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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld
Autoren: Kathy Reichs
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hindurchschieben und auf halbem Weg nach Georgia sein konnte, bevor man überhaupt merkt, dass das Auto geklaut ist.
    Ernsthaft?, hatte ich gesagt. Einen zehn Jahre alten Mazda?
    Ersatzteile, hatte er feierlich erwidert.
    War ein Kleiderbügel zu viel verlangt? Ich ließ meinen Blick über den Abfall schweifen, der sich angesammelt hatte, wo der Betonboden des Parkdecks an die Rückwand stieß. Steinchen, Plastikverpackungen, Aluminiumdosen. Nichts, was mich in mein Auto bringen konnte.
    Vorsichtig auftretend ging ich an der Wand entlang. Obwohl die Blasen inzwischen aussahen wie Hackfleisch, stapfte ich, die Hosenränder über den dreckigen Beton schleifend, voran.
    Im Institut mumifizierte Knochen, die minütlich älter wurden.
    Bei all diesen Verzögerungen würde ich bis weit in den Abend im Institut des ME sein. Dann nach Hause zu einer gereizten Katze. Und in der Mikrowelle aufwärmen, was ich noch im Gefrierfach hatte.
    But you gotta keep your …
    Vergiss es.
    Dann bemerkte ich zwei Meter vor mir ein Funkeln im Unrat. Hoffnungsvoll ging ich darauf zu.
    Meine Beute war ein etwa sechzig Zentimeter langes Drahtstück, früher vielleicht wirklich einmal Teil eines zusammengebastelten Instruments, wie mir eins vorschwebte.
    Nachdem ich schnell zum Mazda zurückgehumpelt war, bog ich das eine Ende zu einer kleinen Öse und schob den Draht durch Jimmys Lücke.
    Mit beiden Händen, das Gesicht flach an die Scheibe gedrückt, versuchte ich, die Öse über den Knopf zu schieben. Jedes Mal wenn mir das Ding an der richtigen Position schien, zog ich den Draht scharf nach oben.
    Ich war bei meinem zigtausendsten Versuch, als hinter mir eine Stimme dröhnte.
    »Treten Sie von dem Fahrzeug zurück.«
    Scheiße.
    Den Draht fest mit einer Hand umklammernd, drehte ich mich um.
    Ein uniformierter Parkwächter stand gut drei Meter von mir entfernt, die Füße gespreizt, die Handflächen erhoben und in meine Richtung gedreht. Sein Ausdruck wirkte nervös und angespannt.
    Ich zeigte ihm ein, wie ich hoffte, entwaffnendes Lächeln. Oder wenigstens ein beruhigendes.
    Der Wachmann erwiderte das Lächeln nicht.
    »Treten Sie vom Fahrzeug zurück.« Der Kerl hatte blonde Haare und ein Gesicht, das fast so rot war wie meine Blasen. Ich schätzte ihn auf etwa achtzehn.
    Jetzt hieß mein Lächeln: Ich bin ja auch zu blöd. »Ich habe mich aus meinem eigenen Auto ausgesperrt.«
    »Ich muss Ihren Ausweis und die Zulassung sehen.«
    »Meine Handtasche ist da drin. Der Schlüssel steckt in der Zündung.«
    »Treten Sie vom Fahrzeug zurück.«
    »Wenn ich das Schloss aufbekomme, kann ich Ihnen alles zeigen.«
    »Treten Sie vom Fahrzeug zurück.« Was für ein enormes sprachliches Repertoire.
    Ich tat, was er verlangte, ließ jedoch den Draht nicht los. Blondie bedeutete mir, noch weiter zurückzutreten.
    Ich verdrehte die Augen und vergrößerte die Distanz. Ließ los. Der Draht fiel innen auf den Fahrersitz.
    Ärger verdrängte meinen Entschluss, höflich zu bleiben.
    »Hören Sie, das hier ist mein Wagen. Ich habe eben eine Jurorenanhörung hinter mir. Meine Zulassung und der Führerschein sind da drin. Ich muss dringend zur Arbeit. Ins Institut des Medical Examiner.«
    Wenn ich gehofft hatte, dass der letzte Hinweis etwas bewirken würde, hatte ich mich getäuscht. Blondies Miene sagte, schmutzige, barfüßige Frau mit einem Einbruchswerkzeug. Gefährlich?
    »Rufen Sie im Büro des ME an«, blaffte ich.
    Ein kurzes Zögern. Dann: »Sie warten hier.«
    Als würde bei mir ohne Schuhe und ohne Fahrzeug Fluchtgefahr bestehen.
    Blondie eilte davon.
    Wütend lehnte ich mich gegen den Mazda, trat von einem verletzten Fuß auf den anderen und blickte abwechselnd auf die Uhr und auf den Beton, in der Hoffnung, irgendwo mein Armband zu entdecken. Ich fing an, auf dem Parkdeck hin und her zu gehen. Schließlich hörte ich ein Motorengeräusch.
    Sekunden später rollte ein weißer Ford Taurus die Auffahrt hoch.
    Konnte dieser Tag noch schlimmer werden?
    Er war es soeben geworden.

 
    2
    Erskine »Skinny« Slidell bremste neben mir, nahm seine nachgemachte Ray-Ban ab, ließ sein Fenster herunter und begaffte meine flatternden Hosenbeine, die verwüsteten Füße und die zerzauste Frisur. Ein Grinsen schob einen seiner Mundwinkel nach oben. Obwohl das Dezernat für Mord und Schwerverbrechen von Charlotte-Mecklenburg mehr als zwei Dutzend Detectives hat, lande ich immer bei Skinny. Und die Begegnungen sind immer Prüfungen meiner inneren Stärke.
    Dabei
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