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Totenklage

Titel: Totenklage
Autoren: J Sandford
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Grüße von Johnnie bestellen. Sie sehen ihn heute Abend.«
    »Zwei Autos?«, fragte sie.

    »Johnnie meinte, wir sollten besser im Konvoi fahren«, erklärte Rogers. »Wenn Sie sich wirklich Sorgen machen … das macht es schwieriger, uns zu behelligen.«
    »In Ordnung. Ich hol meine Sachen«, sagte sie.
    Die Fahrt nach D. C. dauerte kaum mehr als drei Stunden. Ihr Anwalt Johnson Black wartete bereits unter dem Vordach, als der Mercedes vor dem Stadthaus anhielt, offenbar von den beiden Junganwälten im Town Car informiert. Black war passend zu seinem Namen unter einem schwarzen Regenmantel in diversen Schwarztönen gekleidet, trug jedoch eine farbenfrohe Krawatte mit Dschungelvögeln.
    Sie stieg aus, und während der Chauffeur den Kofferraum öffnete, um ihr Gepäck zu holen, ging sie auf Black zu, der sie auf die Wange küsste und sagte: »Was für ein Abenteuer.«
    »Nicht gerade die Sorte, die ich brauche.«
    »Randall James kommt heute Abend vorbei, wenn du nichts dagegen hast. Er möchte über diese Bänder reden – er will dich morgen in seiner Sendung haben.«
    Sie kramte nach den Schlüsseln für die Haustür. »Hältst du das für eine gute Idee?«
    »Nun ja, ich müsste mir erst mal die Bänder ansehen, aber bisher tut die Presse so, als würden wir nur Blödsinn über Linc und Goodman erzählen. Das könnte die Sache ändern. Hängt von den Bändern ab …«
     
    Randall James leitete die Mittagssendung Washington Insider beim lokalen Ableger von ABC. Die Show erreichte die richtige Bevölkerungsgruppe.
    James kam um neun, ein salbungsvoller Mann mit sorgfältig frisierten schwarzen Haaren, einer spitzen Nase und einem Grübchen am Kinn. Er würde aus reinem Vergnügen lügen, dachte sie; aber er hatte die richtigen Zuschauer.
    Er saß im Sessel, sah sich die Bänder an und musterte von
Zeit zu Zeit ihr Profil. Als sie mit allem durch waren, sagte er: »Ich setze Sie an die prominenteste Stelle, Punkt zwölf Uhr. Live. Das ist eine riesige Sauerei, Mrs. Bowe.« Er nahm die Fernbedienung und spulte bis zu der Stelle zurück, wo Sheenan auf sie zutrat. Die Bedrohung wirkte auf Band eindeutiger, als sie in Wirklichkeit gewesen war. James hielt die Szene an und sagte: »Seht euch doch nur das Gesicht von diesem Arschloch an …«
    Ihr Name war Madison Bowe. Ihr Mann war ein ehemaliger US-Senator aus Virginia, der vor zwei Wochen nach einer Rede in Charlottesville verschwunden war. Spurlos verschwunden.
     
    Am nächsten Tag.
    Der Gouverneur des Staates Virgina stand im Wohnzimmer, das auf der ersten Etage im privaten Teil seines Wohnsitzes lag, und sah fern. Er war wütend, rot im Gesicht, aber still.
    Ganz anders sein Bruder. Der brüllte auf den Fernseher ein: »Sieh dir doch nur dieses Miststück an. Sieh dir dieses Miststück an! Sie ruiniert dich, und sie weiß es. Diese verdammten Augen …«
    »Sie macht das gut«, sagte Arlo Goodman einen Moment später, ein leichtes Grinsen im Gesicht. »Dieser dämliche Idiot von Randall James trägt wohl ein Toupet, was? Sieht aus wie ein zurechtgestutzter Hahn, der von einer Ratte angegriffen wird.«
    Darrell Goodman fand das nicht amüsant. Er saß in einem hellbraunen Regenmantel auf der Couch hinter dem Gouverneur, die Hände in den Taschen. Eine Tenniskappe beschirmte seine Augen, machte sie in dem ohnehin schwach beleuchteten Raum nahezu unsichtbar. Sein Körper war zum Fernseher gebeugt, und er zitterte vor Anspannung. »Soll ich …«
    Der Gouverneur drehte sich um und drohte ihm mit dem Finger. »Du sollst gar nichts! Niemand geht in ihre Nähe, aus
gar keinem Grund. Ich werde eine Erklärung abgeben, ganz locker und freundlich, werde mich entschuldigen und diesem Watchman in den Arsch treten. Wie ist sein Name? Sheenan. Wir treten ihm in den Arsch. Aber wenn ihr etwas zustößt, bin ich geliefert. Am Ende. Also halt dich verdammt noch mal von ihr fern!«
    »Was ist mit Sheenan? Vielleicht arbeitet er mit ihr zusammen. Vielleicht war das eine abgekartete Sache.«
    Der Gouverneur schnaubte verächtlich. »Wenn das eine abgekartete Sache war, sollte er dafür einen Oscar kriegen. Doch das war keine abgekartete Sache, Darrell. Das war eine echte, aufrichtige, unverfrorene Drohung. Er hat geglaubt, dass er das Richtige tut.«
    »Dämliches Arschloch, sich auf Band aufnehmen zu lassen.«
    »Reg dich ab. Patricia soll ihn sich vorknöpfen. Aber ich sage dir eines, auf diese Weise wird man nicht Präsident.«
    Darrell Goodman betrachtete seinen Bruder, wie er
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