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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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im Gang, als du aus dem Familienzimmer gekommen bist?«
    »Ja.«
    »Hast du gesehen, woher er kam?«
    »Nein.«
    »Wohin er ging?«
    »Ich dachte, er würde zu Dora und Miriam gehen.«
    »Hast du gesehen, dass er das Familienzimmer betreten hat?«
    »Ich hatte eben Pelletier am Apparat.« Es klang schärfer, als ich beabsichtigt hatte.
    »Sei doch nicht so abwehrend.«
    »Das war nicht abwehrend«, sagte ich abwehrend und riss die Druckknöpfe meines Labormantels mit beiden Händen auf. »Nur Detailgenauigkeit.«
    Ryan nahm Kesslers Foto zur Hand.
    »Was sehe ich da?«
    »Ein Skelett.«
    Ryan verdrehte die Augen.
    »Kessler – « Ich hielt inne. »Der mysteriöse bärtige Fremde hat mir gesagt, es komme aus Israel.«
    »Kommt das Foto aus Israel, oder wurde es dort aufgenommen?«
    Noch ein Versäumnis meinerseits.
    »Das Foto ist über vierzig Jahre alt. Es ist wahrscheinlich bedeutungslos.«
    »Wenn jemand sagt, dass es einen Tod verursacht hat, dann ist es nicht bedeutungslos.«
    Ich wurde rot.
    Ryan drehte das Foto um, wie ich es getan hatte. »Was heißt M de 1 H? «
    »Du hältst das für ein M? «
    Ryan ignorierte meine Frage.
    »Was war im Oktober dreiundsechzig los?«, fragte er mehr sich selbst als mich.
    »Oswalds Gedanken waren bei JFK.«
    »Brennan, du kannst einem wirklich …«
    »Das hatten wir bereits.«
    Ich stellte mich neben Ryan, drehte das Foto wieder um und deutete auf das Objekt links der Beinknochen.
    »Siehst du das?«
    »Das ist ein Pinsel.«
    »Es ist ein provisorischer Richtungspfeil.«
    »Soll heißen?«
    »Ein alter Archäologentrick. Wenn man keinen offiziellen Marker hat, um Größenverhältnisse und Ausrichtung zu kennzeichnen, legt man irgendwas hin und richtet es nach Norden aus.«
    »Du glaubst also, das Foto wurde von einem Archäologen aufgenommen?«
    »Ja.«
    »Auf was für einer Ausgrabungsstätte?«
    »Einer mit Gräbern.«
    »Langsam machen wir Fortschritte.«
    »Schau, dieser Kessler ist wahrscheinlich ein Spinner. Stöbere ihn auf und quetsch ihn aus. Oder rede mit Miriam.« Ich deutete auf das Foto. »Vielleicht weiß sie, warum dieses Ding ihren Mann so aus der Fassung brachte.« Ich zog den Labormantel aus. » Falls es ihn tatsächlich aus der Fassung brachte.«
    Ryan betrachtete das Foto eine ganze Minute lang. Dann hob er den Kopf und sagte: »Hast du die Tap Pants gekauft?«
    Meine Wangen brannten. »Nein.«
    »Roter Satin. Verdammt sexy.«
    Ich kniff die Augen zusammen, um ihm anzudeuten: Nicht hier. »Ich mache Schluss für heute.«
    Ich ging zum Schrank, hängte den Labormantel hinein und leerte die Taschen. Leerte meine Libido.
    Als ich mich wieder umdrehte, stand Ryan bereits, starrte aber immer noch Kesslers Foto an.
    »Glaubst du, dass einer deiner Paläo-Kumpels das Ding identifizieren kann?«
    »Ich kann ja mal ein paar anrufen.«
    »Könnte nicht schaden.«
    An der Tür drehte Ryan sich um und hob die Augenbrauen. »Bis später?«
    »Mittwoch ist mein Tai-Chi-Abend.«
    »Morgen?«
    »Okay.«
    Ryan deutete mit dem Finger auf mich und zwinkerte. »Tap Pants.«
     
    Meine Eigentumswohnung in Montreal befindet sich im Erdgeschoss eines u-förmigen Flachbaus. Ein Schlafzimmer, Arbeitszimmer, zwei Bäder, Wohn- und Esszimmer und eine Durchgangsküche, die so schmal ist, dass man an der Spüle steht und sich nur umzudrehen braucht, um den Kühlschrank zu öffnen.
    Durch eine der Bogentüren in der Küche erreicht man über einen kurzen Gang eine gläserne Doppeltür, die auf einen zentralen Innenhof hinausführt. Durch die andere Küchentür kommt man ins Wohnzimmer, von dem aus eine weitere Doppeltür in einen winzigen, umschlossenen Garten führt.
    Gemauerter, offener Kamin. Hübsche Holzarbeiten. Genügend Wandschränke. Parkhaus im Keller.
    Nichts Ausgefallenes. Das wichtigste Verkaufsargument des Gebäudes ist seine zentrale Lage. Mitten im Centre-ville. Alles, was ich brauche, befindet sich im Umkreis von zwei Blocks von meinem Bett aus.
    Birdie ließ sich nicht blicken, als ich mit dem Schlüssel klimperte.
    »Hey, Bird.«
    Keine Katze.
    »Tschirp.«
    »Hey, Charlie.«
    »Tschirp. Tschirp.«
    »Birdie?«
    »Tschirp. Tschirp. Tschirp. Tschirp. Tschirp.« Ein bewundernder Pfiff.
    Ich hängte meinen Mantel in den Schrank, brachte den Laptop ins Arbeitszimmer, stellte meine mitgebrachte Lasagne in der Küche ab und ging weiter ins Wohnzimmer.
    Bird saß in seiner Sphinx-Pose da, die Hinterläufe unter dem Körper, den Kopf erhoben, die Vorderpfoten nach innen
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