Silikonbrüsten streifen, während sie lüstern in die Kamera linsen. Die perfekte Frau ist tagsüber Kätzchen und nachts Tigerin. Wenn sie nicht gerade mit dieser aufwendigen Metamorphose beschäftigt ist, arbeitet sie in ihrem Job in einer leitenden Position oder sitzt mit ihren glücklichen Kindern und dem netten Ehemann im Garten und trinkt koffeinfreien Kaffee. Darüber hinaus geht sie jeden Tag ins Fitneß-Studio und einmal in der Woche zu ihrem Liebhaber. Wo nimmt sie nur die Zeit her?
    Da ich weder einen tollen Job noch einen Garten oder einen Liebhaber hatte, standen die Chancen, mich auf die Schnelle in eine perfekte Frau zu verwandeln, schlecht. Aber das mußte mich ja nicht davon abhalten, zumindest |36| den Eindruck zu erwecken. Wen kümmert schon der Inhalt, solange die Verpackung stimmt?
    Ich ging ins Schlafzimmer und durchsuchte meinen Kleiderschrank nach etwas, das den Tigerinnendessous aus der Fernsehwerbung ähnlich war. Die Auswahl war deprimierend, mein aktuellstes Stück war der Still-BH! Schließlich entschied ich mich für einen schwarzen String-Tanga, dessen Alterserscheinungen bei gedämpftem Licht nicht auffallen würden, und einen passenden schwarzen BH mit Spitzenträgern. Da es inzwischen schon spät war und überhaupt keine Muttis mehr in der Werbung auftauchten, fand ich den Wickelrock und das gebügelte Shirt unpassend für die Tageszeit und wählte statt dessen ein schwarzes bauchfreies Top und dazu eine schwarze Hose. Meine blonden Spaghettifransen steckte ich zu einer Banane hoch und zupfte ein paar Strähnchen raus. Sascha konnte kommen, die Tigerin war bereit!
    Aber er kam nicht und rief auch nicht an.
    Inzwischen hatte ich Hunger. Da ich nicht ohne Sascha mit dem Essen anfangen wollte, rief ich bei Paula an, um mir die Zeit zu vertreiben. Es ging nur der Anrufbeantworter ran. Paula hatte anscheinend schon ein anderes Mittel gegen ihre Langeweile gefunden. Bestimmt klapperte sie die Bars auf der Suche nach dem zukünftigen Vater ihrer Kinder ab, um sich dann in den Armen eines Jägers und Sammlers darüber hinwegzutrösten, daß sie ihn wieder nicht gefunden hatte.
    Heute abend hatte jeder etwas vor, nur ich saß runderneuert in heißen Dessous alleine zu Hause herum. Kinderkriegen ist eine einsame Sache – natürlich nicht der Anfang, aber nach der Empfängnis entwickelt es sich dahin. Während die zukünftige Mutter zur Kugel mutiert und Probleme beim Treppensteigen hat, erklimmt der zukünftige Vater leichtfüßig die Karriereleiter. Das Ende vom Lied ist, daß sie abends alleine zu Hause sitzt, während |37| er mit Geschäftspartnern im Cabrio durch die Stadt kutschiert.
    Bei dem Gedanken drohte ich in Selbstmitleid zu versinken, und das wollte ich auf keinen Fall zulassen. Die perfekte Frau und Tigerin läßt sich nicht unterkriegen. Sie fährt ihre Krallen aus und nimmt ihr Schicksal in die Hand – in meinem Fall den Telefonhörer.
    Ich mußte es ziemlich lange klingeln lassen, doch dann nahm Doro ab.
    »Laß mich raten«, sagte sie, »du suchst mal wieder Sascha?«
    »Ist er da?«
    »Er ist gerade was essen gegangen.«
    »Mit Ike?«
    »Mhm.«
    »Kommt er nachher wieder?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Weil er vielleicht was gesagt hat!«
    »Hat er aber nicht!«
    Sie war freundlich wie immer. Ich hatte keine Lust, mich weiter von ihr herunterziehen zu lassen, deshalb bedankte ich mich für ihre Hilfe und legte auf.
    Sascha ißt gerade, also würde er später keinen Hunger mehr haben. Ich blies die Kerzen aus und räumte die Teller weg. Wenn ich Glück hatte, schaffte ich es noch rechtzeitig zur Nachspeise zu Nicole. Ich schrieb Sascha einen Zettel, daß ich bei Nicole sei und er nachkommen solle. Dann verfrachtete ich den schlafenden Moritz vorsichtig in seinen Kinderwagen und ging zur U-Bahn .
    »Schön, daß du doch noch kommst«, sagte Nicole, »aber für mich hättest du dich nicht so in Schale werfen müssen.«

|38| machsoweita
    Es war spät geworden. Als ich nach Hause kam, wollte ich nichts wie ins Bett. Die Tigernummer mußte auf ein andermal verschoben werden, jetzt brannten mir die Augen vor Müdigkeit und der String-Tanga scheuerte, so daß ich bei jedem Schritt fürchten mußte, morgen einen Pavianhintern zu haben. Nicht sehr tigerinnengemäß!
    »Wo warst du?«
    Sascha stand in der Küche und aß die Nudeln in Austernsauce aus
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