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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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es komme aus Israel.«
    »Aus den Sechzigern?«
    »Auf der Rückseite steht Oktober 63. Und eine Abkürzung. Vielleicht eine Adresse.«
    »Ziemlich vage.«
    »Ja.«
    »Ich schaue mir das gern mal an.«
    »Ich scanne das Foto ein und schick’s dir per E-Mail.«
    »Sehr optimistisch bin ich allerdings nicht.«
    »Ich bin dir sehr dankbar, dass du’s dir wenigstens anschauen willst.«
    Ich wusste, was jetzt kam. Jack wiederholte seinen altbekannten Spruch wie eine schlechte Bierwerbung.
    »Du solltest mit uns kommen, Tempe. Zu deinen archäologischen Wurzeln zurückkehren.«
    »Es gibt nichts, was ich lieber tun würde, aber im Augenblick bin ich hier unabkömmlich.«
    »Irgendwann einmal.«
    »Irgendwann einmal.«
    Gleich nach dem Anruf eilte ich in die Bild-Abteilung, scannte das Foto ein und schickte die jpg-Datei an den Computer in meinem Büro. Dann eilte ich zurück, ging online und schickte das Bild an Jakes Mailbox im UNCC.
    Und wieder zurück zu Ferris’ zertrümmertem Schädel.
    Frakturen des Schädels zeigen erstaunliche Varianz, was das Bruchmuster angeht. Die erfolgreiche Interpretation eines vorliegenden Musters basiert auf dem Verständnis der biomechanischen Eigenschaften des Knochens in Kombination mit dem Wissen über die an der Erzeugung des Bruchs beteiligten inneren und äußeren Faktoren.
    Ganz einfach, nicht? Wie Quantenphysik.
    Obwohl ein Knochen ziemlich starr erscheint, weist er doch eine gewisse Elastizität auf. Unter Belastung gibt ein Knochen nach und verändert die Form. Wenn die Grenzen der Deformationselastizität überschritten werden, geht der Knochen kaputt, er bricht.
    Das ist der biomechanische Teil.
    Am Schädel verfolgen Brüche die Pfade des geringsten Widerstands. Diese Pfade werden bestimmt von Dingen wie Gewölbekrümmung, Knochenvorsprüngen und Nähten, den gewundenen Verbindungsstellen zwischen den verschiedenen Knochen.
    Das sind die inneren Faktoren.
    Zu den äußeren Faktoren gehören Größe, Geschwindigkeit und Winkel des aufprallenden Objekts.
    Stellen Sie es sich so vor. Der Schädel ist eine Kugel mit Höckern und Kurven und Lücken. Man kann die Art und Weise vorhersagen, wie diese Kugel bricht, wenn ein aufprallendes Objekt Ärger macht. Sowohl eine 22er-Kugel wie ein Zwei-Zoll-Rohr sind aufprallende Objekte. Nur bewegt die Kugel sich viel schneller und trifft eine kleinere Fläche.
    Jetzt wissen Sie ungefähr, worum es geht.
    Trotz der massiven Schäden wusste ich, dass ich an Ferris’ Schädel ein atypisches Muster sah. Je genauer ich hinschaute, desto mulmiger wurde mir.
    Ich legte eben ein Fragment des Hinterhauptsbeins unter das Mikroskop, als das Telefon klingelte. Es war Jake Drum. Diesmal gab es kein entspanntes »hey«.
    »Wo, hast du gesagt, hast du das Foto her?«
    »Das habe ich noch gar nicht gesagt. Ich …«
    »Wer hat es dir gegeben?«
    »Ein Mann namens Kessler. Aber …«
    »Hast du es noch?«
    »Ja.«
    »Wie lange bist du noch in Montreal?«
    »Ich fliege am Sonntag für ein paar Tage in die Staaten, aber …«
    »Wenn ich morgen einen Abstecher nach Toronto mache, kannst du mir dann das Original zeigen?«
    »Ja. Jake …«
    »Ich muss die Fluggesellschaft anrufen.« Seine Stimme war so angespannt, als wäre die Queen Mary daran vertäut. »Bis dahin, versteck das Foto.«
    Die Leitung war tot.

4
    Ich starrte das Telefon an.
    Was konnte so wichtig sein, dass Jake Pläne änderte, an denen er bereits seit Monaten arbeitete?
    Ich legte Kesslers Foto in die Mitte meiner Schreibunterlage.
    Wenn ich mit dem Pinsel Recht hatte, lag das Skelett in Nord-Süd-Richtung. Die Handgelenke waren auf dem Bauch überkreuzt. Die Beine waren voll gestreckt.
    Bis auf eine leichte Verschiebung der Becken- und Fußknochen sah alles anatomisch korrekt aus.
    Zu korrekt.
    Die Patellas lagen perfekt platziert am Ende jedes Oberschenkelknochens. Es ist unmöglich, dass Kniescheiben so gut in Position bleiben.
    Und noch etwas anderes stimmte nicht. Das rechte Wadenbein lag innerhalb des rechten Schienbeines. Es hätte auf der anderen Seite liegen müssen.
    Schlussfolgerung: Die Szenerie war manipuliert worden.
    Hatte ein Archäologe die Knochen für dieses Foto angeordnet, oder hatte die Manipulation eine tiefere Bedeutung?
    Ich trug das Foto zum Mikroskop, drehte die Leistung herunter und brachte die Glasfaserlampe in Stellung.
    Die Erde in der Umgebung der Knochen war übersät von Fußabdrücken. Unter Vergrößerung konnte ich mindestens zwei unterschiedliche
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