Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
uns spricht. Das konnte ich ihnen nicht verwehren. Ich habe ihnen aber gesagt, dass ihr Sohn in dem Fall über Nacht in Gewahrsam bleiben muss, weil wir nicht ewig warten werden, bis ihr Herr Anwalt hier irgendwann aufkreuzt. Dasselbe gilt für Torsten Gutensohn, sein Anwalt stand vorhin schon auf der Matte. Ich hab ihn rübergeschickt.«
    »Dann bin ich ja ganz umsonst hier«, stellt Völxen fest.
    »Wenn du das sagst.«
    »Was ist mit dem Durchsuchungsbeschluss für Kolbes Haus?«
    »Ist durch, die Spurensicherung ist bereits unterwegs.«
    »Braves Mädchen. Ohne forensische Beweise kommen wir in diesem Fall nämlich nicht weiter. Dass Matze zur Tatzeit in der Gegend herumfuhr und dies bis jetzt verschwiegen hat, ist zwar hochverdächtig«, resümiert Völxen, »aber gesehen wurde er bis jetzt nur vor dem Haus seiner Freundin in Linderte, nicht oben auf dem Wolfsberg.«
    Oda fasst zusammen: »Also heißt es jetzt warten: auf die Spurensicherung, auf die kriminaltechnische Untersuchung und auf Dr. Bächle.«
    »Dann könnten wir doch jetzt Feierabend machen«, schlägt Fernando vorsichtig vor.
    »Meinetwegen. Du warst ja heute schon recht nützlich, du hast ihn dir verdient«, gibt Völxen zu.
    »Kannst du mich mitnehmen? Mein Hobel steht noch auf dem Gutshof, ich bin mit Anna in ihrem Wagen hergekommen.«
    »Hast du mit ihr ein Protokoll aufgenommen?«
    »Klar. Sie weiß, dass ein Verfahren auf sie zukommt. Die Waffe stammt übrigens aus dem Haus ihres Vaters. Vielleicht sollten wir die anderen auch kassieren, ehe sie noch mal Unsinn damit anstellt.«
    »Gute Idee«, findet Völxen. »Hat sie sich denn inzwischen einigermaßen beruhigt, oder ist sie noch immer eine Gefahr für die Menschheit?«
    »Ich denke, die Luft ist raus. Ich werde später noch mal bei ihr vorbeifahren.«
    »Wie aufopfernd von dir«, zirpt Oda.
    Völxen fährt zusammen, als das Telefon auf Odas Schreibtisch losschrillt. »Herrgott, das Ding bringt mich noch mal ins Grab!«, schimpft er.
    Oda nimmt ab, und während sie ihrem Gesprächspartner zuhört, seufzt Völxen schwer und sagt zu Fernando: »Was für ein Durcheinander. Einerseits wäre es schön, wenn wir den Fall morgen geklärt hätten, andererseits … verdammt, ich kenne Matze Kolbe von klein auf!«
    »Das war Fiedler«, sagt Oda. »Der Luminoltest im Kofferraum des Wagens von Matthias Kolbe hat Reste von Blutspuren sichtbar gemacht, die jemand wegwaschen wollte.«
    Als Völxen nach Hause kommt, liegt bereits ein rotglühender Kamm über dem Deister. Die Luft ist samtig wie ein Maulwurfsfell und riecht nach Blüten, Erde und Dung, den die Bauern an diesem schönen Tag in Mengen ausgebracht haben. Sabine steht auf der Veranda, ihr Profil mit der kecken Nase zeichnet sich gegen den Abendhimmel ab, das Haar schimmert wie flüssiges Gold im letzten Licht des Tages, und Völxen kommt der Gedanke, dass er diese Frau irgendwie gar nicht verdient.
    »Habt ihr den Täter?«
    »Noch nicht. Es fehlen noch ein paar Beweise oder ein Geständnis.«
    »Schade. Es haben nämlich schon drei Leute angerufen und sich darüber beschwert, dass du die netten Jungs von der Landjugend verhaftet hast.«
    »Scheiß drauf, das ist nun mal mein Job«, explodiert Völxen. »Denken die, dass mir so etwas Spaß macht? Glauben die, dass ich täglich mit Genugtuung irgendwelche armen Teufel festnehme, nur um der Gerechtigkeit willen? Und ja, verflucht noch eins, es gibt auch verdammt sympathische Mörder und verdammt unsympathische Opfer, und manchmal möchte man einem lieber einen Orden geben anstatt ihn zu bestrafen, und manche tun einem einfach nur leid, so wie diese Jungs, falls das einer von denen war. Was glauben diese Einfaltspinsel denn, dass mir das so runtergeht wie nichts, dass ich diese Jungs nur mal eben so einloche, damit die Zellen nicht umsonst geheizt werden? Ich zieh gleich den Telefonstecker raus.«
    »Hab ich schon gemacht«, meint Sabine gelassen.
    Manchmal kann sich seine Frau über Nichtigkeiten wie herumliegende Socken oder die seit Jahren fehlende Randbefestigung der Garageneinfahrt über die Maßen aufregen, aber Dinge wie diese unverschämten Anrufe, die Völxen auf die Palme treiben, bringen sie nicht im Geringsten aus der Ruhe, im Gegenteil. Sie legt ihm die Hand auf den Arm. »Beruhige dich.«
    Völxen drückt ihre Hand. »Entschuldige. Du bist die falsche Adresse.« Die Situation von vorhin, als er dasaß und in zwei Gewehrläufe in der Hand eines hysterischen Mädchens schaute, hat ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher