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Totenkuss: Thriller

Totenkuss: Thriller

Titel: Totenkuss: Thriller
Autoren: Uta-Maria Heim
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Mama.«
    »Wärst du bloß nie zur Polizei gegangen. Das ist doch kein
Leben. Kein Mensch kann sich vorstellen, was eine Mutter da mitmacht. Ich warte
auf den Tag, wo dir etwas passiert.«
    O Himmel, fragst du dich, wer lebt denn noch,
wenn alle warten? Du fragst mit Recht und müßtest, wenn du an deiner Definition
des Lebens festhalten würdest, sagen: Niemand. Allein, du hast vielleicht
voreilig definiert. Du bist doch Forscher und nicht Moralist, und trotzdem hast
du das menschliche Verhalten an deiner Definition gemessen statt umgekehrt.
Erst mußt du schauen, wie die Lebewesen wirklich leben, dann darfst du
definieren und verallgemeinern. Ja? Also. Du drehst dich auf den Bauch, und wie
von selbst entwickelt sich die schnittigste Begriffsbestimmung: Leben ist das,
was alle tun; alle tun warten; also ist Leben Warten.
    Markus Werner, Bis bald

     

Montag, 5. Mai
    # Programmierte Puppen, erstarrte Schatten und leere,
austauschbare Futterale

     
    Am Montagmorgen stand Irmtraud Haselbacher in
aller Herrgottsfrühe mit dem Fernglas auf dem Dachboden im zweiten Stock und
stierte hinüber auf das Grundstück von Dr. Sachs, das dieser schon vor langer
Zeit seinem Sohn überlassen hatte. Einem seiner beiden Söhne. Ludger und Gernot
waren Zwillinge und grundverschieden. Während Gernot nie gut getan hatte, war
Ludger angepasst geblieben. Und als Gernot beizeiten ins Ausland gegangen war,
hatte Ludger sein Zimmer mit übernommen. Im Gegensatz zu Gernot war er ein
Nesthocker. Das warf ihm Gernot, der inzwischen in einer reichen Gegend in
Degerloch wohnte, regelmäßig vor. Ludger hatte oft darüber geklagt, dass sein
Bruder ihn nicht verstand. Irmtraud Haselbacher schnaufte schwer. Was war das
für eine Welt, in der sich selbst Zwillingsbrüder nichts zu sagen hatten.
Ludger war im Grunde einfach nur ein bescheidener und relativ bedürfnisloser
Junggeselle. Das Haus war eigentlich zu groß für ihn. Sieben Jahre war es schon
her, seit Mone, seine Frau, mit den Töchtern Noé und Lucy ausgezogen war und
die Scheidung eingereicht hatte. Seitdem lebte er hier allein.
    Irmtraud Haselbacher hatte nichts dagegen. Sie ärgerte sich
nur darüber, dass er den Garten vernachlässigte. Dabei hatte die Frau Sachs
früher so ein schönes Rosenbeet gehabt. Als die Haselbachers einzogen, waren
die Nachbarn schon da gewesen. Drüben das Haus war Baujahr 1963, es war fertig,
bevor Ludger und Gernot auf die Welt kamen. Erst war es nicht leicht gewesen
mit den Sachsen: Eugen war Schwabe, doch er stammte aus Rumänien. Die taten,
als sei er ein Ausländer. Dann das ganze Geschrei mit den Buben. Sie wurden zum
Glück schnell groß. Da denkt man, dachte Irmtraud Haselbacher, man kriegt die
Nachbarn für ein Lebtag auf den Bauch gebunden, aber Pfeifendeckel. Die Sachsen
waren, als der Doktor vor 17 Jahren in den Vorruhestand ging, nach Mallorca
gezogen, und es passte wohl gut, dass die Jungen das Haus für sich hatten, weil
Mone schwanger war und sie heiraten wollten. Nun ist sie auch schon wieder
sieben Jahre fort, und aus den kleinen Menschern sind junge Damen geworden.
    Manchmal waren Noé und Lucy bei ihrem Vater, auch am
Sonntagnachmittag waren sie drüben gewesen, aber das regte Einstein nicht auf.
Er kannte sie und er bellte nicht und ihm sträubten sich auch nicht die
Nackenhaare. Irmtraud Haselbacher hätte zu gern gewusst, was am Vorabend beim
Nachbarn los gewesen war. Sie hatte die Augen aufgerissen und die Ohren
gespitzt, aber nichts gesehen und nichts gehört drüben. Irmtraud seufzte. Es
gab Jugendliche, die Haschorgien durchführten. Sie verschlupften still hinter
den Hecken, damit die Heimlichkeit nicht aufflog. Auch roch das Rauschgift
nicht gut. Das konnte es also gewesen sein. Oder aber eins der Menscher hatte
einen Kerl mitgebracht. Einstein mochte keine Fremden. Er mochte sie
grundsätzlich nicht. Und bestimmte Männer konnte er nicht ausstehen.
    Irmtraud Haselbacher ließ das Fernglas sinken. Da der Hund
sich heute wieder ganz normal benahm, war die Sache wohl vorbei. Trotzdem
sollte man den Tatsachen mal auf den Grund gehen. Vielleicht hatten die
Jugendlichen Abfall herumliegen lassen, der auf ihre sittenwidrigen und
kriminellen Machenschaften schließen ließ. Irmtraud kannte die Wörter aus dem
Fernsehen: Tüten und Gummis. Schnaufend verließ sie die Bühne und ging in die
Küche, wo sie ihrem Mann einen schwachen Bohnenkaffee servierte. Eugen
Haselbacher litt
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