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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt
Autoren: Brenda Novak
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Wünsche – auch wenn er angesichts ihrer Unersättlichkeit bald seine eigene Meinung darüber hatte, wer hier wessen Wünsche erfüllte.
    “Lass meinen Arm los”, sagte er.
    Offenbar verunsichert von der plötzlichen Schärfe seines Tons blinzelte sie und nahm ihre Hand weg. “Und ich dachte, du würdest etwas für mich empfinden.”
    Mit dem Rücken zu ihr stieg er in seine Jeans. Sex entspannte ihn und half ihm, in den Schlaf zu finden. Deshalb hatte er seine Affäre mit Beth Ann noch nicht beendet. Aber jetzt gerade hatten sie zweimal miteinander geschlafen, und er fühlte sich so gerädert wie schon lange nicht mehr. Er musste immer wieder an Officer Allie McCormick denken. Seine Schwester Grace hatte ihm erzählt, dass sie in Chicago an der Aufklärung alter ungelöster Verbrechen gearbeitet hatte. Und dass sie verdammt gut war in ihrem Job. Würde sie den Fall, der seit Jahren ganz Stillwater in Bann hielt, noch einmal aufrollen?
    “Clay?”
    Beth Ann raubte ihm den letzten Nerv. “Wir sollten einfach aufhören, uns zu sehen”, knurrte er und angelte sich ein frisches T-Shirt.
    Als sie nicht antwortete, drehte er sich zu ihr um und sah, dass sie ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.
    “Wie kannst du nur so etwas sagen?”, schrie sie. “Ich habe dir lediglich eine Frage gestellt. Eine einzige!” Sie lachte gekünstelt, um ihm zu suggerieren, dass er völlig überreagiert hatte. “Du bist plötzlich so angespannt.”
    “Über meinen Stiefvater rede ich nicht. Punktum!”
    Sie wollte schon etwas erwidern, schien den Gedanken jedoch nach kurzem Überlegen zu verwerfen. “Okay, ich hab’s verstanden. Ich war müde und habe nicht daran gedacht, wie sehr dich dieses Thema aufregt. Tut mir leid.”
    Hätte sie doch nur gesagt, er solle sich zum Teufel scheren, und wäre gegangen!
    Clay starrte finster vor sich hin. Obwohl er immer wieder versucht hatte, Beth Ann klarzumachen, dass er sich emotional nicht binden wollte, hatte sie sich in ihn verliebt. Er wusste nicht, wie es passiert war, aber es stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Höchste Zeit, einen Schnitt zu machen. Er wollte einfach nicht daran erinnert werden, dass er ein Herz hatte, und schon gar nicht wollte er es jemand anderem öffnen. “Zieh dich an, ja?”, bat er.
    “Clay, du willst doch nicht wirklich, dass ich jetzt gehe, oder?”
    Er hatte sie eigentlich immer gleich nach Hause geschickt, damit gar nicht erst Zweifel an der Art ihrer Beziehung aufkamen. Doch die letzten Male hatte Beth Ann so getan, als sei sie schon eingeschlafen, und Clay hatte sie über Nacht bleiben lassen.
    Das war ein Fehler gewesen. “Ich habe zu tun, Beth Ann.”
    “Um ein Uhr morgens?”
    “Immer.”
    “Komm schon, Clay, komm zurück ins Bett. Ich massiere dich. Das schulde ich dir noch für das Kleid, das du mir geschenkt hast.”
    Ihr Lächeln war verführerisch, aber gleichzeitig lag so viel Verzweiflung darin, dass ihn kribbelnde Nervosität packte. Er hätte die ganze Sache schon vor einem Monat beenden sollen.
    “Du schuldest mir gar nichts. Vergiss mich einfach und werde glücklich.”
    Sie zog die Augenbrauen hoch. “Wenn du willst, dass ich glücklich werde, dann heißt das doch, dass ich dir etwas bedeute.”
    Er war entschlossen, ehrlich zu sein oder zumindest die Fassade des harten Kerls zu wahren, und schüttelte den Kopf: “Niemand bedeutet mir etwas.”
    Jetzt liefen Tränen über ihre Wangen, und Clay fluchte innerlich. Dass er das nicht hatte kommen sehen! Vielleicht hatte er zu sehr darauf vertraut, dass Beth Ann tatsächlich so oberflächlich war, wie er sie immer eingeschätzt hatte. Egal. Sie würde über ihn hinwegkommen – spätestens, wenn der nächste Mann über die Schwelle des Supermarkts schlenderte.
    “Was ist mit deinen Schwestern? Die liebst du doch wohl”, wandte sie ein. “Du würdest dir für Grace oder Molly doch ein Bein abhacken lassen, selbst für Madeline.”
    Was er für seine Schwestern getan hatte, war zu wenig gewesen – und er hatte zu spät gehandelt. Aber das würde Beth Ann nicht verstehen. Sie wusste ja nicht, was damals in der Nacht passiert war. Niemand wusste das, außer ihm, seiner Mutter und seinen Schwestern. Selbst seine Stiefschwester Madeline, Reverend Barkers einziges leibliches Kind, hatte keine Ahnung. Sie hatte ausgerechnet an jenem Abend bei einer Freundin geschlafen.
    “Das ist etwas anderes”, erwiderte er.
    Verletztes Schweigen. Dann sagte sie: “Du bist ein
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