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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld
Autoren: Kathy Reichs
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Allah. Schätze, dass Eggers sich verhört hatte, hat Ihrer Geschichte sogar geholfen.«
    »Eggers ist ein Trottel.«
    »Aqsaee hat Sie als den Mann erkannt, der Ara gestohlen hatte. Er hätte die Dorfältesten informiert.«
    Als ich an das Polaroid in meinem Rucksack dachte, brannte mein Abscheu noch heißer.
    »Warum Ara? Warum nicht Khandan oder Mahtab oder Laila oder Taahira? Oder hatten Sie die auch schon im Fadenkreuz, Sie elender Dreckskerl?«
    »Für die Mädchen da drüben läuft es doch nur scheiße.« Jetzt wieder kalt. Kontrolliert. Ich umklammerte die Stange fester.
    »Und Sie hatten vor, Ihnen die Welt zu Füßen zu legen.«
    Gross hob ein Knie und stellte den Fuß auf. Schwankte. Stabilisierte sich wieder.
    Ich hob das Rohr. »Eine Bewegung, und ich schlage Ihnen den Schädel ein.«
    Unsere Blicke trafen sich. Keine Spur mehr da von dem fälschlich beschuldigten Kriegshelden. Vor mir war ein berechnendes Raubtier.
    Einige Augenblicke, dann reagierte Gross. Zu langsam, zu offensichtlich. Ich sah es und wich seinem Tritt aus. Gross verlor das Gleichgewicht, schwankte, wirbelte dann aber zu mir herum.
    Ich hob das Rohr, bereit, fester zuzuschlagen als je in meinem Leben. Aber auch meine Aktion war nicht unbemerkt geblieben. Gross hob beide Unterarme, um den Schlag abzuwehren.
    Ich brach den Schlag ab, ließ das Rohr sinken und riss es dann, so fest ich konnte, zwischen seinen Beinen hoch.
    Gross krümmte sich zusammen.
    Was mir Zeit gab.
    Ich bearbeitete seine Schienbeine. Die Knie.
    Gross ging zu Boden und rollte sich zusammen.
    Ich trat an ihn heran und hob das Rohr über seinen Kopf.
    Mein Herz pochte. Mein Atem kam in keuchenden Stößen.
    Ein dünnes Jaulen durchstach das Pandämonium in meinen Ohren und meiner Brust.
    Ich stand da, die Waffe erhoben, die Muskeln angespannt.
    Das Jaulen trennte sich in einzelne Sirenen.
    Die Vernunft besiegte die primitive Wut.
    Vielleicht wusste ich auch nur, dass Hilfe nahte.
    Ich konnte nicht zuschlagen.
    Kurz darauf hielten Streifenwagen quietschend vor dem Zaun. Türen knallten. Lichter pulsierten rot und blau auf dem Horrorhaus in meinem Rücken.

 
    EPILOG
    Der Oktober in Charlotte ist schizophren. An einem Tag geht man in Hemdsärmeln. Am nächsten zieht man Jacke und Handschuhe an.
    Die Kälte kam am Sonntag. Es war eine Quälerei, die Pflanzen mit einer Hand ins Haus zu tragen.
    Am Montag beschloss ich, im Kamin ein Feuer anzuzünden. Nach einiger Zeit ungeschickten Aufschichtens tanzten hinter dem alten Messingschirm vor dem Kamin die Flammen. Das Wohnzimmer roch schwach nach Rauch und Kiefernholz.
    In den frühen Morgenstunden des Freitags hatte ich meine Pflicht erfüllt.
    Auf dem Rücksitz eines Streifenwagens hatte ich Slidells Sperrfeuer von Fragen beantwortet und auch ein paar von Reportern, die Wind von der Sache bekommen hatten, weil sie den Polizeifunk abgehört hatten. Ich hatte sogar Alison Stallings Bescheid gegeben.
    Ich hatte gesehen, wie die Sanitäter Gross und seine Opfer in Rettungswagen hoben. Gehört, wie Slidell in der Zentrale anrief, damit die Mädchen von Dolmetschern und Schwestern, die speziell für den Umgang mit Opfern von Sexualdelikten ausgebildet waren, in Empfang genommen wurden. Hatte mir angeschaut, wie Majerick und Rockett in einen Transporter des ME geladen wurden. Dann hatte ich, auf Slidells Beharren hin, eine Fahrt in die Notaufnahme des CMC akzeptiert.
    Dank Slidells telefonischem Gepolter wurde ich sofort behandelt. Röntgenaufnahmen zeigten ein gebrochenes Kahnbein und einen glatten Bruch des äußeren Seitenrands meines rechten Handgelenks. Der Arzt in der Notaufnahme staunte, als ich ihm meine Geschichte mit dem Rohrschwingen erzählte. Ich kam nach Hause mit einer Fixierschiene von der Größe eines Vorschlaghammers.
    Vielleicht kannte er die Stärke der Schmerzmittel, die man mir gegeben hatte. Vielleicht war er mit den Verhören von Story und Gross beschäftigt. Slidell schenkte mir das ganze Wochenende, bevor er mich besuchen kam. Mit einem Blumenstrauß von der Größe einer Bohrinsel in den Armen.
    In der Zwischenzeit hatte Slidell das Folgende erfahren:
    Die Kugel, die Larabee aus Rocketts Schädel geholt hatte, stammte aus Majericks Waffe. Ebenso die beiden in seiner Brust und eine in der Ziegelwand hinter ihm.
    Die Kugel in Majerick erforderte keine Erklärung. Man würde mich nicht anklagen. Der Schuss war als Notwehr eingestuft worden und als extremer Glückstreffer.
    Im Grunde genommen hatte ich zwei
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