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Totenkuss: Thriller

Totenkuss: Thriller

Titel: Totenkuss: Thriller
Autoren: Uta-Maria Heim
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ging zum Schopf und griff sich eine Schaufel, die sie mitten im
Garten in die Erde rammte. »Das soll der Dackel selber erledigen, die
Drecksarbeit. Ich werde doch nicht im Boden herumnuelen. Das tut der Fehrle
Timo schön selber. Komm, wir machen uns einen schönen Abend. Wir essen Spargel
mit Speck. Da klebt kein Blut dran, wenn wir mit dem Auto einen kleinen Ausflug
unternehmen.«
    Da klebt kein Blut dran? Genau. Weil Karle nämlich unschuldig
ist. Er muss ums Verrecken aus der Schusslinie gehalten werden. Er hat Udo
nichts getan. Und wenn ich Fehrle jetzt helfe, ist er Karle ewig dankbar. Dann
hat der nie wieder ein Problem. Er ist mein Bruder, dachte Rosa. Sie war bei
Tiberius in die Lehre gegangen. Sie hatte gelernt hinzusehen, die Gosch zu
halten, zuzupacken. Um beherztes Eingreifen ging es auch jetzt, denn Blut ist
bekanntlich dicker als Wasser. »Da haben wir den Salat. Du hast doch nicht
dings?«
    »Was, dings?« Marthels Grützbeutel glühte, doch er platzte
nicht.
    »Na, peng halt.«
    Eine Wespe brummte vorbei, gefolgt von einem taumelnden
Pfauenauge. Beides eindeutig Wiedergeburten. Das Pfauenauge blinzelte: Fragt
sich doch, wer mit Karles Knarre fuchtelt. Waren wir uns nicht einig, Marthel
hat Dreck am Stecken?
    Hier geht’s zu wie im Ewigen, dachte Rosa misstrauisch.
Irgendwie erreicht mich jede Nachricht, die ich brauche. »Du hast doch nicht
noch einen verschossen?«
    »Alles, was recht ist«, meinte Marthel. »Der Herr Kommissar
wird dem Mantelmörder hier auf deinem Grund und Boden die letzte Ehre erweisen,
weiter nichts.«
    »Dem Mantelmörder. Ja so. Ja, hat das Timole denn keinen
eigenen Garten?« Rosa fasste sich an den Kopf und erschlug prompt eine Schnake.
Blut spritzte.
    »Dem Vernehmen nach schon.« Marthel legte den Kopf schief.
»Frag mich nicht, wieso der sein Sach sauberhält, aber uns hat er ja irgendswie
in der Hand. Und du steckst mit drin, Rosa. Ich brauch dir nicht zu erklären,
warum.«
    »Die zwei Kisten sind nicht von mir, die sind vom Josef. Oder
glaubst du, ich wüsste nicht, wer sie gestohlen hat?«
    »Pommerenke. Darum geht’s nicht.« Marthel winkte ab.
    Rosa sah zu, wie eine Zecke in Marthels Ohr kroch, und dachte
an Tiberius. An seine Hornbrille, den Sartre, die idiotische Krawatte.
Luxemburgs Kopfschuss. Sie dachte an Ernst-August. Seit einer Ewigkeit hatte
Rosa sich nicht mehr so entspannt gefühlt. Ruhe kehrte ein. Sie spürte, wie der
Fluch des Totenkusses gebannt war. Es pressierte nicht. Allein das Zögern ist
human. Sie grinste und fühlte die Liebe zu allem Kreatürlichen. Auge um Auge?
Barmherziger! Sollte Fehrle den Mantelmörder ruhig bringen. Man würde die
Wachsleiche, wenn sie in ihrer Fettschicht lag, auch in 10, 20 Jahren noch obduzieren
können. Wenn sie alle den Kamin hochgegangen und mit Stiefmütterle bekränzt
waren. Da brannte nichts an.
    Rosa kratzte sich einen Schnakenstich blutig, den mittleren
vom Sternbild Stier. In der Woche darauf feierte sie einen astreinen
Geburtstag. 83 Jahre. 14 Tage später starb sie an Malaria, und Marthel erlag
schon vorher dem Krim-Kongo-Fieber. Schnaken und Zecken gingen als klare
Gewinner aus Klimawandel und Globalisierung hervor. Die Widersacherinnen wurden
im Tod vereinigt. Der rote Karle wollte es so. Er litt wie ein Hund, aber er
hielt sich aufrecht. Stur lief er hinter seinem Kärrele her, schnupfte und
rotzte ins Sacktuch. Marthel und Rosa waren Muster gewesen, Ikonen,
Säulenheilige, jede auf ihre Weise einzigartig. Beide wurden hintereinanderweg
eingeäschert, auf zwei gleiche kirschrote Urnen verteilt und auf dem Neuen
Mariabronner Friedhof nebeneinander in einen schmucklosen betonierten
Wandschrank gestellt. Wo die Natur nicht mordete, wurde sie selber gemeuchelt.
Dass es so kommen würde, davon war an diesem floral barocken Pfingstmontag noch
nichts zu spüren. Leise ging ein Wind, und das Gesumm der Bienen wehte wie ein
Schleier durch die Luft.

     

     

     

     

     
    Stuttgarter Tagblatt online, Montag, 12.05.2008

     
    Dramatischer
Schusswechsel
    bei Fahndung nach
Hahnke
    Fluchthelfer wird in der Toskana
gefasst – Drei Tote und mehrere Verletzte bei der
Festnahme – Justizministerium räumt erneut Panne ein

     
    LUSTIGNANO/STUTTGART (kon). Der
dreifache Mörder Olaf Hahnke (38) ist weiter auf freiem Fuß. Dies bestätigte
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