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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten
Autoren: Varg Gyllander
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glaube, wir müssen Ellen verständigen«, meinte Holtz.
    Pia Levin nickte zerstreut. Sie dachte an Vilja Kramer. Wahrscheinlich würde sie nie vollständige Klarheit darüber gewinnen, wie das kleine Mädchen gestorben war. Plötzlich fielen ihr Birgitta Severins Worte ein.
    Suche nicht nach einem ungewöhnlichen Motiv, bloß weil eine Mutter ihr Kind getötet hat. Die Motive sind immer die gleichen. Psychische Störungen, Wut oder Eifersucht.
    Eifersucht, dachte Levin. Kann es wirklich so einfach sein? Oder so fürchterlich tragisch?

S ie hatte oft an Rettungsübungen teilgenommen und immer die Verantwortung für das kleinste Rettungsboot gehabt, jenes ganz achtern. Mühelos entfernte sie den Sicherungsbolzen und ließ das Boot hinab. Das Manöver wäre jedoch beinahe schiefgelaufen, als das Boot auf der Wasseroberfläche aufschlug, weil sich das Schiff wegen des Wellenganges auf und ab bewegte. Das Boot knallte einige Male gegen den Rumpf, und sie befürchtete, dass jemand etwas merken würde. Aber niemand erschien. Schließlich lag das Rettungsboot neben der MS Vega, und es gelang ihr, an einer Leiter, die an der Schiffsseite festgeschweißt war, hinunterzuklettern. Etliche Male wurde sie beinahe eingeklemmt, aber schließlich schnitt sie die Leine durch, mit der das Rettungsboot vertäut war. Sie saß reglos im Boot, bis sie die MS Vega am Horizont verschwinden sah.
    Keine anderen Schiffe waren zu sehen. Das kleine Rettungsboot krängte, als sie ihre Beine über die Seite schwang. Sie zog etwas an dem Seil und kontrollierte, ob der Knoten auch ordentlich angezogen war. Die Schlinge um ihre Taille war gerade fest genug angezogen, um ihr nicht über den Kopf rutschen zu können.
    Am anderen Ende der Leine war ein Anker aus Zement, aus dessen rauer Oberseite eine Eisenstange mit Öse ragte. Die Unterseite hingegen war glatt wie der Plastikeimer, der als Gussform verwendet worden war.
    Das Rettungsboot krängte erneut. Beinahe hätte sie das Gleichgewicht verloren. Adrenalin schoss durch ihren Körper. Das war knapp, dachte sie und hielt sich an der Reling fest, ließ ihre Beine aber weiter über die Kante hängen. Durch die Krängung gerieten ihre Füße ins Wasser, das ihr kalt in die Schuhe lief.
    Sie fröstelte.
    Wie sehr sie es auch versucht hatte, es war ihr nicht gelungen zu vergessen. Die aufgedunsene Leiche des Soldaten war angeschwemmt worden. Sie hätte versinken und den Alligatoren als Futter dienen sollen, aber sie war wieder an die Oberfläche getrieben, und das hatte katastrophale Folgen gehabt. Sie war geflohen. Ihre Mutter hatte ihr ihr ganzes Geld gegeben und ihr gesagt, was sie tun sollte. Fahr so weit weg wie möglich. Sie hatte ihre Familie niemals wiedergesehen. Auf Umwegen hatte sie erfahren, dass die Soldaten ins Dorf gekommen waren und die Bewohner verhört hatten. Das war das Letzte gewesen, was sie von ihnen gehört hatte. Sie konnte nur hoffen, dass sie davongekommen waren, aber in ihrem Innersten wusste sie, dass niemand überlebt hatte. Ihretwegen. Wenn sie nicht verbotenerweise das gelbe Kleid genommen hätte, wenn sie nicht auf dem Pfad sitzen geblieben wäre, wenn sie nicht …
    Sie atmete genüsslich die kalte Meeresluft ein. Der Duft von Tang und Meer weckte andere Erinnerungen. An einem Tag wie diesem hatte sie sich zum ersten Mal voller Sehnsucht zu einem anderen Menschen hingezogen gefühlt. Sie hatte nie geglaubt, dass sie jemals einen Mann schön und warmherzig finden könnte, dass sie jemals ein solches Zutrauen empfinden würde.
    Es war nach Schichtende geschehen. Sie war vollkommen verblüfft gewesen. Sie hatte ausnahmsweise einmal ihren Kittel gegen normale Kleidung vertauscht und war an Deck gegangen. Dort hatte sie ihn getroffen. Jon Kramer.
    Die erste Zeit war aufregend und überwältigend gewesen. Ihr Leben, das bis dahin so inhaltslos und unfassbar gewesen war, war plötzlich begreiflich geworden.
    Auch Jon war von seinem Begehren überwältigt worden. Er hatte immer wieder Schluss gemacht und gesagt, dass es nicht weitergehen könne. Es sei unmöglich, er verstünde es nicht, er sei verheiratet und habe ein Kind.
    Aber Jon war immer zur MS Vega und zu ihr zurückgekehrt. Er hatte sie sogar zu sich nach Hause eingeladen, wenn sie frei gehabt hatte. Sie hatte sich überreden lassen, obwohl sie Angst gehabt hatte. Er hatte ihr gesagt, er würde sich scheiden lassen, er wolle nur sie. Seine Frau, Angelica, war verständnisvoll gewesen. Er hatte ihr eine Wohnung besorgt.
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