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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt
Autoren: Brenda Novak
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Aber sie hatte keine Zeit, sich gründlicher umzuschauen. Schnell schaltete sie ihre Sirene aus und parkte den Wagen.
    Sie ließ die Scheinwerfer an, sprang aus dem Auto und eilte auf das Wohnhaus zu. Doch auf halbem Weg zur Vordertür sah sie eine Frau, die sich ein T-Shirt vor die nackte Brust presste und deren Hose an der Taille offen war.
    “Endlich, da sind Sie ja”, schrie die Frau und strauchelte von der Garage auf sie zu.
    Da die Frau allein zu sein schien, lockerte Allie ihre Hand, die an der Pistole lag. Den anderen Arm streckte sie aus, um Beth Ann Cole zu stützen. Allie hatte die Backwarenverkäuferin aus dem örtlichen Supermarkt schon öfter gesehen – und Beth Ann war keine Frau, die man so leicht vergaß. Ihr Gesicht und ihr Körper entsprachen voll und ganz dem gängigen Schönheitsideal: Sie war groß, grazil und wohlgeformt, hatte eine zarte Haut, langes blondes Haar und schmale grüne Katzenaugen.
    “Erzählen Sie mir, was hier los ist”, forderte Allie sie auf.
    Abrupt begann die Frau so heftig zu weinen, dass sie kein Wort mehr herausbrachte.
    “Versuchen Sie, sich zu beruhigen, ja?” Allie benutzte ihre Polizistinnenstimme, um Beth Ann aus ihrem hysterischen Anfall herauszuholen. Es schien zu funktionieren.
    “Mir … mir ist kalt”, brachte Beth Ann hervor und warf einen Blick auf das Haus, als fürchtete sie, Clay Montgomery könnte jeden Moment über sie herfallen. “Können … können wir uns in Ihren Wagen setzen?”
    “Natürlich.” Allie konnte zwar nichts Angsteinflößendes sehen oder hören, doch bevor sie nicht genau wusste, was hier vorgefallen war, wollte auch sie sich Clay nicht nähern. Sie kannte kaum einen undurchschaubareren Mann. Sie war auf dieselbe Junior High und später auf dieselbe Highschool gegangen wie er. Natürlich war er ihr schon damals aufgefallen – er war nun mal ein verdammt gut aussehender Typ. Aber nähergekommen war sie ihm nie. Niemand war das. Und selbst jetzt noch, nach so vielen Jahren, gab Clay Montgomery mehr als deutlich zu verstehen, dass er an Freundschaften nicht interessiert war.
    Wenn Allie noch ein bisschen wartete, würde die Verstärkung vielleicht endlich kommen.
    Sie half Beth Ann, auf der Beifahrerseite einzusteigen. Dann, nachdem sie sich noch einmal vergewissert hatte, dass Clay nicht plötzlich hinter einem der Azaleenbüsche hervorsprang, klemmte sie sich hinters Steuer.
    Sie verriegelte die Türen und schaltete die Scheinwerfer aus, dann wandte sie sich der Frau auf dem Beifahrersitz zu und musterte sie, so gut es in der Dunkelheit ging. Als sie ihren Wagen geparkt hatte, war ein Scheinwerfer an der Scheunenwand angegangen, in dessen Licht sie Beth Anns verschmierte Wimperntusche gesehen hatte. Doch das Licht war offenbar durch einen Bewegungsmelder aktiviert worden, denn just in diesem Moment ging es wieder aus, und Allie wollte die Wageninnenbeleuchtung nicht anschalten, bevor Beth Ann sich nicht richtig angezogen hatte.
    “Atmen Sie ein paarmal tief durch”, riet sie.
    Beth Ann schniefte und wischte sich mit der Hand übers Gesicht, doch es flossen immer mehr Tränen nach, sodass Allie, um sie nicht noch mehr zu verschrecken, mit einer unverfänglichen Frage begann. “Wie sind Sie hierhergekommen?”
    “Ich bin gefahren.” Sie zeigte auf einen grünen Toyota, der nicht weit entfernt geparkt war. “Das da ist mein Wagen.”
    “Haben Sie die Schlüssel?”
    Sie nickte und schniefte wieder. “In meiner Handtasche.”
    In ihrer Panik war sie noch in der Lage gewesen, ihre Handtasche zu greifen?
“Wann sind Sie hier herausgefahren?”
    “Ungefähr um zehn.”
    “Und Sie waren diejenige, die uns angerufen hat?”
    “Ja. Er ist … wie ein Tier”, stammelte Beth Ann. Sie fing wieder an zu schluchzen, brachte aber zwischen den Schluchzern ein paar fragmentarische Sätze hervor. “Er … hat diesen Geistlichen … diesen Reverend, von dem alle immer sprechen … er hat ihn umgebracht. Den Mann … der schon so lange … so lange vermisst wird.”
    Allie bekam Gänsehaut. Beth Ann klang so bestimmt, als hätte sie nicht den geringsten Zweifel, und ihre Worte untermauerten den allgemeinen Verdacht. “Woher wissen Sie das?”
    Beth Ann rutschte vor und zurück auf ihrem Sitz. Sie machte keine Anstalten, sich anzuziehen, sondern bedeckte sich immer noch mit ihrem T-Shirt. “Er hat es mir erzählt. Er … er sagte, wenn ich nicht aufhöre und meinen Mund halte, d…dann würde er mich zu Brei hauen, s…so wie …
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