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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer
Autoren: Susanne Mischke
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zukünftigen Hausstand bestimmt, oder?«
    Fernando reibt sich verlegen das stoppelige Kinn. »Ja, schon …«
    Jule sieht ihren Kollegen streng an und stellt empört fest: »Du hast deine arme alte Tante über den Tisch gezogen, und ich habe dir dabei auch noch geholfen!«
    »Alt ja, arm bestimmt nicht.«
    »Du solltest dich schämen, Fernando!«
    »Gut, ich schäme mich«, behauptet Fernando.
    Jule stopft die Blumen in einen Bierkrug. »Kauf dir davon wenigstens Möbel, wenn du dann demnächst ausziehst.«
    »Äh, das hat sich wohl erst mal zerschlagen.«
    »Wieso das denn?«
    »Annas Freund ist zurückgekommen. Der war für ein Semester in den Staaten. Der wohnt in dem anderen Zimmer.«
    »Ja, und?«
    »Wie, und? Hätte ich gewusst, dass sie einen Freund hat … nein, das ist nichts für mich. Da wäre ich ja das dritte Rad am Wagen.«
    »Das fünfte!«
    »Meinetwegen. Ich such mir in aller Ruhe was anderes.«
    »Schon klar«, antwortet Jule. »Hast du Lust auf Spaghetti? Ich wollte mir gerade welche machen.«
    »Ja, gerne.« Fernando setzt sich an den Küchentisch.
    Jule füllt Wasser in einen Topf und öffnet eine Flasche Rotwein.
    »Kannst du eigentlich außer Spaghetti noch was anderes kochen?«
    »Nein. Wozu?« Jule gießt Wein in zwei Gläser.
    »Siehst du, deshalb finde ich nie eine Frau«, jammert Fernando. »Früher konnten die Mädchen kochen wie Mutti, heute können sie nur noch saufen wie Vati.«
    » Salud , Fernando.«
    Als Hauptkommissar Völxen von seiner abendlichen Fahrradtour nach Hause kommt, fällt ihm der seltsame Geruch auf, der durchs Haus zieht. Naserümpfend untersucht er seine Schuhsohlen. Ist er etwa in einen Hundehaufen getreten?
    Die Sache klärt sich auf, als Sabine in der Küche den Deckel vom Wok hebt. »Ich habe was Neues ausprobiert.«
    »Es riecht etwas streng.«
    »Das ist Teufelsdreck, ein indisches Gewürz.«
    »Ach so. Wo ist denn der Hund?«, erkundigt sich Völxen.
    »Bei den Schafen.«
    »Was macht er da?«
    »Frag Wanda, die ist auch dort.« Sabines Tonfall ist nicht zu entnehmen, ob sie diese Tatsache gutheißt oder nicht.
    Voller Argwohn eilt Völxen zu seinem Lieblingsplatz. Wanda steht vor dem Bretterzaun, neben ihr sitzt Oscar, von den Ohren bis zur Schwanzspitze gespannt wie eine Feder. Er hat nicht einen Blick für seinen Herrn übrig, sondern er fixiert den Schafbock.
    »Was treibt ihr hier?«
    »Das siehst du gleich, Dad«, antwortet Wanda. »Pass auf.«
    Völxen passt auf. Fünf Minuten lang stehen Vater und Tochter schweigend und regungslos wie die Salzsäulen vor der Schafweide. Langsam schleicht die Dunkelheit heran, der Duft nach frischem feuchtem Gras steigt auf. Amadeus, der bis jetzt unter dem Apfelbaum gestanden hat, setzt sich langsam in Bewegung. Sein Ziel ist die Grundstücksgrenze zu Köpcke. Die Zaunlatte, die Völxen notdürftig wieder angenagelt hat, übt offenbar eine magische Anziehungskraft auf ihn aus, obwohl dort drüben gar nichts mehr zu holen ist. Eine Tatsache, die nicht für seine Intelligenz spricht, wie Völxen zugeben muss. Amadeus senkt den Kopf und wird schneller. Wanda flüstert: »Fass!«
    Ein gefleckter Blitz rast unter dem Zaun hindurch und fährt kläffend auf den Schafbock los. Vor Schreck gerät der Bock ins Straucheln, fängt sich wieder, dann rennt er um sein Leben, verfolgt von dem fröhlich bellenden Terrier. Auch die anderen Schafe stieben panisch in alle Himmelsrichtungen auseinander. Wanda pfeift. Der Hund kehrt um und kommt stolz auf sie zu. Sie greift in ihre Hosentasche und gibt ihm etwas zu fressen. »Braver Hund!«
    Erst jetzt hat Oscar Zeit, seinen Herrn nach Hundeart zu begrüßen. Die Schafe haben sich unter dem Apfelbaum versammelt und blicken scheu zu ihnen herüber.
    »Ich werde das noch weiter ausbauen«, erklärt Wanda. »Diesem saublöden Schafbock werden Oscar und ich noch Manieren beibringen!«
    Sämtliche in dieser Geschichte handelnden Personen sind frei erfunden und haben keine realen Vorbilder. Dies gilt insbesondere für die Familiengeschichten der Felks und der Sommerfelds. Das Gut der Familie Felk in der Ortschaft Linderte existiert ebenso wenig wie das Heim von Hauptkommissar Völxen.

Quellen
    Geschichte der Stadt Hannover , hrsg. v. Klaus Mlynek u. Waldemar R. Röhrbein, Band 2: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart , Schlütersche Verlagsanstalt, Hannover 1994

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