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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition)
Autoren: Manfred Köhler
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er erst, als er unten in der Stadt ankam, schon halb tot und am Ende seiner Kräfte: Er wurde verfolgt. Auf 50 Meter Abstand schleppte sich das Monstrum von Zombie ohne Fingernägel hinter ihm her, das er als erstes erledigt hatte und damit unabsichtlich auch seinen Kommandanten.
    Brehm hatte seine Pistole verloren und auch keine sonstige Waffe außer der Panzerfaust. Und der Untote, so unkoordiniert er nach seinem Kopfschuss auch zuckte und taumelte, war schneller. Es mochte einer auf zehn Schritte sein, ein Schnecken-Wettrennen. Aber irgendwann würde er ihn einholen. Und das wäre weit vor Erreichen seines Ziels. Energie für einen Kampf hatte er nicht mehr. Also blieb ihm nur eines: Er musste seine allerletzten Kräfte zusammenraffen und wenigstens etwas schneller gehen als das Mistvieh hinter ihm.
     
    Franz von Neuminingen als das, was er geworden war nach seiner zweiten Verwandlung, erlebte ein ungeahntes Hochgefühl. Er sah sie nur von hinten, aber erkannte sie sofort. Sie hatte sich verändert seit ihrer letzten Begegnung in der Wüstung ihres Dorfes vor 500 und x Jahren. Aus der jungen, bildhübschen Frau war eine verdorrte alte Hexe geworden, aus dem niedlichen netten Ding ein Scheusal. Und doch, sie war es. Und er wollte sie nun doppelt und dreifach.
    Als das, was er geworden war, hatte er sofort begriffen und überschaut, um was es sich dabei handelte. Kein Werwolf, kein Teufel, kein Dämon war er, sondern ein biologisches Lebewesen wie andere, nur aus Urzeiten auf der Erde verblieben und im Verborgenen damit beschäftigt gewesen, den Bestand zu erhalten.
    Die Sarazenen hatten eines davon eingefangen und verschleppt, hatten es trotz dessen urgewaltiger Kräfte mit Fesseln gebannt und als Waffe eingesetzt. Geköpft hatte es überleben können, weil es gar nicht geköpft war. Der menschenähnliche Leib war nichts als Mimikry. Jede Zelle lebte für sich, jede trug das Gen der Unsterblichkeit. Und sie brauchten Wirtskörper, menschliche, tierische, tote, lebende, um sich zu vervielfältigen und ein neues zweibeiniges Transportsystem aufzubauen.
    Mimikry, Gen, Wirt. Solche Worte kannte Franz von Neuminingen auch nicht als das schlau geworden Konklomerat von Einzellern, das er geworden war. Er wusste instinktiv, was es mit allem auf sich hatte, aber sprechen würde er nie mehr können. Tun, was er wollte, das freilich schon.
    Und er wollte das, was alle seiner Art wollten: Die Schmerzen, die zu seiner Existenz gehörten, für Minuten vergessen können. Das ging nur, indem sie sich einbohrten und reproduzierten. Und bei ihm wäre es in diesem Fall um einiges mehr. Es wäre zudem Rache für seine 500 Jahre Stockgefängnis, die er ihr zu verdanken hatte. Und es wäre eine stark abgewandelte Form von menschlicher Vereinigung, wie er sie mit der jungen Maria gerne gehabt hätte, aber sich nicht getraut hatte.
    Es überwältigte ihn so sehr, dass er in sie eindrang, lange bevor er sie erreicht hatte. Er sah ihren uralten Hexenkörper erzittern unter seinem Stoß und sofort auf das Verschmelzen mit seiner Substanz reagieren. Sie schwoll an und veränderte ihre Form. Die Gitterstäbe, in die sie eingequetscht war, bogen sich und barsten im Mauerwerk. Mit Urgewalt bewirkte ihre Verwandlung ihre Befreiung.
    Franz von Neuminingen übersah nicht die menschlichen Mickerlinge, die dem gesprengten Kerker entwichen und unter ihm hindurch entwischten. Einen davon kannte er und hasste er, weil er genau wusste, er hatte an seinem Elend noch mehr Anteil als die Hexe. Sollte er rennen. Er würde ihn erwischen.
    Aber erst, wenn er das hier zu Ende genossen hatte und die zurückkehrenden Schmerzen ihn ohnehin auf die Suche nach neuen Wirten jagen würden. Er sah ihr zu, seiner geliebten und gehassten Maria, wie sie wurde wie er, und er las ihn ihren Gedanken, dass sie es kaum erwarten konnte, die Verwandlung abzuschließen und auf die Jagd zu gehen. Ihre Wunsch-Beute war die selbe wie seine. Sie hieß Hermann Klangfärber.
     
    „Ramme und Zombietöter in einem“, stellte Niedermüller fest und grinste gequält. Er ließ die Einbaumtruhe fallen und streckte die Hand aus, um Mertel auf die Beine zu helfen. Dem hatten die beiden Biester ganz schön zugesetzt, was Niedermüller die Gelegenheit gegeben hatte, nach einer Waffe zu suchen und einzugreifen.
    „Gebissen worden?“
    Schwankend auf den Beinen stehend, untersuchten sich die beiden gegenseitig und versetzten sich abschließend je einen Klaps gegen die Schulter.
    „Nichts zu
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