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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen
Autoren: Brenda Novak
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vorbei”, sagte Grace tröstend. “Ich habe einen Fehler gemacht. Aber nun ist es vorbei.”
    “Bist du jetzt zufrieden?”, wandte McCormick sich an Joe.
    “Nein. Wir müssen woanders graben”, knurrte der. “Wir haben irgendwas übersehen, ganz bestimmt.”
    McCormick hob eine Schaufel auf und legte sie sich über die Schulter. “Wir haben alles aufgebuddelt. Dein Onkel ist nicht hier.”
    Joe stellte sich ihm in den Weg. “Ganz bestimmt ist er hier. Womöglich direkt vor unserer Nase.”
    “Wenn du das Grab gefunden hast, dann sag uns unbedingt Bescheid”, sagte McCormick. Aber als Joe dann eifrig auf eine Stelle deutete, ging er weg.
    Joe ließ seinen Blick über die Baumwollfelder schweifen, dann schaute er zur Scheune und zum Haus. “Und was ist mit der Bibel? Kennedy weiß viel mehr über die ganze Sache, als er uns sagen will. Sonst hätte er doch nicht solche Anstrengungen unternommen, sie zu verstecken!”
    McCormick wirbelte herum. “Jetzt beschuldigst du also auch noch Kennedy?”
    “Ja, ganz genau”, sagte Joe.
    “Ich muss dich ja wohl nicht darauf hinweisen, dass sein Vater der Bürgermeister dieser Stadt ist. Otis hat mich heute schon zweimal angerufen, um mir mitzuteilen, dass ich keinen Fehler machen soll. Was glaubst du wohl, was er macht, wenn ich einfach aus dem blauen Dunst heraus seinen Sohn verunglimpfe?”
    “Hier wird doch überhaupt niemand verunglimpft”, protestierte Joe.
    “Man kann aber nicht einfach in der Gegend herumlaufen und andere Menschen des Mordes beschuldigen, Joe”, sagte McCormick. “Nicht, solange man keine Beweise hat.”
    In der nun folgenden Stille sahen alle einander an. Joe wurde rot, blickte aber weiterhin störrisch drein und signalisierte damit, dass er nicht einlenken wollte. “Die Bibel ist doch ein Beweis.”
    McCormick ballte die Fäuste und trat auf ihn zu. “So? Was beweist sie denn? Dass du die Bibel irgendwo im Wald gefunden hast, sagt uns zunächst einmal gar nichts – außer, dass wir hier wohl am falschen Ort gegraben haben.”
    Joe deutete auf Kennedy. “Frag doch mal ihn, woher die Bibel stammt! Na los doch!”
    Der Polizeichef rieb sich mit der Hand über den Hals, als wollte er die Spannung lindern, die sich dort aufgestaut hatte. Er dachte über Joes Aufforderung nach, verwarf sie, zog sie dann doch wieder in Erwägung und fragte: “Kennedy, möchtest du darauf antworten?”
    Kennedy zuckte mit den Schultern. “Ich weiß überhaupt nicht, wovon er redet.”
    “Das dachte ich mir schon.” McCormick wandte sich an seine Männer. “Hinterlasst alles ungefähr so, wie wir es vorgefunden haben. Und dann machen wir uns aus dem Staub. Es gibt noch eine Menge wichtigerer Dinge zu erledigen.”
    Joe hielt ihn am Arm fest. “Und was ist mit Jeds Geständnis?”
    “Was soll damit sein?”
    “Der weiß doch auch mehr, als er sagt.”
    “Wenn er wüsste, wo dein Onkel abgeblieben ist, dann würde er nicht behaupteten, er habe einen Hund umgebracht, oder?”
    Jed beobachtete Irene, als würde er vermuten, was Grace bereits wusste. Sie wäre jetzt gern zu ihm gegangen, um ihm zu danken, aber Joe machte immer noch Schwierigkeiten.
    “Bestimmt hat Clay die Leiche beseitigt”, sagte er. “Wir sollten das Haus durchsuchen, den Keller, die anderen Gebäude …”
    “Ein Durchsuchungsbefehl ist keine Blanko-Vollmacht für alles, worauf man gerade Lust hat, Joe.”
    “Aber du könntest doch noch mal zu Richter Reynolds gehen und …”
    “Nein”, unterbrach ihn McCormick. “Wir sind jetzt hier fertig. Und wenn du schlau bist, dann verschwindest du jetzt auch, bevor Clay dich noch mehr in die Mangel nimmt als Kennedy. Das Recht dazu hätte er, denn du bist unbefugt auf das Grundstück eingedrungen.”
    Clay warf Joe einen durchdringenden Blick zu, und Joe stolperte verschreckt zwei Schritte zurück. “Lass uns gehen, Joe”, sagte Mrs. Vincelli zu ihrem Sohn. Ganz offensichtlich hatte auch sie genug von diesem Theater.
    “Ich hätte nie gedacht, dass du einmal Partei für sie ergreifen würdest, ausgerechnet du”, sagte Joe zu Kennedy.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Grace ein ganz kleines bisschen Mitleid mit Joe. Er hatte Kennedy immer bewundert, ihn schon fast verehrt.
    Kennedy nahm ihre Hand. “Tut mir leid, Joe. Was auch immer in der Vergangenheit geschehen ist und wie auch immer die Wahlen ausgehen werden, eines steht fest: Grace und ich gehören von nun an zusammen.”
    Joe wurde blass. “Wer hätte gedacht, dass du
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