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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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bin auf dem Weg nach oben.«
    » Bon. Die Schwester macht sich schon in die Hose wegen der Beerdigung.«
    Als ich abgeschaltet und mich umgedreht hatte, war der Gang leer. Na gut. Ich würde Ryan das Foto geben. Wir hatten ja eine Liste mit den Namen der Beobachter. Wenn er die Sache weiterverfolgen wollte, konnte er sich dort die nötigen Informationen über Kessler beschaffen.
    Ich drückte auf den Aufzugsknopf.
     
    Bis Mittag hatte ich meinen Bericht über Charles Bellemare fertig. Ich kam zu dem Schluss, dass der letzte Ritt des Cowboys, wie merkwürdig die Umstände auch sein mochten, Resultat seiner eigenen Verrücktheit war. Antörnen. Aufdrehen. Aussteigen. Oder, in Bellemares Fall, raufsteigen und runterfallen. Was hatte er da oben nur gewollt?
    Beim Mittagessen informierte mich LaManche, dass es schwierig werden dürfte, Ferris’ Kopfverletzungen in situ , also ohne Abtrennen des Kopfes, zu untersuchen. Die Röntgenaufnahmen zeigten nur ein Kugelfragment und deuteten darauf hin, dass der hintere Teil des Schädels und die linke Gesichtshälfte zertrümmert waren. Außerdem sagte er mir, dass meine Analyse von grundlegender Bedeutung sein würde, da die Verstümmelung durch die Katzen das auf den Röntgenaufnahmen erkennbare Muster der metallischen Spuren verändert habe.
    Darüber hinaus war Ferris so gefallen, dass seine Hände unter ihm zu liegen kamen. Die Verwesung hatte einen Nachweis von Schmauchspuren unmöglich gemacht.
    Um 13 Uhr 30 fuhr ich wieder in die Leichenhalle hinunter.
    Ferris’ Torso war inzwischen von der Kehle bis zum Schambein geöffnet, und seine Organe schwammen in geschlossenen Behältern. Der Gestank im Raum war in den roten Bereich geklettert.
    Anwesend waren Ryan und der Fotograf sowie zwei der vier Beobachter vom Vormittag. LaManche wartete fünf Minuten und nickte dann seiner Autopsietechnikerin zu.
    Lisa setzte Schnitte hinter Ferris’ Ohren und quer über das Schädeldach. Dann löste sie mit Skalpell und Fingern die Schädelschwarte von oben her in Richtung Hinterkopf ab, wobei sie immer wieder innehielt, um das Kärtchen mit der Fallnummer für die Fotos neu zu platzieren. Während so langsam die Fragmente freigelegt wurden, traten LaManche und ich näher heran, betrachteten, skizzierten und legten sie in Behälter.
    Nachdem wir mit dem oberen und hinteren Teil von Ferris’ Kopf fertig waren, löste Lisa die Haut von seinem Gesicht, und LaManche und ich wiederholten die Prozedur, wir untersuchten, skizzierten und traten dann zurück, damit Fotos gemacht werden konnten. Langsam extrahierten wir schließlich die Trümmer, die Ferris’ Oberkieferknochen, Wangen-, Nasen- und Schläfenbeine gewesen waren.
    Um vier waren die Überreste von Ferris’ Gesicht wieder an Ort und Stelle, und eine y-förmige Naht hielt Brust und Bauch wieder zusammen. Der Fotograf hatte fünf Filmrollen. LaManche hatte einen ganzen Stapel von Skizzen und Notizen. Ich hatte vier Behälter mit blutigen Knochentrümmern.
    Ich säuberte eben Knochenfragmente, als Ryan im Gang vor meinem Labor auftauchte. Ich sah ihn durch das Fenster über dem Waschbecken.
    Zerfurchtes Gesicht, Augen zu blau, als dass es ihm gut täte.
    Oder mir.
    Als Ryan mich sah, drückte er Handflächen und Nase ans Glas. Ich spritzte ihm Wasser entgegen.
    Er wich zurück und deutete zu meiner Tür. Ich formte mit den Lippen »offen« und winkte ihn herein. Ein dümmliches Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.
    Okay. Vielleicht war Ryan doch nicht so schlecht für mich.
    Aber zu diesem Schluss war ich erst vor kurzem gekommen.
    Fast ein Jahrzehnt lang hatten Ryan und ich uns in einer mal vorhandenen, mal nicht vorhandenen Beziehung aneinander gerieben. Aufwärts-abwärts. Ja-nein. Heiß-kalt.
    Heiß-heiß.
    Von Anfang an hatte ich mich von Ryan angezogen gefühlt, doch einem dementsprechenden Verhalten standen mehr Hindernisse im Weg, als die Unabhängigkeitserklärung Unterzeichner hatte.
    Ich glaube an die Trennung von Beruf und Vergnügen. Keine Kaffeeautomaten-Romanze für diese Señorita. Auf gar keinen Fall.
    Ryan arbeitet im Morddezernat. Ich arbeite in der Leichenhalle. Hier gilt die berufliche Fernhaltungsklausel. Hindernis eins.
    Dann war da noch Ryan selbst. Jeder kannte seine Biografie. Geboren in Nova Scotia als Sohn irischer Eltern, landete der junge Andrew schließlich am falschen Ende der zerbrochenen Budweiser-Flasche eines Bikers. Darauf verließ der Bursche die dunkle Seite und ging zu den guten Jungs,
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