Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse
Autoren: Dietmar Lykk
Vom Netzwerk:
plötzlich an einen Moment seiner Kanalpassage. Als der Offizier etwas am Computermonitor über die Container erklärte.
    »Hallo? Sind Sie noch da, Herr Malbek?«
    »Ja, verdammt, diese blöde Hose … ich suche nur einen Zettel, einen Moment!«
    Zahlencode, Buchstabe R oder L. Oder F.
    »Hier! Ich habe ihn! 12365 Minusstrich F! Sagt Ihnen das was?«
    »Noch mal! Etwas langsamer, bitte!«
    »Eins … zwei … drei … sechs … fünf … Minusstrich … F!«
    »Ich hab es mitgeschrieben. 12365 minus F. Okay?«
    »Okay!«
    »Das hört sich wie eine Containerladeposition auf unserem Schiff an! F könnte für Front stehen! Wo haben Sie das her?«
    »Erzähl ich Ihnen später. Wie schnell können Sie das prüfen?«
    »Na, zehn Minuten. Wenn das …«
    Die Verbindung war abgebrochen. Malbek duschte sich und legte das Handy in Hörweite vor die Tür des Bads. Er zog sich an, sah dabei prüfend in den Spiegel. Ein übernächtigtes Honigkuchenpferd sah ihm entgegen.
    Er versuchte, Stegemann zurückzurufen, bekam aber keine Verbindung. Malbek ging zur Tür und sah sich wehmütig um. Er überlegte einen Moment, ob er die Bettwäsche etwas richten sollte.
    Das Frühstücksbüfett schien besser zu sein als das Abendessen. Es war kurz nach sieben. Der Raum war fast leer. Ein älteres Ehepaar am Nebentisch nickte ihm freundlich grüßend zu. Wahrscheinlich hatten sie ihn gestern im »Seeigel« gesehen.
    Er verzichtete auf vieles und suchte nach den Zutaten, mit denen er einige Ersatzversionen seines Kraftbrotes zusammenstellen konnte. Er wickelte es in Servietten ein und ließ es in seiner Schultertasche verschwinden. Es würde ein langer Tag werden.
    Er hatte gestern gleich nach dem Besuch bei Manuela Bönig die »Meisenanlage« getestet. Er hatte zwei Straßen weiter geparkt, war zurückgegangen und hatte in weitem Abstand die Position gesucht, von der er in das Strandzimmer sehen konnte. Das Speicherdepot hatte er in einem verwachsenen Distelbusch versteckt. Malbek steckte den Hörer ins Ohr und schaltete auf Empfang. Jeder »Meise« war ein Kanal zugeordnet, sodass er zwischen den »Meisen« überblenden und den Ton getrennt aufnehmen konnte. Sicher nützlich, wenn in mehreren Zimmern gleichzeitig geredet wurde.
    Leider hatte er niemanden im Strandzimmer gesehen. Aber jemand war die Treppe hinaufgegangen. Wahrscheinlich Manuela Bönig.
    Auf der dem Terrassenfenster gegenüberliegenden hinteren Zimmerwand hatte er Rita Lüthjes »Warten« wie eine Kulisse schimmern sehen, deren Farbe noch nicht trocken war.
    Malbek sah auf sein Handy. Kein Anruf. Er wollte draußen versuchen, Stegemann zu erreichen. Er verließ den Frühstücksraum und gab den Zimmerchip an der Rezeption ab. Alles in Ordnung, die Rechnung sei schon bezahlt, sagte man ihm.
    Vor dem Hoteleingang atmete Malbek tief durch und schloss für einen Moment die Augen. Alles in Ordnung war es für ihn noch lange nicht, aber er fühlte sich trotzdem so gut wie schon lange nicht mehr.
    Als er die Augen öffnete, sah er nicht weit von seinem Dienstwagen Lüllmanns Offroader. Die Kofferraumklappe stand offen, und eine Frau griff hinein. Jette. Sie richtete sich auf, sah zum Hoteleingang und erkannte Malbek. Sie hatte wahrscheinlich Lüllmann erwartet. Ihr Mund blieb halb offen stehen, und Malbek sah auf die Entfernung ihre Augenlider zucken. Der Weg zu seinem Wagen führte an ihr vorbei. Sie schien seine Gedanken lesen zu können, blickte kurz nach rechts und erkannte seinen Dienstwagen.
    Sie schlug die Heckklappe zu. Er ging auf sie zu. Blieb stehen. Er sah sie an und war im Begriff, an ihr vorbeizugehen.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie.
    Er ging schweigend weiter.
    »Ich mach hier Recherchen.« Sie lief neben ihm her und schniefte mit der Nase. »Weißt du, das hat angefangen, als dieser Mord passierte auf der Vernissage. Ein Freund des Ermordeten hat mir gesagt, er könnte mir noch mehr über die Hintergründe zeigen, wir könnten zusammen die Sache aufklären. So würde ich dir doch helfen, dachte ich, und wir haben uns hier mit Leuten getroffen, die mehr über die Hintergründe erzählt haben. Das würde dich interessieren …« Sie zog die Nase hoch.
    Malbek schloss seinen Wagen auf.
    »Ich hab deinen Dienstwagen gar nicht gesehen«, sagte sie. »Bist du nicht mit deinem Skipper unterwegs? In geheimer Mission? Wir müssen uns unterhalten, dann bekommen wir das zusammen. Verstehst du nicht? Warum sagst du nichts?«
    Er setzte sich in den Wagen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher