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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld
Autoren: Kathy Reichs
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oder Strafverteidigern?«
    »Mit beiden. Außerdem ist mein Exgatte Anwalt.« Eine Art Ex.
    »Kennen Sie persönlich jemanden, der mit diesem Verfahren zu tun hat, den Angeklagten, seine Familie, die Polizeiermittler, die Anwälte, den Richter?«
    »Ja.«
    Und damit war ich entlassen.
    Ohne Rücksicht auf meine protestierenden Zehen stürzte ich humpelnd aus dem Gerichtssaal, durch die Lobby und zu den Doppelglastüren hinaus. Mein Mazda stand am hintersten Ende des Parkdecks. Da ich erst um zehn nach acht, der in der Vorladung genannten Zeit, eingetroffen war, hatte ich die erste Lücke genommen, die ich fand, und die lag etwa auf dem halben Weg nach Kansas.
    Nach einem schnellen Humpeln über die Fahrspur ging ich an einer Reihe von Fahrzeugen entlang und fand meinen Mazda, dicht flankiert von einem riesigen, blauen SUV auf der Fahrerseite und noch stärker bedrängt auf der Beifahrerseite. Schwitzend drückte ich mich zwischen den beiden Türgriffen und dem Außenspiegel hindurch und streifte dabei mit Brust und Hintern die schmuddeligen Türen und Seitenbleche, die meinen Oberkörper einklemmten. Danach sah mein toller, hellbrauner Leinenanzug aus, als hätte ich mich im Dreck gewälzt.
    Als ich die Tür aufzog und mich hinters Lenkrad klemmte, klimperte etwas zu meinen Füßen. Ein vernünftiger Staatsbürger – also ein Staatsbürger in vernünftigem Schuhwerk – hätte sich gebückt, um nachzusehen, welcher bewegliche Schmuck sich da gelöst hatte. Doch ich konzentrierte mich auf meine Flucht und tastete mit den Fingern nach dem Schlüssel im Reißverschlussfach meiner Handtasche.
    Mit brennenden Füßen rammte ich den Schlüssel in die Zündung und bückte mich seitlich, um an meinem rechten Schuh zu zerren. Das Ding klebte so fest, als wäre es mir aufs Fleisch verpflanzt.
    Ich zerrte noch fester.
    Mein Fuß explodierte aus seiner Umhüllung. Mit viel Verbiegen und Verdrehen wiederholte ich die Prozedur am linken.
    Ich drückte mich in die Lehne und betrachtete zwei spektakuläre Blasen. Dann die verhassten Louboutins in meiner Hand.
    Meine Hand.
    Mein Handgelenk.
    Mein nacktes Handgelenk.
    Katy.
    Ich spürte einen vertrauten Stich der Angst in meiner Brust.
    Ich verdrängte ihn.
    Konzentrier dich. Das Armband war im Jurorenzimmer und im Zeugenstand an Ort und Stelle gewesen.
    Das Klimpern. Anscheinend hatte sich das zarte Silberarmband an irgendetwas verfangen, als ich mich an dem SUV vorbeigedrückt hatte.
    Fluchend zwängte ich mich wieder hinaus und warf die Autotür zu.
    Das menschliche Hirn ist eine Schaltstation, die auf zwei Ebenen funktioniert. Während ein Reflexbefehl noch an meine Hand ging, kam es in meinem Kleinhirn bereits zu einer neuralen Verbindung. Bevor die Tür ins Schloss fiel, wusste ich, dass ich in der Patsche saß. Ich riss am Griff, obwohl es nichts brachte, und kontrollierte dann die Stellung aller vier Schließknöpfe.
    Noch bildhafter fluchend, griff ich nach meiner Handtasche. Die auf dem Beifahrersitz lag.
    Scheiße.
    Und der Schlüssel? Steckte in der Zündung.
    Einen Augenblick stand ich nur da, die Hosenbeine fielen mir über die nackten Füße, der Hosenanzug war schmutzig, die Achseln schweißnass. Und überlegte.
    Konnte dieser Tag noch schlimmer werden?
    Eine gedämpfte Stimme drang aus dem Auto. Andy Grammer, der mit Keep Your Head Up einen Anruf auf meinem iPhone ankündigte. Fast hätte ich gelacht. Nur fast.
    Meinem Chef Tim Larabee hatte ich gesagt, dass ich noch vor Mittag im Institut sein würde. Vom Jurorenzimmer aus hatte ich angerufen, um meine geschätzte Ankunftszeit auf 13 Uhr nachzudatieren. Auf meiner Uhr war es jetzt 14 Uhr. Larabee machte sich sicher Gedanken über die mumifizierten Überreste, die auf meine Untersuchung warteten.
    Vielleicht war es gar nicht Larabee.
    Ach, was soll’s. Dass ich barfuß und aus meinem Auto ausgesperrt auf einem Parkdeck stand, wollte ich sowieso niemandem erzählen.
    But you gotta keep your head up …
    Genau.
    Ich schaute mich auf dem Parkdeck um. Überall Autos. Nirgends Leute.
    Die Scheibe einschlagen? Womit? Frustriert starrte ich das Glas an. Es warf mir das Bild einer wütenden Frau mit einer wirklich üblen Frisur zurück. Clever.
    Das war es tatsächlich. Mein Blick wanderte über das Glas, das oben nicht mehr bündig mit dem Rahmen abschloss. Ein abgenutzter oder abgebrochener Zahn im Hebemechanismus, hatte Jimmy, mein Mechaniker, gesagt. Gefährlich. Die Lücke war so groß, dass ein Kerl einen Draht
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