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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung
Autoren: Brian Lumley
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und sie war noch jedes Mal für ihre Prinzipien eingetreten. All dies hatte Millie sich bewahrt, und irgendwie hatte sie es trotz ihres Jobs geschafft, auch ihre Unbefangenheit nicht ganz zu verlieren.
    »Millie«, sagte Trask, »hast du bei deinem Gespräch mit Tzonov noch irgendetwas anderes herausgehört?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er klang ruhig und überlegen, beinahe geringschätzig. Ich hatte ihn nicht auf dem Bildschirm, nur seine Stimme am Telefon. Hätte ich ihn sehen können, dann vielleicht, vielleicht auch nicht. Es gab ziemlich viele atmosphärische Störungen, ich meine mentale Störfelder.«
    »Das war ja auch nicht anders zu erwarten«, sagte Trask. Er kratzte sich am Kinn und ließ seine Blicke über die Gesichter ringsum ihn schweifen:
    Anna Marie English. Mit vierundzwanzig hatte sie ausgesehen wie fünfzig. Erstaunlicherweise sah sie jetzt, wo sie vierzig war, immer noch so aus! Das sprach für Mutter Erde. Anna Marie English spiegelte zwar den ökologischen Zustand des Planeten, aber ihre »Krankheit« war zum Stillstand gekommen, weil die Erde sich zumindest teilweise erholt hatte. Ebenso gut wie bei jedem anderen konnte er auch bei ihr den Anfang machen. Trask bedeutete ihr mit einem Nicken, zu beginnen, und sie erwiderte es, wenn auch unmerklich, ehe sie entgegnete: »Können wir rübergehen in den Einsatzbereich? Ich bräuchte die Leinwand und die Satellitenaufnahmen.«
    Trask und Chung stiegen vom Podium herunter und folgten den anderen ESPern in den Einsatzraum, wo sie die Bildschirme auf den Tischen und die Projektionsfläche an der Wand einschalteten. Als die Rollläden summend vor den Fenstern herabglitten, ging das Licht an, und plötzlich begann der Saal so etwas wie ein kaltes, technologisches Eigenleben zu führen. Eine große Leinwand zeigte ein flaches, zweidimensionales Abbild der Erde. Die Farben wirkten so lebensecht, wie man sie aus dem Weltall wahrnahm.
    Anna Marie English trat an die Leinwand, hielt einen Moment inne und musterte die anderen ESPer, insbesondere Trask. Die Projektion warf einen Blauschimmer über ihr reizloses Gesicht. Hinter den spiegelnden Brillengläsern waren ihre Augen nicht zu sehen. Die Stimme der Ökopathin war ein Krächzen, als sie niemanden im Besonderen fragte: »Besteht eine Gefahr für unsere Welt?« Sie zuckte die Achseln und wandte sich der Leinwand zu. »Dazu kann ich lediglich mit meiner Meinung aufwarten.«
    Was als Nächstes kam, begriff jeder der Anwesenden auf Anhieb: sympathetische Wahrnehmung. Sie langte nach oben und legte ihre bebende rechte Hand über eine gebirgige Region der Sowjetunion, den Ural etwa sechshundertfünfzig Kilometer nördlich von Sverdlovsk. Sie schloss die Augen, hielt den Atem an und konzentrierte ihr physisches und metaphysisches Gewicht auf diese hoch empfindliche Verlängerung ihres Ichs. Lange Sekunden verstrichen, begleitet von ebenso vielen unhörbaren Herzschlägen, ehe sie sich wieder aufrichtete, die Hand zurückzog und ihre Kollegen anblickte.
    »Nun?«, fasste Trask die Befürchtungen aller in Worte.
    Sie holte tief Luft und sagte: »Perchorsk fühlt sich für mich genauso an wie beim letzten Mal, als ich es überprüft habe – bedrohlich! Der Ort an sich ist ... nun, offensichtlich eine furchtbare Bedrohung. Aber ich habe keinerlei Anzeichen einer weiteren Gefahr entdeckt. Allerdings habe ich etwas Neues wahrgenommen. Etwas ... Warmes? Wenn etwas beziehungsweise jemand zu unserer Seite durchgedrungen ist, stellt er, sie oder es meiner Meinung nach keine Gefahr für unsere Welt dar, im Gegenteil, vielleicht bedeutet es sogar etwas Gutes für uns.«
    Trask seufzte. Wie die anderen auch hatte er den Atem angehalten. Er blickte um sich. Wen konnte er sonst noch fragen? David Chung stand dicht neben ihm, aber er schüttelte den Kopf. »Ich kann nur sagen, was ich dir bereits gesagt habe – dass es mir so vorkommt wie der Necroscope. Wie er, das ist aber auch schon alles.«
    Der Hellseher Guy Teale hatte Millicent Cleary als Beamter vom Dienst abgelöst. Als die ESPer in den Einsatzbereich hinüberwechselten, hatte sich sein Piepser gemeldet, der in die Telefonanlage des Dezernats eingebunden war, und ihn weggerufen. Nun kam er zurück und sagte: »Es ist die Gegenseite, schon wieder Turkur Tzonov. Er hat noch mal angerufen, weil er Sie sprechen möchte, Sir.« Er sah Trask an. »Ich habe ihn auf den Schirm hier drin gelegt. Wenn Sie bereit sind?«
    »Er kann noch eine Minute länger warten«, knurrte
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