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Totenkuss: Thriller

Totenkuss: Thriller

Titel: Totenkuss: Thriller
Autoren: Uta-Maria Heim
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von unserer Claudi ist einer
erschossen worden. Mit Karles Knarre. Einer Smith & Wesson 4 Zoll brüniert
4,5 Millimeter Diabolo. Ja Heilandsack, das ist ein präzise gearbeiteter
CO2-Revolver aus der Modellreihe 586/686 mit einer herausragenden Leistung und
zehn Schuss. Im Hinblick auf Handhabung und Gewicht gleich wie der
legendäre.357 Magnum-Revolver.« Marthel hob den Kopf und zeigte auf Rosa.
»Peng, hat der Udo eine Kugel im Kopf! Er ist ein Schafseckel gewesen
sondersgleichen, es hat den Richtigen verwischt, aber das ist der Polizei ja
scheißwurstegal.«
    Sie war’s, dachte Rosa. Sie hat diesen Udo Winterhalter, der
ihrer Tochter den Laufpass gab und die Vaterschaft der Enkelin nicht
anerkannte, auf der Terrasse des Schwiegersohns abgeknallt. Verständlich. Er
hatte Weltbestseller geliefert und nicht mal Alimente geblecht. Er kam, nach
eigenen Angaben, aus beschissenen Verhältnissen. Die Mutter, eine gebürtige
Anna-Rosalia Reinhardt, war eine Sintiza. Das Rösle, wie man sie hieß, hatte
mehrere KZs überlebt. Fast ihre ganze Familie war laut Winterhalter in den
Gaskammern des sogenannten ›Zigeunerlagers‹ im Konzentrationslager
Auschwitz-Birkenau ausgelöscht worden. Lebenslang habe das Rösle unter
Depressionen gelitten, die sie schließlich in den Suizid führten. Sie starb in
einem halb vollen Güllenfass, wo sie sich die Pulsadern aufschnitt. Suizidales
Höhlenverhalten. So stand’s in seinem Erfolgsroman ›Zigeunerblut‹. Die Mutter
war aber keine Reinhardt gewesen, wie jeder in Mariabronn wusste, sondern eine
Reinschmidt. Wenn sie an den inneren Bildern zugrunde ging, dann deshalb, weil
sie zu den Aufsehweibern im KZ Schömberg gehört hatte, die mit Peitschen auf
die Häftlinge eindroschen. Ob es so war, wusste Rosa nicht, aber es passte
vortrefflich zu Annerose Reinschmidts politischer Gesinnung.
    »Dings«, sagte Rosa und wühlte im Gemüsebeet. Hinter ihr
blühte unauffällig die krebskranke Blutbuche.
    »Kommst du noch draus [16] ?« Marthel drückte auf den
Grützbeutel, bis er tomatenrot war. »Heut Morgen waren also die beiden
Jungbullen da, Jäckle und Klein, und denen hat’s mächtig pressiert. Die sagten,
es gebe zu viele Verbrechen bei uns, zu viel los auf dem Land, dauernd wieder
ein Bankraub, überall Amokläufe und Kinderschänder, Wiederholungstäter noch und
noch, dann die Eifersuchtsmorde und Familiendramen, die Neonazis und die sie
jagenden Gutmenschen, sie kämen einfach nicht mehr nach. Sie hätten den Fall an
die Städter abgetreten, und die hätten ihn einem andern Fall zuordnet, und
jetzt liege das Ganze beim BKA. Von denen würdest du, wenn du nicht saftiges
Pech hast, nie mehr was hören, die hätten nämlich noch viel anderes zu tun,
Rauschgift und Babyporno und Bankenbetreiber.«
    »Glückwunsch.« Rosa spreizte die Beine und jätete inbrünstig
Unkraut. Sie trug ein kneifendes, zerschlissenes Patchwork-Folklorekleid, das
ihr Joan Baez bei einem Folkfestival geschenkt hatte. Angeblich hatte Rosa ein
Attentat verhindert.
    Marthel stand in der hautengen Stretchjeans vor ihr und sah
auf sie hinunter. Ihre Lippen glänzten pfingstrosenrot und ihr Gebiss perlte
fliederweiß. Auf ihrem T-Shirt prangte eine horizontblaue Limousine. Darunter
glitzerte in signalfarbenen Leuchtbuchstaben: VW †, Opel †, Daimler †, Fiat †.
    »Glückwunsch«, wiederholte Rosa.
    »Wohl, das BKA bietet eine gewisse Sicherheit. Die werden
doch dem Udole nicht hinterhertelefonieren. Der ist halt hin, und der wird
schon wissen, warum. Was gibt es da aufzuklären. Gut, wenn er bald untern Boden
kommt. Aber noch besser wär’s, wenn ich was gegen die Bullen in der Hand hätte.
Fehrle, der Siach, kann jederzeit wieder in meine Küche bockeln.«
    Und dann bist du dran, dachte Rosa. Ja, aber was hab ich
damit zu tun. Schlimm. War wieder ganz schlimm heute. Sie sagte: »Dings.«
    »Die Zwiebeln müssen raus.« Marthel zeigte wieder mit dem
Finger. »Die gelben Rüben sowieso. Du könntest auch das Frühbeet hochnehmen.
Die Salatsetzlinge. Das reicht zum die Grube Schaufeln.«
    Pflanze nie vor der Kalten Sophie! Heilige Maria
Muttergottes. Rosa schnappte nach Luft. Die Schwägerin wollte ein Grab anlegen.
Im Lehmboden. Alles durchfeuchtet und kaum Sauerstoff. Eine Wohnung für eine
Fettwachsleiche.
    »Du kannst den Mist nachher wieder einpflanzen«, johlte
Marthel. »Du kannst das Zeugs sogar ohne Weiteres essen. Also mach kein
Theater.« Sie
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