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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse
Autoren: Dietmar Lykk
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Mitreisenden gefressen. Und er hat blöde gelacht.«
    »Die Mitreisenden fressen den Geschäftsfreund?«
    »Und dann hat Jette erfahren, dass die Leiche von Wollhandkrabben angeknabbert war. Sie hat Manuela und mich dann angerufen und ihre Theorie erzählt.«
    »Welche Theorie?«
    »Über diese komische Bemerkung von den Mitreisenden. Immerhin hat sie die nicht in ihrem Zeitungsartikel verbreitet. Da stand nur was Ekliges von den Wollhandkrabben.«
    »Das hab ich gelesen. Aber was ist das für eine Theorie?«
    »Die Wollhandkrabben sind aus Fernost in Ballasttanks der Frachter eingewandert und verbreiten sich hier explosionsartig. Das weiß man in der Branche. Das sind die Mitreisenden. Und die fressen alles. Auch Leichen.«
    »Ich weiß. Und daraus schloss Manuela Bönig, dass ihr Mann der Mörder von Markus Peters war?«
    »Ist das so abwegig?«
    »Nein. Aber das reicht als Beweis noch nicht. Aber man könnte Manuela Bönig … Mein Gott, warum haben Sie mir das nicht schon längst erzählt?«
    »Weil die Freundin des Kommissars mir etwas vom Hörensagen erzählt hat? Was geht mich das an? Ich wusste doch nicht, dass ich Sie eines Tages kennenlernen würde! Was glauben Sie, was ich für ein Bild von Ihnen hatte?«
    »Was für eines?«
    »Ein Schmarotzer, der seine Freundin, die Journalistin, für seine Ermittlungen benutzt. So kam das rüber, was Jette mir erzählte! Sie hat Sie nicht Schmarotzer genannt, nein. Aber es klang so ähnlich.«
    Er schwieg. Als wir zusammen anfingen, ihr Haus zu renovieren, dachte Malbek, da hat sie das schon alles gewusst. Hat mir Hillys Einladung verschwiegen. Sie wusste das alles, als er ihr das erste Mal von dem ermordeten Seemann am Kanal und von der Molsen-Reederei erzählte. Hatte mit Regina Molsen telefoniert. Und wollte ihn auf Sylt nicht dabeihaben.
    »Sie hat Sie angelogen. Tut mir leid«, sagte Regina.
    »Das braucht Ihnen nicht leidzutun.«
    Er schob den Teller von sich.
    »Ich hab vergessen zu essen. Jetzt ist es kalt, und ich habe keinen Appetit mehr«, sagte Malbek.
    »Kommen Sie, wir gehen an den Strand!«
    Sie zahlte und ließ sich die beiden Austermuscheln einpacken. Sie holte sich eine Wolljacke aus dem Auto und lief wieder voraus. Auf dem sandigen Holzsteg zwischen den Dünen holte er sie ein. Sie küssten sich.
    Sie gingen eine Weile schweigend Hand in Hand am Strand entlang und beobachteten, wie die Wellen immer weiter heraufleckten. Die Flut kam. Von der Sonne blieb am Horizont ein verlöschender Schein, dessen Farbe man nur noch erahnen konnte. Die Lichter von Westerland fanden den Weg hinauf bis zu den dunklen Wolken, die vom auflandigen Wind zu ihnen herübergezogen waren. Wenn sie sich umdrehten, sahen sie nicht, woher sie gekommen waren. Vor ihnen lagen in trügerischer Vertrautheit ein Flecken Strand und die dunkle Brandung. Es war ihnen egal.
    Sie hatte zufällig ein Hotelzimmer gebucht.

27.
     
    Malbeks Handy klingelte. Gleich würde das Diensthandy auf Anrufbeantworter schalten, und er hätte immer noch genug Zeit, zurückzurufen. Er erinnerte sich, dass Regina im Morgengrauen aufgestanden war und ihm zugeflüstert hatte, dass sie rechtzeitig in Hamburg sein müsse. Er war sofort wieder eingeschlafen. Wenn er es recht überlegte, waren sie auch erst bei Morgengrauen eingeschlafen. Er wollte auf seine Armbanduhr sehen, aber sie war nicht da. Richtig, sie hatte gestört. Er zog die Decke über den Kopf.
    Das Handy klingelte wieder. Er kroch aus dem Bett, rutschte auf seiner Hose aus, die neben dem Bett lag, und fiel in einen Sessel. Das Handy steckte in seiner Jacke, aber wo lag die Jacke? Er zog den Vorhang auf. Wie um alles in der Welt war sie unter das Bett gekommen?
    Es war Kapitän Stegemann. Er wollte wissen, wo Henning Schlömer steckte. Er könne ihn nicht erreichen.
    Malbek fror. Ihm wurde bewusst, dass er splitternackt war. Er zog sich das Hemd an, abwechselnd das Handy mit einer Schulter an die linke und rechte Wange gedrückt.
    »Er ist bei uns in Kiel im Verhör«, sagte Malbek. »Ich glaube nicht, dass es zu einem Haftbefehl reicht. Er hat einen festen Wohnsitz und ist wahrscheinlich nicht vorbestraft. Bei Ihnen im Garten konnte er nicht bleiben. Wohin fahren Sie?«
    »Wir fahren direkt nach Rotterdam via Nord-Ostsee-Kanal. Haben Rendsburg passiert. Sie können mich also wieder normal über Handy erreichen. Rufen Sie mich wieder an, wenn Sie Näheres wissen? Braucht er einen Anwalt?«
    »Ja, das wäre angebracht.« Malbek erinnerte sich
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