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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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letztendlich zu meinem achten Roman führen sollten. Eines Morgens rief Tabor mich an und erzählte von geplünderten Gräbern und gestohlenen Skeletten. Er arbeitete gerade an einem Sachbuch, The Jesus Dynasty , in dem er historische Fakten über die Jesus-Familie präsentieren wollte, so weit sie nach neuesten historischen Forschungen und Entdeckungen bekannt waren. Ob ich Lust auf eine Geschichte hätte, die mir vielleicht als Vorlage für ein neues Temperance-Brennan-Abenteuer dienen könnte?
    Und ob ich Lust hatte. Immerhin hatte ich meine Karriere als Archäologin begonnen. Warum das alte Mädchen nicht an einer archäologischen Intrige teilhaben lassen? Wir verabredeten uns, und beim Mittagessen zeigte Tabor mir Fotos und Zeitungsausrisse und erzählte mir das Folgende:
    Von 1963 bis 1965 gräbt der israelische Archäologe Yigael Yadin mit einem internationalen Team aus Freiwilligen die israelische Stätte Masada aus. Fünfundzwanzig Skelette und ein Fötus werden in einer Höhle unter der Kasemattenmauer an der Südflanke des Gipfels gefunden. Yadin spricht über diese Knochen nicht mit der Presse, obwohl er ausführlich auf drei Skelette eingeht, die in dem Ruinenkomplex am nördlichen Ende des Gipfels gefunden werden. Und auch vom biologischen Anthropologen des Projekts, Nicu Haas, werden die Knochen aus der Höhle nirgendwo dokumentiert. Bis auf eine Erwähnung in einem Anhang, werden die Knochen oder der Inhalt der Höhle in den sechs Bänden der letztgültigen Ausgrabungspublikation über Masada kein einziges Mal erwähnt.
    Dreißig Jahre vergehen. Plötzlich taucht ein Foto von einem einzelnen, vollständigen Skelett auf, das in derselben Höhle liegt, in der Yadins Team die fünfundzwanzig durcheinander geworfenen Individuen fand. In veröffentlichten Berichten oder Interviews erwähnt Yadin dieses Skelett nie.
    Neugierig geworden, spürt Tabor Mitschriften der Teambesprechungen auf, die anstelle von Ausgrabungstagebüchern verfasst wurden. Die Seiten aus den Tagen der Entdeckung und Bergung des Skeletts fehlen.
    Tabor entdeckt auch Nicu Haas’ originale handschriftliche Notizen. Aus seinem Knocheninventar wird klar, dass er das komplette, anatomisch korrekt angeordnete Skelett nie gesehen hat.
    Tabor recherchiert nun Zeitungsartikel aus der Zeit der Masada-Ausgrabung. Er findet eine Aussage Yadins gegenüber einem Journalisten in den späten Sechzigern, in der er angibt, es sei nicht seine Aufgabe, eine Radiokarbon-Untersuchung in Auftrag zu geben. Tabor schaut in der Zeitschrift Radiocarbon nach und entdeckt dort, dass Yadin in den Sechzigern durchaus Proben von anderen Ausgrabungsstätten für eine Radiokarbon-Untersuchung eingeschickt hat.
    Ich sah mir das kleine Schwarz-Weiß-Foto dieses einzelnen Skeletts an. Ich sah mir Fotokopien von Haas’ Notizen und den Mitschriften der Teambesprechungen an. Ich hatte Blut geleckt. Aber Tabor war noch nicht fertig.
    Ein Zeitsprung in den Sommer 2000. Bei einer Exkursion mit Studenten im Hinnom-Tal stolpern Tabor und der israelische Archäologe Shimon Gibson über ein frisch geplündertes Grab. Sie starten eine Ausgrabung und entdecken dabei zertrümmerte Ossuare und in ein Leichentuch gewickelte skelettale Überreste. Eine C-14-Datierung ergibt, dass das Leichentuch aus dem ersten Jahrhundert stammt. Eine DNS-Sequenzierung ergibt Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Individuen in diesem Grab. Ossuar-Fragmente tragen die Namen Maria und Salome.
    Noch ein Zeitsprung. Oktober 2002. Ein Antiquitätensammler gibt die Existenz eines Ossuars aus dem ersten Jahrhundert mit der Inschrift »Jakobus, Sohn des Joseph, Bruder des Jesus« bekannt. Der Sammler behauptet, der Kasten sei 1978 erworben worden, aber Tabor hat Indizien dafür gefunden, dass das Ossuar bei der Plünderung seines Grabs mit dem Leichentuch zwei Jahre zuvor gestohlen worden war. Die Bauweise entspricht den gefundenen Fragmenten. Die Verzierung ebenfalls. Und in Jerusalem sind Gerüchte aufgetaucht.
    Tabor zieht nun ernsthaft die Möglichkeit in Betracht, dass er über das Familiengrab Jesu gestolpert sein könnte. 2003 bittet er um Knochenproben aus dem »Jakobus-Ossuar« für eine mitochondriale DNS-Untersuchung. Er will die Sequenzierung dieser Knochen mit den Sequenzierungen der Proben aus dem »Leichentuch«-Grab vergleichen. Der Direktor der Israelischen Archäologiebehörde lehnt diese Bitte mit der Begründung ab, der Fall liege in den Händen der Polizei, die eben eingehende Ermittlungen
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