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Totenkuss: Thriller

Totenkuss: Thriller

Titel: Totenkuss: Thriller
Autoren: Uta-Maria Heim
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auf der Flucht
    Nach Olaf Hahnke wird international
gefahndet – Weiterhin erhebliche Sicherheitslücken in der
Vollzugsklinik auf dem Hohenasperg – Justizministerium räumt Panne
ein.

     
    ASPERG/STUTTGART (kon). Der dreifache Mörder
Olaf Hahnke (38) ist aus dem Vollzugskrankenhaus Hohenasperg (Kreis
Ludwigsburg) entkommen. Wie aus ermittlungstechnischen Gründen erst jetzt
bekanntgegeben wurde, überkletterte er in der Nacht von Samstag auf Sonntag
einen sechs Meter hohen, mit Schneidedraht versehenen Zaun. Hahnke, der in der
Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim seine Haftstrafe zu verbüßen hat, war
wegen eines schweren Bandscheibenvorfalls nach Hohenasperg verlegt worden. Dort
nutzte er umgehend eine bekannte Schwachstelle im Sicherheitssystem für seine
spektakuläre Flucht. Trotz eines Großeinsatzes der Polizei mit mehreren SEK-
und MEK-Einheiten konnte der gefährliche Gewaltverbrecher bislang nicht wieder
aufgegriffen werden. Die letzte Spur lieferte eine Wärmebildkamera in einer
Kleingartenanlage, wo Hahnke dem Vernehmen nach ein schwarzes Herrenfahrrad der
Marke Peugeot entwendet hat. Damit soll er, wie jugendliche Zeugen aussagen,
Richtung Stuttgart gefahren sein. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist
ungeklärt. Gegen den Ausbrecher wurde umgehend ein internationaler Haftbefehl
erlassen.
    2005 ist Olaf Hahnke für drei Sexualmorde, die er 1994, 1999
und 2003 verübt hat, zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Auf Campingplätzen
in Bayern und am Bodensee hatte er drei junge Frauen sexuell missbraucht und
getötet, die zum Teil mehrfach körperlich und geistig behindert waren. Weil er
seine Opfer zudeckte, nannte man ihn auch den Mantelmörder. Nach dieser Zeitung
vorliegenden Informationen soll der Serientäter auch in Zusammenhang gebracht
werden mit dem Mord an der 15-jährigen Petra Clauss, einer Arzttochter aus
Schramberg. Die Leiche des Mädchens war 1984 im Stuttgarter Rosensteinpark auf
drei Koffer verteilt aufgefunden worden, sie wurde jedoch irrtümlicherweise mit
einer falschen Identität begraben. Erst vor zwei Jahren konnte Petra im Zuge
eines erfolgreichen DNA-Abgleichs identifiziert werden. Der Altfall wurde neu
aufgerollt. Zum Stand der Ermittlungen machten das Stuttgarter Polizeipräsidium
sowie das baden-württembergische Landeskriminalamt keine Angaben. Die
angeblichen Verdachtsmomente im Hinblick auf Hahnke, so ein LKA-Sprecher, seien
reine Spekulation.
    Nach dem Ausbruch eines gewalttätigen Räubers aus dem
Gefängniskrankenhaus im vergangenen April ist dies nun schon die zweite
geglückte Flucht. Wie aus dem Justizministerium in Stuttgart verlautete, soll
nach dieser erneuten Panne die Fertigstellung des neuen Krankenhausgebäudes auf
dem Stammheimer Gelände forciert werden. »Die Mängel in der Außensicherung sind
seit Jahren bekannt«, räumte eine Pressesprecherin ein und fügte hinzu: »Das
alte Gemäuer auf dem Hohenasperg lässt sich nicht mit Sicherheitstechnik
aufrüsten.«
    Nicht nur der Justizapparat, sondern auch die
Ermittlungsbehörden sind in diesem Zusammenhang stark unter Beschuss geraten,
was ein Sprecher der Staatsanwaltschaft harsch zurückwies. Seitens der
Strafverfolgung seien hier keine Fehler gemacht worden. Die verantwortlichen
Stellen im Strafvollzug halten sich indes mit Kommentaren zurück.
Justizminister Ulrich Goll (FDP) war zu keiner Stellungnahme bereit. Mehrere
Kabinettsmitglieder forderten angeblich seinen Rücktritt, äußerten sich
allerdings nicht vor der Presse.
    Nach Verbreitung der Nachricht im Internet gab es in
Stammheim Randale: Sogenannte Neospontaneisten umstellten den ehemaligen
Hochsicherheitstrakt, in dem in den siebziger Jahren etliche RAF-Terroristen
untergebracht waren. Die Neospontis, ein Schmelztiegel aus Anarchisten,
Ökochaoten und Neuen Linken, drangen in den Eingangsbereich ein und bekannten
sich trotz ihrer staatsfeindlichen Aktion zu ganzheitlichem Widerstand und zur
Gewaltfreiheit. Trotz der skandalösen Vorgänge auf dem Hohenasperg riefen sie
den Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster dazu auf, den geplanten
Abriss des Hochsicherheitsgebäudes zu verhindern und auf das neue
Gefängniskrankenhaus, das auf dem Gelände gebaut werden soll, zu verzichten.
Sie forderten, den gesamten Trakt unter Denkmalschutz zu stellen und darin ein
»Museum des Deutschen Herbstes« zu errichten. Schuster war in dieser Sache, für
die er unzuständig sei,
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