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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition)
Autoren: Manfred Köhler
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in Horden Richtung Steinbruch, und damit kamen auch ihre Verfolger immer näher.
    Brehm, der mit seinem rasch abstumpfenden Zombiehirn nicht recht verstand, warum Helfert die Panzerfaust abgefeuert hatte, begriff es nun. Er verstand, was seine menschlichen Befehlshaber vorgehabt hatten, nämlich die Zombies mit einem gigantischen Erdrutsch des Burgberges zu vernichten, und er kapierte, dass Helfert die gleiche Idee unter neuen Vorzeichen hatte in die Tat umsetzen wollen, um eine Ausbreitung der Monster zu verhindern. Nur wusste der nicht, was Brehm wusste: Er hatte nicht auf den Schacht gezielt.
    Helfert hatte die Panzerfaust sinken lassen, starrte auf die Ersatzpatrone am Boden und hatte sichtlich keine Ahnung, wie das Nachladen ging. Brehm hatte den Vorgang tausendfach geübt. Aber schon beim Versuch, die Patrone aufzuheben, wurde ihm klar, wie sehr seine Koordination unter seinem Tod gelitten hatte. Er fasste zweimal ins Leere, bis seine Hand die Patrone traf und umfasste. Er war nicht oft besoffen gewesen in seinem Leben. Er fand es scheiße, seine Körperbeherrschung zu verlieren. Genauso fühlte sich das jetzt an.
    Helfert übergab die Panzerfaust nicht, sondern ließ sie fallen, aber beabsichtigt war es als Vorgang des Übergebens. Brehm machte dieser Mangel an Feinmotorik wütend. Er konnte sich noch schwach erinnern, wie es ging, aber brachte es nicht mehr auf die Reihe. Immer wieder stieß er die Patrone daneben, obwohl er genau wusste, wo sie hingehörte. Helfert knurrte auf und stieß ihn an.
    Als er aufschaute, sah er ein halbes Dutzend der Monstren sich gezielt auf ihren langen, dünnen Extremitäten den Steilhang am Rand des Steinbruches herunter auf sie zu bewegen. Die hatten begriffen, was die Explosion bedeutet hatte, wo sie hergekommen war und wer sie ausgelöst hatte. Was Brehm bei ihrem Anblick fühlte, hatte nichts mit menschlicher Angst zu tun, aber hatte doch die gleiche vegetative Absicht. Sein Körper wusste, es drohte die Auslöschung seiner gegenwärtigen Existenz, und sendete Alarmsignale.
    Nun stieß er die Patrone erst recht daneben, wieder und wieder. Ihm war nach Davonlaufen. Aber dem rasenden Tempo dieser Monstren, die auf sie zu galoppierten wie Bären auf Spinnenbeinen, wäre er nicht mal als Hundertmeter-Sprinter gewachsen gewesen.
    Helfert zog es trotzdem vor, die Flucht zu ergreifen. Brehm wurde vom Knirschen seiner davontaumelnden Schritte abgelenkt, und plötzlich machte es Klick. Ohne hinzusehen und sich darauf zu konzentrieren, hatte er es geschafft, die Patrone zu laden. Die Panzerfaust an die rechte Schulter zu setzen und das Ziel ins Visier zu nehmen, funktionierte noch so geschmeidig wie eingeübt.
    Seine Feinde waren am Fuß des Steinbruchberges angekommen, damit auf gut 100 Meter heran und aus der Nähe noch widerwärtiger anzusehen als es seine Fantasie sich auf die Ferne ausgemalt hatte.
    Treffer oder endgültiger Tod.
    Er drückte ab.
    Dass auch der Treffer sein endgültiger Tod sein konnte, daran dachte er zu spät.
     
    Die Explosion der zweiten Granate, diesmal mitten im Schacht, hatte zunächst die gleiche Wirkung wie die erste: Der Burgberg wurde erschüttert, die Burg durchgerüttelt, und Tausende Tonnen Felsgestein, Dreck und Hangbewuchs wurden in die Luft geschleudert und regneten auf der Fläche mehrerer Quadratkilometer zu Boden.
    Auf 50 Meter Umkreis wurden Hunderte von Zombies und Monstern auf der Stelle ausgelöscht. Auf 100 Meter Umkreis fegte es eine Vielzahl der Bestien in die Luft und gegen das jeweils nächstliegende Hindernis, einige wurden zerschmettert, die meisten überlebten verstümmelt, beschädigt oder, je nach Radius, nahezu unverletzt.
    Amelie, die im Begriff war, durch das Fenster nach außen zu steigen und sich abzuseilen, verlor den Halt, stürzte in die Tiefe und erwischte in der Mitte zwischen Ausstieg und Boden instinktiv das Seil. Die Geschwindigkeit des freien Falls fetzte ihr die Haut bis auf die Knochen von den Händen. Sie schrie vor Schock und Schmerz auf, brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass sie nicht am Boden aufgeprallt war, sondern in der Luft hing, und begann sofort damit, sich trotz ihrer blutigen Finger, die sich wie abgerissen anfühlten, weiter abzuseilen. Zum Boden fehlten ihr etwa 20 Meter.
    Über ihr, am Ausstiegsfenster, sah sie hektische Bewegungen und hörte Angst- und Wutschreie. Hartmann und Niedermüller kämpften darum, wer sich als nächster abseilen durfte, was dazu führte, dass keiner zum Zug
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