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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Recht haben. Aber die Vorstellung ist so überwältigend, dass sie nicht so leicht zu verdauen ist. Die drei großen Religionen, die alle so dicht mit der Geschichte Palästinas verwoben sind, fußen mehr auf göttlichem Geheimnis und spirituellem Glauben als auf Wissenschaft und Vernunft zur Begründung ihrer Rechtmäßigkeit. Historische Tatsachen werden so interpretiert, dass sie zur jeweils herrschenden Lehrmeinung passen. Widersprechende Tatsachen werden geleugnet.
    Die Tatsachen, die Jake in Bezug auf das Kidron-Grab postuliert, könnten wesentliche Elemente des christlichen Glaubens unterminieren. Vielleicht blieb Maria gar keine Jungfrau. Vielleicht hatte Jesus Geschwister, vielleicht sogar Nachkommen. Vielleicht blieb Jesus nach der Kreuzigung tot und in sein Leichentuch eingehüllt.«
    Ich deutete mit dem Kopf zur Höhle unter uns.
    »Dasselbe gilt für Höhle 2001 und gewisse Teile der heiligen jüdischen Geschichte. Vielleicht war Masada während der Revolte im ersten Jahrhundert nicht nur von jüdischen Zeloten besetzt. Vielleicht waren hier oben auch frühe Christen. Wer weiß? Sicher weiß ich nur eins: Es ist tragisch, dass wir aus den Knochen aus dem Leichentuch keine DNS extrahieren konnten. Vor allem weil klar ist, dass zumindest einer der Menschen in der Höhle hier oben verwandt war mit den Leuten in Jakes Grab dort unten.«
    Ryan dachte darüber nach. Dann: »Das heißt also, obwohl die DNS einen Zahn aus Masada mit dem Kidron-Grab in Verbindung bringt, bist du immer noch der Ansicht, dass das Wiederauftauchen von Max und die Entdeckung der Knochen im Leichentuch innerhalb weniger Wochen einer reiner Zufall waren?«
    »Ja. Der Zahn stammte zweifellos von jemandem in Höhle 2001 und wurde fälschlicherweise Max eingesetzt. Aber es könnte sein, dass Max in dieser ganzen Geschichte nur der Bote und nicht die Botschaft ist. Komisch. Eigentlich interessiert mich viel mehr, wem dieser Zahn gehörte, als wer Max war.«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Das fing zwar alles mit Max an, aber es kann sein, dass Max nur durch einen glücklichen Zufall in diese wichtige Begräbnisstätte kam.«
    »Ich komme noch immer nicht mit.«
    »Da Max’ Grab sich weit hinten in der Höhle befand, wurde seine Leiche von Tieren verschont. Möglich, dass sie deshalb vollständig blieb. Nicht weil er auf andere Art als die anderen begraben worden war oder weil er einen höheren sozialen Rang als die anderen hatte, sondern ganz einfach deshalb, weil er in größerer Entfernung zum Höhleneingang in die Erde gelegt worden war. Aber da seine Überreste das einzige komplette und anatomisch korrekt angeordnete Skelett darstellten, betrachtete man Max automatisch als etwas Besonderes. Irgendjemand schaffte ihn aus Israel heraus. Lerner stahl ihn. Ferris und Morissonneau versteckten ihn. Aber letztendlich könnte Max’ wichtigster Beitrag lediglich der sein, dass er vollständig erhalten blieb und uns zu dem fremden Backenzahn führte.«
    »Dass er also das Kidron-Grab mit Masada in Verbindung brachte. Hat Jake irgendwelche Theorien, wessen Zahn das sein könnte?«
    »Da kommen viele Leichen in der Höhle infrage. Jake vermutet einen Neffen Jesu, vielleicht ein Kind von einer der Schwestern. Die mitochondriale DNS zeigte eine Verbindung mütterlicherseits.«
    »Kein Geschwister?«
    »Unwahrscheinlich. Die Inschriften nennen Judas, Josephus, Jakobus, falls dieses Ossuar wirklich echt ist, die beiden Marias und Salome. Simon starb erst Jahre später.«
    Wieder verstummten wir beide. Ich brach das Schweigen.
    »Ist schon komisch. Mit Max fing alles an. Lerner stahl ihn aus dem Musée de l’Homme, weil er an Joyces Geschichte über die Schriftrolle und seine Theorie, dass Jesus in Masada weiterlebte, glaubte. Dann zeigt sich, dass Joyces Theorie zutreffen könnte in Bezug auf Jesus, irgendeinen Jesus, aber nicht auf Max. Max kann nicht der Jesus von Nazareth sein, der nach der Heiligen Schrift mit Anfang dreißig starb. Sein Alter passt nicht, und seine mitochondriale DNS schließt ihn aus der Mutterlinie in dem Kidron-Grab aus. Aber Max könnte ein Neffe Jesu sein.«
    »Grossets Schriftrolle wurde angeblich von jemandem namens Jesus, Sohn des Jakobus, geschrieben.«
    »Genau. Aber der Zahn könnte ebenfalls von einem Neffen Jesu stammen. Nach Bergerons Schätzung starb der Zahnträger im Alter zwischen fünfunddreißig und vierzig. Wenn eine von Jesu Schwestern einen Mann namens Jakobus geheiratet und mit ihm einen Sohn gehabt
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