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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer
Autoren: Susanne Mischke
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Roland Felk erschossen?«
    »Weil ich dann sicher sein konnte, dass sie mir helfen und dass sie den Mund halten. Torsten hat eh ’nen Hass auf den Doktor geschoben, und dass Ole dazukam, war ja nicht geplant. Aber der hat geschworen, dass er nichts verrät.«
    »Einer für alle, alle für einen, das ist bei der Landjugend wie bei den Musketieren«, erklärt Torsten stolz.
    »Warum lag dir überhaupt so viel daran, Ernst Felk zu helfen?«, bohrt Völxen nach. »Kennst du ihn näher?«
    »Er ist ein guter Kunde von uns«, antwortet Matze, und seine Pupillen wandern unruhig hin und her. »Manchmal helfe ich da im Sommer bei der Heuernte.«
    »Er ist vor allen Dingen ein wohlhabender Kunde«, hilft der Hauptkommissar dem Jungen auf die Sprünge. »Wie viel hat er dir bezahlt?«
    »8000«, murmelt Matze mit hochrotem Gesicht. »Die hatte er im Safe, als ich ihn am Montagmorgen besucht habe. Er wollte mir später noch mehr geben. Ich … ich wollte das nicht für mich allein. Wenigstens nicht alles. Die Schreinerei läuft im Moment nicht so gut. Wegen der Wirtschaftskrise wird weniger gebaut, und die Leute haben kein Geld mehr für maßangefertigte Möbel. Die rennen lieber zu Ikea , anstatt sich Regale vom Schreiner machen zu lassen. Wenn es so weitergeht, hat mein Vater gesagt, dann müssen wir in einem halben Jahr Konkurs anmelden. Also dachte ich, die Felks sind doch stinkreich, und wenn ich dem Ernst helfe, dann kann der uns helfen. Deshalb habe ich das gemacht.« Matze zögert kurz, dann fügt er hinzu: »Und weil ich diesen Roland Felk sowieso nicht mochte. Ich fand es gut, dass der tot war. Das Schwein hatte mal was mit meiner Mutter. Ist zwar schon eine Weile her, aber das ist mir in dem Moment wieder eingefallen. Und Torstens Eltern haben sich ja wegen dem Arsch sogar scheiden lassen. Um den ist es echt nicht …«
    Völxens Faust kracht auf die Tischplatte, während er brüllt: »Raus hier, sofort! Bevor ich mich vergesse!«
    Matze fährt erschrocken zusammen.
    »Macht, dass ihr nach Hause kommt, ich kann euch nicht mehr sehen! Der Pförtner soll euch ein Taxi rufen. Morgen Mittag erscheint ihr hier noch mal, dann nehmen wir ein Protokoll auf. Dazu könnt ihr von mir aus eure Anwälte mitbringen.«
    Nahezu fluchtartig verlassen die Freunde das Büro.
    »Saukerle«, schimpft Völxen und schaut auf die Uhr. Halb eins. Seine Mitarbeiter schlafen wahrscheinlich schon, aber damit sie auf dem Laufenden sind, schickt er an Oda, Jule und Fernando eine SMS mit der Nachricht, dass Ernst Felk die Tötung seines Bruders gestanden hat.
    Zwei Minuten später ruft Oda zurück. »Was ist sein Motiv?«
    »Er sagt, er hätte seinen Wagen am Friedhof stehen sehen und sei auf gut Glück den Berg hinaufgegangen, um eine Aussprache mit seinem Bruder zu suchen. Dabei sind sie in Streit geraten.«
    »Aussprache worüber?«
    »Es ging um ein Tagebuch ihrer Mutter, das Roland aus dem Altenheim mitgenommen hat und nun nicht herausrücken wollte. Ernst wollte die Aufzeichnungen vernichten. Den Grund dafür hat er mir nicht sagen wollen. Er ist drüben im Bau, und ich geh jetzt ins Bett, mir reicht es für heute.«

Donnerstag
    Hauptkommissar Bodo Völxen hat die beiden Streifenbeamten angewiesen, im Wagen zu warten. Er ist in Begleitung von Oda Kristensen. Sie finden Martha Felk im Pferdestall, wo sie gerade eine Box säubert. Als sie die beiden sieht, stellt sie den Besen zur Seite und blafft: »Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Ist sie so dumm oder so dreist, überlegt Völxen einigermaßen verwundert. Er stellt Oda vor und fragt dann zurück: »Wussten Sie eigentlich, was in dem Tagebuch Ihrer Schwiegermutter stand?«
    Sie winkt ab. »Lassen Sie mich doch mit dem alten Kram in Ruhe.«
    »Für Ihren Mann war es kein alter Kram. Ihm war es sogar so wichtig, dass er deswegen seinen Bruder erschossen hat.«
    Martha schnaubt. »Der Alte hat es ihm mal gezeigt, aber das hätte er wohl besser nicht getan. Ernst hat immer große Stücke auf seine Mutter gehalten, obwohl sie ein Drachen war. Mich wundert das alles nicht. Nein, ich habe das Tagebuch nicht gelesen, obwohl ich es eines Tages gefunden habe. Das war mir zu mühsam. Hätte ich es bloß damals schon weggeworfen! Wo ist es denn jetzt eigentlich?«
    »Im Büro meiner Mitarbeiterin.« Völxen öffnet nun einen Stoffbeutel, den er bei sich trägt. In einem durchsichtigen Plastikbeutel befindet sich eine weiße Mineralwasserflasche aus Glas mit einem Schraubverschluss. Es ist ein kleiner Rest
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