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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld
Autoren: Kathy Reichs
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D’Ostillo, Ara und ihre Mutter. Und natürlich über John-Henry Gross.
    »Tut mir leid, dass ich dich in dieses Schlamassel mit hineingezogen habe, Zuckerschnäuzchen.«
    »Muss es nicht.«
    »Mir erscheint es unmöglich, dass Hunter einen Neffen hat, der zu solcher Grausamkeit fähig ist. Er ist so ein moralischer Mensch.«
    »Johns Verhalten hat nichts mit Hunter zu tun.«
    Einige Augenblicke vergingen. Als Pete dann wieder sprach, klang er angespannt.
    »John Gross hat seinen Eid entehrt. Und Schande über das Corps gebracht.«
    »Gross war eine Abirrung. Er hat Schande über sich selbst gebracht, nicht über das Corps. Als Eggers die Vorwürfe erhob, ist das Corps streng nach dem Gesetz vorgegangen, hat Gross keine Vergünstigungen gewährt. Der Führungsstab hat ermittelt und ihn auf ehrenwerte und aufrichtige Art belangt.«
    Pete straffte den Kiefer, widersprach mir aber nicht.
    »Ich meine es ernst. Das Marine Corps hat Gross’ Verhalten in Sheyn Bagh völlig aufrichtig behandelt. Wie ich es bei der Untersuchung der Knochen seiner Opfer tat. Letztendlich wäre Gross’ Verwicklung in den Menschenhandel so oder so ans Licht gekommen. Und dasselbe unparteiliche Verfahren hätte seinen Lauf genommen.«
    »Hoffentlich mit besseren Ergebnissen.«
    »Ironisch, nicht?«
    Pete nickte nur kurz.
    »Rockett und Gross. Der Mann, der ein Monster zu sein schien, war derjenige mit einem Gewissen. Der Mann, der ein Patriot schien, hatte Gift in den Adern.«
    Wir redeten über Katy. Darüber, dass das Militär seine traditionelle Haltung revidiert hatte und jetzt auch Frauen in den Kampf ziehen ließ.
    Als Pete merkte, dass das Thema auf mich nicht gerade beruhigend wirkte, wechselte er die Richtung.
    »Dieser Wicht Blanton war also harmlos?«
    »Nur ein sehr komischer Kerl.«
    »Und was war das zwischen ihm und Welsted?«
    »Die mochten sich einfach nicht.«
    »Du hast den Papagei hier?«
    »Nur zu Besuch.«
    »Wo ist der Tiger?«
    »Ruf ›Lo Mein‹. Dann ist er sofort da.«
    Am Donnerstagabend hatte ich Birdie beim Herausholen der Tafel aus Versehen in den Wandschrank eingesperrt. Beschäftigt mit dem Gedankensturm in meinem Hirn, hatte ich sein Kratzen für Geräusche von draußen gehalten. Als ich dann wieder nach Hause kam, war der Kater vier Stunden eingesperrt gewesen. Seit diesem peinlichen Missgeschick wagte er sich nur noch zum Fressen nach unten.
    Vielleicht lag es aber auch an Charlie. Die beiden hatten sich noch nie wirklich gemocht.
    Pete rief. Sekunden später tapste Birdie durch die Tür.
    Pete schaufelte Nudeln und Shrimps auf eine Untertasse und schaute dem Kater lächelnd beim Fressen zu. Dann verschwand das Lächeln. Als Pete wieder sprach, hatte seine Stimme einen Klang, den ich noch nie gehört hatte.
    »An diesem Abend.« Pete hielt inne, um sich die Formulierung zu überlegen. »Ich war am Donnerstagabend da. Du warst draußen vor der Tür.«
    Ryan. Die Umarmung. Scheinwerfer, die über die Auffahrt huschten und weiterfuhren.
    »Das warst du?«
    Pete nickte.
    »Du hast nicht angehalten.«
    »Du warst nicht alleine.«
    Ich sagte nichts. Pete betrachtete seine Serviette, als hätte er sie noch nie gesehen. Dann schaute er mich an.
    »Ich habe die Hochzeit abgesagt.«
    Ich kicherte. »Wie ich dir prophezeit habe. Warte ein paar –«
    »Ich habe die Verlobung gelöst.«
    »Was?« Das hatte ich nicht erwartet.
    »Die Ehe hätte nie funktioniert. Das war mir schon eine ganze Weile klar. Als ich dich dann sah mit –« Pete hob die Hand. »Es hätte nicht funktioniert.«
    »Wo ist Summer?«
    »Zurück in ihrer Wohnung.«
    »Wie geht’s ihr?«
    »Nicht gut.«
    »Ach, Pete. Das tut mir so leid.«
    »Es ist besser so.«
    Pete ließ die erhobene Hand auf meine unverletzte sinken. Unsere Blicke trafen sich. Dann fing er an, mit dem Daumen über meine Haut zu streichen.
    Der Augenblick wurde peinlich lang.
    »Kann ich irgendwie helfen?« Ich zog meine Hand unter Petes heraus.
    »Das hast du bereits.«
    Pete stand auf und ging. Ich blieb einfach sitzen und starrte die halb leeren Kartons mit meinen chinesischen Lieblingsspeisen an.
    Als ich aufstand, um den Tisch abzuräumen, kam mir plötzlich ein Gedanke. Hatte Pete die Scheidungspapiere schon eingereicht? War er endlich auch offiziell mein Ex?
    Ich wusch das Geschirr und ging dann hoch ins Schlafzimmer. Mit Birdie im Arm lag ich im Bett und dachte über Verlust nach.
    Aqsaee und Rasekh.
    Ara und Rosalie.
    Lily.
    Agenten des ICE würden sich um Gross’
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