Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenklage

Titel: Totenklage
Autoren: J Sandford
Vom Netzwerk:
gegenseitig an. »Das ist ja harter Tobak«, sagte einer von ihnen.
    »Hat Barber Green getötet?«, fragte Novatny.
    »Er oder einer aus seiner Gruppe«, sagte Jake. »Ich weiß es nicht sicher, aber ich vermute es.«
    »Mein Gott.«
    Einer der Funktionäre sah aus, als könnte er es nicht erwarten zu telefonieren. »Und der Vizepräsident wird zurücktreten?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Jake. »Der ist erledigt.«

    Als Jake kurz nach drei nach Hause kam, roch es köstlich in der Wohnung, wenn auch nicht nach Fleisch. Madison war immer noch mit dem Kochen beschäftigt. Sie stand barfuß in Jeans und einem seiner T-Shirts da und knabberte an einem Stück Sellerie. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben. »Alles erledigt?«
    Er dachte: Was ist das nur für eine tolle Frau, und sagte: »Soweit wir das vorhatten, es sei denn, es kommt zu einer Grand Jury, und das wird es sicher. Aber das wird vermutlich erst nach der Wahl passieren. Ihr Republikaner wollt nicht darüber reden, was Lincoln getan hat, und wir Demokraten wollen das Landers-Debakel nicht noch schlimmer machen, als es schon ist. Also wird es noch eine Weile dauern.«
    »Ich will aber immer noch nicht ins Gefängnis«, sagte sie.
    »Mach dir darüber keine Sorgen. Du könntest vorher noch von einem Auto überfahren werden.«
    »Das ist ja ein schöner Trost.«
    »Mmm …« Er sah in den Topf mit dem Chili. »Meinst du, da passt noch ein Kotelett rein?«
     
    Sie aßen früh zu Abend. Während sie aßen, brachte Fox folgende Eilmeldung: »Quellen im Weißen Haus zufolge gibt es Spekulationen darüber, dass der Vizepräsident zurücktreten wird. Wir wiederholen: Vizepräsident Landers könnte noch heute zurücktreten. Es heißt, dass man ihm Korruption während seiner Amtszeit in Wisconsin vorwirft …«
    »Zu meiner Zeit achtete man darauf, dass sich die Brustwarzen nicht durch die Bluse abzeichneten«, sagte Madison.
    »Das arme Mädchen ist aufgeregt«, erwiderte Jake. »Sie kann nichts dafür.«
    »Ich finde, wir sollten eine Weile abtauchen«, sagte Madison. »Die New Yorker Wohnung wäre ideal – wir könnten Novatny eine Telefonnummer geben.«

    »Dann könnten wir zu Fuß in die Metropolitan Opera gehen und ins Museum of Modern Art.«
    »Oder ins Naturkundemuseum.«
    »Viel Zeit in der Badewanne verbringen«, sagte er.
    »Und auf der Madison Avenue. Ich könnte einen neuen Hut gebrauchen.«
    »Wir verstecken uns bis Mitternacht«, sagte Jake. »Dann nehmen wir den Nachtflug vom National Airport.«
    »Gute Idee.«
     
    Eine Minute später sagte er: »Früher oder später werde ich mit Arlo reden müssen. Wir müssen zu einer Einigung kommen.«
    »Wird er Vizepräsident?«
    »Nein. Soviel ich weiß, ist der aussichtsreichste Kandidat die Senatorin aus Texas.«
    »Hmm. Unser erster weiblicher Vizepräsident«, sagte Madison. »Dann wird es aber schwer, euch Scheißdemokraten wegzukriegen, wenn alle Frauen für euch stimmen.«
    »Das war der Hintergedanke«, sagte Jake.
     
    Um sieben Uhr gab der Vizepräsident seinen Rücktritt bekannt. Seine Frau saß in einem orangefarbenen Kleid weinend neben ihm. Landers war ein großer Mann mit rosiger Haut und sehr füllig. Sein dichter Politikerhaarschopf wurde allmählich weiß.
    »Kämen diese absurden und tendenziösen Beschuldigungen zu irgendeinem anderen Zeitpunkt, würde ich sie aus meinem Amt heraus bekämpfen, worum der Präsident mich gebeten hat. Doch sie werden, wie Lincoln Bowe nur zu gut gewusst hat, als er diese Verschwörung einfädelte, zu dem einzigen Zeitpunkt erhoben, wo ich es mir nicht leisten kann, sie aus meinem Amt heraus zu bekämpfen, nämlich zu Beginn einer langen und schwierigen Wahlkampagne. Bowe und seine kriminelle Bande
haben in einer Hinsicht ihr Ziel erreicht: Ich gehe. Aber sie haben mich nicht angegriffen, bloß weil sie einem Vizepräsidenten schaden wollten. Ihr Angriff hatte ein weitreichenderes Ziel. Sie wollten unserer Partei schaden, unserem Präsidenten und damit auch die Hoffnungen zerstören, die das amerikanische Volk in diese Präsidentschaft gesetzt hat. Ich werde das nicht zulassen. Ich werde mit all meiner Kraft dagegen kämpfen, aber ich werde auch nicht zulassen, dass der beste amerikanische Präsident seit John F. Kennedy während eines Wahlkampfs von so großer Bedeutung für das amerikanische Volk mit einem Handikap belastet ist.«
    Über diese Rede wurden am nächsten Tag in den Zeitungen und in den Talkshows im Fernsehen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher