Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
nach Washington Dulles begleitet. Jedes Ticket kostete etwa 1600 Dollar.
    Die Mädchen wurden von Mrs. Tarzec oder einer ihrer Kolleginnen abgeholt und zu verschiedenen Orten in North Carolina gebracht. John-Henry Story bezahlte seinem Neffen 50 000 Dollar für jede gelieferte »Angestellte«, ohne Fragen zu stellen.
    »Wenn man die Rückflugtickets für Hamidi einrechnet, betrugen Gross’ Ausgaben weniger als fünftausend Dollar pro Mädchen.« Ich konnte den Abscheu in meiner Stimme nicht unterdrücken. »Damit verdiente er fünfundvierzigtausend Dollar pro Transaktion.«
    »Ja. Pruet verdiente ungefähr dasselbe, indem er sie nach Frankreich schickte.«
    »O Gott. Wie kann jemand nur sein eigen Fleisch und Blut verkaufen?«
    »In Aras Fall war es ›ihr‹.«
    »Wie bitte?« Ich verstand nicht, was Dew meinte.
    »Es war Aras Mutter, die sie Hayel übergeben hat.«
    »Sie verkaufte ihre eigene Tochter?«
    Die schneeweiße Baumwolle dehnte und entspannte sich wieder, als Dew ein-und dann wieder ausatmete.
    »Aras Mutter ist eine Frau namens Gulpari. Mit sieben Jahren musste Gulpari mit ansehen, wie ihre Mutter von Taliban-Kämpfern vergewaltigt wurde. Als Gulparis Vater dazwischengehen wollte, haben sie ihn erschossen.
    Nach der Vergewaltigung wurde die entehrte Witwe gemieden. Da sie keine Aussicht auf eine Wiederheirat hatte, ernährte und kleidete sie ihre Töchter Gulpari und Noushin durch Betteln und Erledigung niederer Arbeiten.
    Mit vierzehn wurde Noushin fortgeschickt, um einen Mann in einem Nachbardorf zu heiraten. Die Familie des Mannes ließ das Mädchen sechzehn Stunden pro Tag arbeiten und zwang sie, in ihrer unbeheizten Scheune zu schlafen. Als Noushin bei einem Fluchtversuch ertappt wurde, drückten ihr Mann und ihr Schwiegervater sie zu Boden und übergossen sie mit Säure. Zwei Tage später gelang es Noushin, ins Haus ihrer Mutter zurückzukehren. Sie starb zwei Tage später an Infektionen infolge der Verätzungen. Gulpari war damals zwölf.«
    Dew starrte auf seine Hände hinunter und fuhr fort.
    »Gulpari war fünfzehn, als sie von den Taliban vergewaltigt wurde. Wie ihre Mutter wurde sie in ihrem Dorf geschmäht und verachtet. Ara kam an Gulparis sechzehntem Geburtstag zur Welt.«
    »Gulpari wollte für Ara ein besseres Leben.« Mir brach beinahe die Stimme.
    Dew nickte, ohne den Kopf zu heben. »Als Hayel von Jobs in Amerika erzählte, glaubte Gulpari ihm. Er war ihr Bruder. Warum sollte er sie anlügen?«
    »Hayel hat Ara an Gross verkauft.«
    »Für zweihundert Dollar.«
    Ich stand auf, um das Feuer zu schüren. Ich musste mich einfach bewegen, auch wenn es nichts brachte. Um etwas gegen die Wut und den Kummer zu tun, die mich zu überwältigen drohten.
    »Nach John-Henrys Tod betrieb Archer die Geschäfte einfach weiter wie gewohnt?« Als ich in meinen Sessel zurückgekehrt war.
    Dew räusperte sich. Zwei Mal. Schaute mir dann in die Augen.
    »Von den sechzehn Mädchen, die gegenwärtig in der Obhut des ICE sind, wurden zwei ins Land gebracht, nachdem Archer die Leitung der diversen Story-Unternehmungen übernommen hatte, darunter auch SayDo.«
    »Wie erklärt er das?«
    »Mr. Story behauptet, die Vorgeschichten seiner Angestellten nicht zu kennen. Und er leugnet vehement jedes Wissen über Prostitution in seinen Etablissements, ob nun erzwungen oder sonst wie.«
    »Sie kaufen ihm das ab?«
    Das rosa Gesicht wurde dunkel. »Ich glaube, dass der Hauptzeuge der Anklage alles andere als entgegenkommend ist. Aber dank Ihnen haben unsere Ermittlungen eine andere Richtung genommen. Wir werden mehr erfahren. Viel mehr.«
    »Was ist mit Dominick Rockett?«
    Dew schwieg einen Augenblick, überlegte sich wahrscheinlich, was er sagen sollte.
    »Die mumifizierten Hunde werden an Peru zurückgegeben. Mr. Rocketts Unterlagen wurden beschlagnahmt, um sie nach Informationen über andere illegal gehandelte Antiquitäten zu durchsuchen.«
    »Dom Rockett hat nie Menschen geschmuggelt.« Ich hatte lange über diese Frage nachgedacht.
    »Anscheinend nicht.«
    »Hat Rockett John-Henry Story durch seinen Neffen kennengelernt?«
    »Mr. Rockett und Lieutenant Gross dienten zusammen in Desert Storm. Vielleicht aus Mitleid, vielleicht auf Drängen seines Neffen stellte John-Henry den entstellten Veteranen an. Rockett wurde unter anderem mit Anteilen an der Firma entlohnt. Zumindest ist das die Version, die Archer Story erzählt.«
    »Was tat Rockett für S&S?«
    »Was immer zu tun war. Fahrdienste. Sicherheit.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher