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Totenkuss: Thriller

Totenkuss: Thriller

Titel: Totenkuss: Thriller
Autoren: Uta-Maria Heim
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Schäden hinterlassen. Eine
Meinungsumfrage ergab, die politische Lage habe sich weiter stabilisiert und
das Vertrauen in die baden-württembergischen Entscheidungsträger sei durch das
hervorragende Krisenmanagement in der letzten Woche sogar noch gestiegen. Von
den Forderungen nach einem NS-Dokumentationszentrum auf dem Gelände des
Gestapoquartiers (heute genutzt vom Innenministerium des Landes
Baden-Württemberg) sowie eines RAF-Museums im ehemaligen Hochsicherheitstrakt
in Stammheim haben sich Sprecher und Sprecherinnen diverser linksliberaler und
rot-grüner Bürgerinitiativen entschieden distanziert. Ministerpräsident Günther
Oettinger und Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (beide CDU)
dankten der Bevölkerung ausdrücklich für ihre Besonnenheit. So seien die
Ausschreitungen nur das Werk weniger Störenfriede gewesen und die
›bürgerkriegsartigen Zustände‹, von denen die Medien berichtet hätten, Infamie
und Unfug. Beide Politiker betonten, man habe die Situation jederzeit im Griff
gehabt. Ferner rechne man mit der Ergreifung des weiterhin flüchtigen
Serienmörders Olaf Hahnke noch im Lauf dieser Woche.

     
    Wer
weiß etwas über den Aufenthalt dieses Mannes: Timo Fehrle, geboren am 24.
Dezember 1969 in Schramberg, ist deutscher Staatsbürger. Er ist 1,85 Meter
groß, schlank, sportlich. Als Polizeibeamter ist er ein trainierter Schütze.
Vermutlich trug oder trägt er seine Dienstwaffe bei sich. Fehrle hat ein ovales
Gesicht, dichte schwarze Haare und dunkle Augen. Keine Brille, keine
unveränderlichen Kennzeichen. Er spricht Hochdeutsch mit schwäbischem oder auch
alemannischem Einschlag. Möglicherweise befindet er sich in der Gewalt oder in
Begleitung des flüchtigen Serientäters Olaf Hahnke.
    Fehrle trug bei seinem Verschwinden schwarze Jeans, ein
weißes Baumwollhemd, einen grauen Pullover, eine schwarze Lederjacke und
schwarze Halbschuhe. Für sachdienliche Hinweise zur Aufklärung einer eventuellen
Gewalttat ist eine Belohnung von mehreren Tausend Euro ausgesetzt. Sie ist
ausschließlich für Privatpersonen bestimmt und wird unter Ausschluss des
Rechtswegs vergeben. Hinweise nimmt das Landeskriminalamt Baden-Württemberg
entgegen oder jede andere Polizeidienststelle.

EPILOG
    Ihr lachendes Gesicht, die Sommersprossen, die
tanzten. Auf ihrer Nase sprangen die Sommersprossen fröhlich auf und ab. Sie
hat den Kopf gehoben und die Lider geöffnet. Ihre Augen sind ganz blau gewesen,
und du sahst Kieselsteine am Grund eines Sees. Du gingst ganz nahe heran, um
die Steine einzeln zu zählen. Sie hat dich angesehen mit diesem unbestimmbaren
Blick. Dann hat sie die Lippen gespitzt und dich geküsst. Der Totenkuss
schmeckte kalt und nach Erde. Leichenbitter. Wahnsinnig.
    Du bist aufgeschreckt aus deinem Alptraum und ins Unglück
gestolpert. Und während du über die taunasse Wiese in den Wald hineinliefst,
ergoss sich zwischen deinen Schenkeln eine Wärme, und zwischen langen schweren
Schatten flirrte die gleißende Helligkeit. Du durftest nicht in die
Sonnenschneisen treten, das war mit dem Tod gestraft, also sprangst du von
Schwärze von Schwärze. Dabei fühltest du dich beobachtet und du dachtest: Da
sind noch zwei Augen, die sehen mehr also du. Du hast dem Widersacher direkt
ins Auge geblickt. Was hat Olaf Hahnke auf dem Camping Serenella gesucht? Dass
Sachs dort hinwollte, hatte er in der Toskana erfahren, und dass die Polizei
dem ebenfalls auf den Fersen war, konnte er sich denken. War er hinter Ludger
Sachs her oder hinter dir? Oder suchte er sich wieder ein neues Opfer, eine
junge behinderte Frau, die er töten und mit einem Mantel bedecken konnte?
Brauchte er den Kitzel, dass die Kripo schon vor Ort war? Er wird es dir nicht
mehr sagen können. Du hast ihn in eine Falle gelockt. Du hast ihn mit der Waffe
bedroht, aber er hat nicht gestanden. Wenn er nachgegeben hätte, wäre er am
Leben geblieben? Hättest du deinen Teil der Schuld auf dich genommen?
    Du hast geschossen.
    Und jetzt ist es vorbei.
    Du musst nur noch die Leiche verschwinden lassen. Karle Roth
schuldet dir einen Gefallen. Marthel wird es richten. Rosa schweigt.

     
    *

     
    Fehrle fuhr das Staighäusle hinunter. Er starrte
in die gezackten Tannen, der Wald stierte zurück. Rosas Haus lag einsam am
Hang. Verlassen. Glotzende schwarze Fensterlöcher. Ein Zitronenfalter winkte.
In der Dachrinne klebte ein Wespennest. Hummeln torkelten durch die Hecken. Ein
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