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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt
Autoren: Brenda Novak
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sie daran dachte, was die Polizei auf der Farm finden würde, wäre es das Risiko vielleicht wert, die Fotos ins Spiel zu bringen. Besonders, wenn …
    Sie setzte sich ruckartig auf.
    “Was ist?”, fragte Clay.
    “Nichts”, antwortete sie, weil sie davon ausging, dass er sie ohnehin nicht gewähren ließe, wenn sie ihn einweihte. “Es ist spät. Ich muss zurück zu Whitney.”
    Am nächsten Morgen saß Allie auf der äußersten Kante eines altmodischen Ohrensessels im Wohnzimmer der Vincellis, blickte in die Gesichter von Elaine, Roger und Joe Vincelli und atmete den Zitrusduft von Möbelpolitur ein. Als sie angerufen und um einen Termin gebeten hatte, war Mrs. Vincelli äußerst zurückhaltend gewesen. Aber jetzt, wo sie hier war, konnte Allie ihre Neugierde spüren.
    “Marcus, jetzt komm schon!”, rief Elaine.
    Ihr Mann war seit Allies Ankunft am Telefonieren. Er hatte kurz aufgeblickt, aber nicht einmal einen Gruß genickt, als sie an der Küche vorbeigegangen war. Und er bemühte sich auch nicht, sein Gespräch abzukürzen. Im Gegenteil: Er – wie auch der Rest seiner Familie – setzte alles daran, Allie zu zeigen, dass sie nicht sonderlich weit oben auf der Prioritätenliste stand, dass es eine Menge Dinge gab, die wichtiger waren als ihre Anwesenheit.
    Aber Allie war sich ziemlich sicher, dass die Vincellis ihre Haltung bald ändern würden.
    “Können wir beginnen?”, fragte Elaine.
    Allie strich ihre weiße Bluse glatt. “Wenn Ihr Mann fertig ist.”
    “Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich nichts damit zu tun habe”, murrte Joe, dessen verunsicherter Blick sich schlagartig verfinsterte, als Allie ihn anschaute.
    “Ich weiß”, erwiderte sie höflich und wartete weiter.
    Schließlich schien Elaine ihre Geduld zu verlieren. Sie eilte hinaus und kam ein oder zwei Minuten später mit ihrem Mann im Schlepptau zurück.
    “Was ist los?”, fragte der, als er neben Elaine auf dem roséfarbenen Sofa Platz nahm. “Was wollen Sie von uns?”
    Allie machte sich nicht die Mühe zu antworten. Stattdessen zog sie eine Mappe aus ihrer Tasche. Sie öffnete sie und zog vier Blätter hervor. Sie hatte die Fotos gescannt, die Portenski ihr zugespielt hatte, und diese Ausdrucke reichte sie jetzt herum.
    Auf einem Bild war ein junges Mädchen zu sehen, die Beine gewaltsam gespreizt. Barker führte gerade einen Dildo in sie ein. Sein Gesicht hatte er auf ihren Bauch gepresst, um selbst mit aufs Foto zu kommen. Es war ein unzweifelhafter Fall von Kindesvergewaltigung. Ein weiteres Foto zeigte einen Mann, der seinen Penis in den Mund eines noch jüngeren Mädchens steckte. Zwar war das Gesicht des Mannes nicht zu erkennen, dafür aber Barkers markanter Siegelring an seiner Hand.
    Elaine Vincellis hörbares Einatmen, fast schon ein Keuchen, zeigte Allie, dass sie so geschockt war wie erwartet. Aber da ein Schock nicht gleichbedeutend war mit Kapitulation, blieben Allies Nerven angespannt. Diese Zusammenkunft hier war ihre letzte Hoffnung.
    “Das ist Rose! Und Kate Swanson!”, rief Elaine.
    “Woher haben Sie die?”, fragte Marcus. Er war aufgesprungen und sichtlich wütend.
    “Spielt das eine Rolle?”, fragte Allie zurück. Innerlich zitterte sie. So viel hing von dem Verlauf der nächsten Minuten ab. Aber äußerlich versuchte sie ruhig und gelassen zu wirken.
    “
O doch, das spielt eine Rolle!”
, brüllte er.
    Wieder bemühte sie sich um eine höfliche Antwort. “Jemand hat mir die Fotos in den Briefkasten gesteckt.”
    “Wer? Wer verbreitet so einen … so einen Dreck?”
    “Das Päckchen hatte keinen Absender”, erwiderte sie.
    Joe und Roger waren beide verstummt vor Entsetzen.
    Joe fand seine Sprache als Erster wieder. “Das kann nicht sein”, murmelte er. “Das muss ein …”
    “Sie meinen Ihren Onkel?”, half Allie ihm weiter. “Ich versichere Ihnen, dass er es ist. Wenn Sie mir nicht glauben, können wir die Echtheit der Fotos gern nachweisen lassen.”
    Sämtliche Farbe war aus Elaines Gesicht gewichen, und ihre Hände zitterten. “Marcus, mein Bruder hätte so etwas nie getan! Schon gar nicht mit Kindern. Nicht mit Rosie und Katie. Mein Bruder war Geistlicher. Er …”
    Sie war offenbar außerstande, weiterzusprechen.
    “Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll”, begann Marcus, offensichtlich genauso fassungslos. “Ich kann nicht … Er war unser Seelsorger. Wenn wir eine Tochter hätten, hätten wir sie in seine Kirche geschickt.”
    “Sicher hätte er …
seiner Familie
nichts
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