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Totenklage

Titel: Totenklage
Autoren: J Sandford
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Ahnung, was auf sie zukommt, was wir ihnen da übergeben. Außerdem hatten wir einen absolut triftigen Grund, das Dossier ein paar Tage zu behalten, nämlich um es zu prüfen und uns zu vergewissern, dass es sich nicht um eine eigens für das Wahljahr hergestellte Fälschung handelt. Nachdem wir wussten, dass es keine Fälschung war, haben wir so rasch wie möglich gehandelt … jedenfalls wenn wir es ihnen bald zukommen lassen.«
    Danzig nickte. »Der Vizepräsident wird morgen Abend zurücktreten. Morgen Mittag um ein Uhr wird eine Pressekonferenz für neunzehn Uhr einberufen, dort wird er bekanntgeben, dass er sofort aus dem Amt scheidet. Er wollte nur noch etwas Zeit haben, um sich mit seinem Bruder zu beraten, was er auch getan hat. Wenn die … Umstände es Ihnen erlauben, das Dossier selbst zum FBI zu bringen, sollten Sie das unserer Meinung nach tun, in Begleitung der Beraterin des Präsidenten.«
    »Wann?«

    »Ich würde sagen vor der Ankündigung um eins. Um diese Zeit werden schon die ersten Gerüchte durchsickern.«
    Jake nickte. »Dann brauche ich die Originale.«
     
    Von Danzigs Telefon aus rief Jake Madison auf ihrem Handy an. »Redest du immer noch mit Novatny?«
    »Er ist hier. Wir sind gerade fertig. Und wir reden nicht. Wir haben angeboten, vor einer Grand Jury auszusagen, falls eine einberufen wird und man uns Immunität zusichert.«
    »Lassen die sich darauf ein?«
    »Das weiß noch niemand«, sagte sie. Sie klang ruhig und beherrscht.
    »Gib ihn mir mal.«
    Er konnte hören, wie Novatny am Telefon hantierte. »Ja?«
    »Sag Mavis, dass ihr morgen von uns ein hochbrisantes politisches Dossier bekommt, so kurz nach zwölf. Sie sollte den Direktor vorwarnen, aber lasst es nicht nach außen sickern. Das ist absolut wichtig. Ich bin gegen Mittag in deinem Büro, und du solltest einen Anwalt bitten, bei der Übergabe des Dossiers dabei zu sein.«
    »Ist das die Sache, über die wir gesprochen haben?«
    »Ja. Und eines kann ich dir sagen, Chuck: Das wird der größte Skandal, seit Bill Clinton sich einen hat blasen lassen. Du musst dich darauf einstellen. Ihr müsst in der Lage sein, umgehend den Direktor zu informieren, und ihr müsst auf den Ansturm der Medien vorbereitet sein.«
    »Ich werde mich darum kümmern. Mrs. Bowe schicke ich jetzt nach Hause.«
    »Gib sie mir noch mal kurz.« Madison kam an den Apparat, und Jake sagte: »Vor deinem Haus wird eine Riesenmeute Reporter stehen. Ich halte es für besser, sich dem gleich zu stellen, statt sich zu verstecken.«
    »Damit kann ich umgehen«, sagte sie.

    »Ich werde vorbeikommen. Ich möchte mir das gerne ansehen – aus der Ferne.«
     
    Spät am Abend. Jake gab Karten.
    Sie saßen in seinem Haus im Wohnzimmer, die Rollos waren heruntergelassen. Irgendwer hatte den Medien einen Hinweis gegeben, zumindest einigen, denn auf der Straße neben dem Haus parkten drei Übertragungswagen. »Es wäre sehr schlimm für mich, ins Gefängnis zu gehen«, sagte Madison. Sie nahm ihre Karten auf, betrachtete sie und warf drei ab. »Gib mir drei neue«, fügte sie hinzu.
    »Du kommst nicht ins Gefängnis«, sagte Jake. Er warf ebenfalls drei Karten ab, gab Madison drei neue und nahm sich selber auch drei.
    »Das ist wirklich beruhigend.« Sie zeigte Jake ihr Blatt. »Zwei Siebenen.«
    »Zwei Bauern«, sagte Jake.
    »Verdammt, mit diesen Karten kann ich nicht gewinnen«, sagte Madison, stand auf, blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zog ihre Bluse aus. »Die Fernsehleute glauben wahrscheinlich, dass wir hier zusammensitzen und uns eine Strategie zurechtlegen.«
    »Ich lege mir gerade eine Strategie zurecht«, sagte Jake.
    Er sammelte die Karten ein und mischte. Bisher hatte er noch keine Runde verloren. Madison beobachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Hey, schummelst du?«
    »Traust du mir das etwa zu?« Er mischte ein zweites Mal und sah sie an. Sie beobachtete seine Hände, und er dachte, wie ernsthaft sie doch bei der Sache war. Sie spielte ganz ernsthaft Strip-Poker. Er hatte sie schon lachen, weinen, stöhnen gehört, hatte schon alle möglichen Gefühlsregungen bei ihr erlebt, unter anderem ein wirklich hübsches Knurren, doch er hatte sie noch nie so unbeschwert lächeln sehen.

    Später Vormittag. Einer der Mitarbeiter von Johnson Black brachte zwei große Tüten Lebensmittel vorbei, hauptsächlich Gemüse, und Madison begann, ein vegetarisches Chili vorzubereiten, von dem Jake ganz bestimmt begeistert sein würde, meinte sie. Am
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