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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse
Autoren: Dietmar Lykk
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erschien von links im Strandzimmer, in der rechten Hand vorsichtig ein Glas Rotwein balancierend, in der linken die Flasche Rotwein am Hals gepackt. Er trug maritime Kleidung, weißblauer Pulli und weiße Leinenhose. Er setzte sich in einen Sessel ganz rechts, sodass er die Zimmertür im Blick hatte. Glas und Flasche stellte er auf einen Beistelltisch neben einer Lampe. Griff wieder zum Glas und trank einen tiefen Schluck. Das Glas war schon fast leer. Also musste er in der Küche bereits getrunken haben.
    Eine Tür ging auf. Auf dem Kanal »Flur«. Malbek zog mit dem Touchpad den Regler auf dem Desktop höher. Es war Manuela Bönigs Zimmertür. Sie zischte beim Öffnen und Schließen, weil sie eine zusätzliche Kunststoffisolierung in der Türfalz hatte.
    Die Tür wurde nicht geschlossen. Manuela Bönig ging die Treppe hinunter. Auftritt von links. Sie ging langsam auf den im Sessel sitzenden Axel Molsen zu.
    »Ich habe ihn für dich und mich umgebracht. Du wusstest es«, sagte Manuela Bönig mit tonloser Stimme.
    »Ich habe dich nicht darum gebeten«, antwortete Molsen mit trotziger Stimme, freudig und kampfeslustig zugleich. Er hatte einen Erfolg errungen. Sie war endlich aus ihrem Zimmer gekommen und sprach mit ihm.
    Sie legte den Kopf so schräg wie immer, als ob sie etwas sagen wollte, über das sie lange nachgedacht hatte. Aber sie griff nur in ihre Jacke, hielt ihm etwas entgegen. Molsen konnte es offenbar nicht erkennen, nahm seine Brille ab, kam näher, hob den Kopf zu ihr und öffnete den Mund. Er holte Luft, um etwas zu sagen. Ein Schuss fiel, das Zimmer wurde von einem Blitz erhellt. Malbeks Ohrhörer übersteuerten, er riss sie aus den Ohren, ohne den Blick abzuwenden. Molsens Kopf schleuderte nach hinten, zog den Körper mit nach unten, Blutspritzer besprenkelten die Scheibe mit Punkten, die langsam in Rinnsalen nach unten wanderten.
    Einen unendlichen Augenblick lang war Malbek gelähmt, registrierte, dass er aufsprang, zur Waffe im Schulterholster griff, zur Terrassentür rannte und das Schloss der Glastür aufschoss, das vielleicht gar nicht verschlossen war.
    Manuela Bönig sah ihn an, als hätte sie die ganze Zeit auf ihn gewartet. Sie hielt ihm die Waffe entgegen, die Waffe ihres Mannes, die Markus Peters getötet hatte. Eine einschüssige Feuerzeugattrappe. Sein Blick fiel auf das Gemälde. Das Haus lag im Dunkeln, nur die Wege, die zum Haus im Hintergrund führten, waren von den Lichtflecken erhellt, die ihnen die Tischlampen ließen. Das Böse, das Axel Molsen von draußen, vom Weg erwartete, war schon lange im Haus.
    Dann erst sah Malbek zu Molsens Leiche.

30.
     
    Manuela Bönig gestand, dass sie ihren Mann die Treppe zum Weinkeller hinuntergestoßen hatte. Im Vorbeigehen, ganz spontan. Als er unten lag und sich nicht rührte, hätte sie ihm die Schneiderpuppe hinuntergeworfen in der Annahme, dass ihn das wiedererwecken würde.
    Die Mordpläne gegen ihren Mann hätte sie schon lange mit sich herumgetragen. Seit Jahren hatte sie ein Verhältnis mit Axel Molsen, der ihr versprochen hatte, sie irgendwann zu heiraten, wenn der Zeitpunkt gekommen sei. Als sie annehmen konnte, dass ihr Mann den jungen Seemann umgebracht hatte, dachte sie, dass nun der richtige Zeitpunkt für den Mord gekommen sei. Die Polizei würde den Täter bei den Feinden ihres Mannes suchen, die Freunde des jungen Seemannes sein müssten, diese verdächtigen und für den Mord verantwortlich machen. Sie wusste, dass ihr Mann im Waffenhandel tätig war.
    Bei ihrer Vernehmung betonte sie immer wieder, dass sie es für Axel Molsen getan habe. Als er sie zurückwies und eine andere bevorzugte, habe es für sie keinen anderen Ausweg gegeben, als ihn mit der Waffe ihres Mannes zu töten.
    Auf die Frage, ob es einen besonderen Grund dafür gebe, dass sie die einschüssige Feuerzeugattrappe ihres ermordeten Mannes für die Ermordung von Axel Molsen benutzt hätte, hatte sie geantwortet: Es sei einfach eine ideale Waffe für Frauen. Und nach einer kurzen Pause hatte sie hinzugefügt: »Frauen vernichten nur eine Person oder sich selbst. Männer vernichten eine ganze Welt.«
    Die weiteren Ermittlungen legten den Schluss nahe, dass der Reeder Axel Molsen und seine Tochter Regina Molsen nie etwas von dem Waffenschmuggel erfahren hatten. Zweifelsfrei aufklären konnte man es aber nicht.
    Die letzten beiden Sätze, die Axel Molsen und Manuela Bönig gewechselt hatten, behielt Malbek für sich. Noch vor dem Eintreffen der Kollegen schaffte
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