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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt
Autoren: Brenda Novak
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Arschloch, weißt du das?”
    “Ja, ich glaube, das weiß ich besser als du.”
    Da er ihr keine Angriffsfläche bot, schlug sie wieder ihren weinerlichen Ton an: “Du hast mich die ganze Zeit nur benutzt, stimmt’s?”
    “Nicht mehr, als du mich benutzt hast”, entgegnete er ruhig und zog sich seine Stiefel an.
    “
Ich
habe dich
nicht
benutzt. Ich will dich heiraten!”
    “Du willst immer das haben, was du nicht kriegen kannst.”
    “Das stimmt nicht!”
    “Du wusstest von Anfang an, worauf du dich einlässt. Ich habe dich gewarnt, bevor du deinen Trenchcoat ausgezogen hast.”
    Ihr Blick huschte ziellos durch den Raum. Sie schien es tatsächlich nicht fassen zu können, dass es vorbei war. “Aber ich dachte … ich dachte, dass du für mich vielleicht …”
    “Hör auf damit”, fiel er ihr ins Wort.
    “Nein, Clay.” Sie kletterte aus dem Bett und kam auf ihn zu. Gleich würde sie sich an ihn klammern.
    Doch er wehrte sie mit einer Hand ab, bevor sie ihn erreichen konnte. Nicht einmal der Anblick ihrer vollen, wohlgeformten Brüste, ihres flachen Bauchs und der gebräunten Beine konnte ihn umstimmen. Ein Teil von ihm wollte leben und lieben wie andere Männer auch. Wollte eine Familie haben. Doch in seinem Inneren fühlte er sich leer. Tot. Genauso tot wie der Mann, der in seinem Keller vergraben lag. “Tut mir leid”, sagte er.
    Als sie merkte, wie wenig ihr Flehen ihn beeindruckte, kräuselten sich ihre Lippen, und ihre Augen funkelten plötzlich hart und kalt wie Smaragde.
    “Du Hurensohn! Du … So kommst du mir nicht davon. So nicht. Ich … ich werde …” Ein verzweifelter Schluchzer brach aus ihr hervor, dann stolperte sie zum Nachttisch und griff nach dem Telefon.
    Weil er Beth Anns schauspielerisches Talent kannte, rechnete er mit einem großen Melodrama, aufgeführt zu dem Zweck, einen ihrer vielen Verehrer dazu zu bringen, sie hier abzuholen, obwohl ihr eigener Wagen draußen vor der Tür parkte. Gleichgültig sah er ihr zu. Ihm war es egal, ob sie sein Telefon benutzte, solange sie sein Haus danach verließ. Ihr Stolz war verletzt, nicht ihr Herz. Eigentlich konnte das Ende ihrer Beziehung keine derart große Überraschung für sie sein.
    Sie bediente nur drei Tasten, und schon im nächsten Augenblick kreischte sie in den Hörer: “Hilfe! Polizei! Clay Montgomery bringt mich um! Weil ich weiß, was er mit dem Rev…”
    Mit drei langen Schritten durchquerte Clay den Raum, riss ihr den Hörer aus der Hand und knallte ihn auf die Gabel. “Bist du verrückt geworden?”, knurrte er.
    Ihr Atem ging schwer und keuchend. Ihre Augen blitzten, und ihr Gesicht verzerrte sich vor Wut. Alle Schönheit war verpufft.
    “Ich hoffe, sie stecken dich ins Gefängnis”, zischte sie hasserfüllt. “Und ich hoffe, du schmorst da bis ans Ende deiner Tage!”
    Sie raffte ihre auf dem Boden verstreuten Kleidungsstücke zusammen, eilte in den Flur und ließ einen kopfschüttelnden Clay zurück. Natürlich begriff sie nicht, dass ihr Wunsch längst Realität war: Selbst wenn er nicht leibhaftig im Gefängnis saß, so war er doch gefangen in seinen Erinnerungen. Erinnerungen an den Vorfall vor neunzehn Jahren. Und diese Erinnerungen würde er bis zum Ende seines Lebens mit sich herumtragen.
    Officer Allie McCormick konnte das Genuschel, das aus ihrem Funkgerät drang, nicht verstehen. Also lenkte sie den Wagen auf den Seitenstreifen der menschenleeren Landstraße, auf der sie seit Mitternacht Streife fuhr. “Was haben Sie gesagt?”
    Die Frau in der Notrufzentrale des Bezirks hatte offensichtlich auf irgendetwas herumgekaut und spuckte es nun aus: “Ich sagte, dass ich gerade einen Notruf von 10682 Old Barn Road empfangen habe.”
    Allie erkannte die Adresse sofort. Sie stand auf all den Aktenordnern, die sie durchgearbeitet hatte, seit sie vor einigen Wochen mit ihrer sechsjährigen Tochter in ihr Elternhaus nach Stillwater zurückgekehrt war. “Das ist die Farm der Montgomerys.”
    “Vielleicht besteht sogar die Gefahr eines 10-31 C.”
    “Mord?”
    “Ja, so klang es am Telefon.”
    Natürlich musste Allie sofort daran denken, dass vor Jahren womöglich schon einmal ein Mord auf dem Montgomery-Grundstück begangen worden war – falls Reverend Barker nicht aus freien Stücken verschwunden war. Man hatte nie irgendwelche Spuren und Hinweise gefunden.
    Wahrscheinlich erlaubte sich jemand einen Scherz. Kinder, denen die Fantasie durchging bei all den Gerüchten, die über Clay und seinen
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