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Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)

Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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monotonen Wände des Gemäuers wollten kein Ende nehmen, und selbst wenn irgendwo ganz hinten ein kleiner, trüber Lichtschein warten sollte, so wurde er von der Statur des Incubi permanent verdeckt. Hier und da drang zwar diffuses Licht durch Ritzen und Risse in der Decke bis nach unten durch - Taris vermutete, dass der Gang teilweise direkt unter der Oberfläche verlief - doch hatte er größte Schwierigkeiten, mit dem Tempo des Incubi mitzuhalten. Vermutlich konnte der sich in dieser stickigen, abgestandenen Dunkelheit nicht nur wesentlich schneller bewegen, sondern auch noch deutlich besser sehen als er.
          Taris war jedes Mal froh, in einen der Lichtkegel zu treten. Sie verdrängten die Dunkelheit wenigstens für die nächsten drei Schritte, und offenbarten ihm kurzzeitig die Beschaffenheit des Bodens. Überall lagen Geröll und loses Gestein herum und er musste aufpassen, nicht zu stolpern. Die Wände waren an vielen Stellen brüchig, und verwachsenes Erdreich drückte nach. Einmal musste sich Taris sogar mit dem Rücken an die Tunnelwand pressen, um eine fast vollständig eingefallene Engstelle passieren zu können.
          Langsam aber sicher wurde er unruhig. Er fragte sich, wie viele Schritte er wohl noch in dieser erdrückenden Dunkelheit zurücklegen musste. Wenn Bruder Malachias Recht behielt, dann führte der Tunnel direkt zum Dom der Herrin, und sollte dem wirklich so sein, dann konnte es nicht mehr lange dauern. Taris rief sich Eiriks alte Karte wieder ins Gedächtnis und versuchte, die Entfernung zwischen Dom und Refraktorium abzuschätzen. Luftlinie waren es vielleicht dreihundert Schritte, und so wie der Gang verlief, kam der Vergleich den tatsächlichen Gegebenheiten sehr nahe.
          Irgendwann, er hatte die Hoffnung, jemals wieder ans Tageslicht zu gelangen, bereits aufgegeben, sah er schließlich eine helle, kreisrunde Öffnung am Ende des Ganges. Noch einmal beschleunigte er seine Schritte und konzentrierte sich dabei vollkommen auf das sichere Vorankommen. Endlich wuchs der helle Punkt merklich an und er spürte sogar einen Hauch frischer Luft auf den Wangen. Der abgestandene, modrige Geruch wurde schwächer und verlor sich schließlich ganz, als Taris mit zusammengekniffenen Augen ins Freie trat. Sofort musste er blinzeln. Die Sonne war inzwischen aufgegangen und flutete die Stadt mit ihren warmen, zutraulichen Strahlen. Im ersten Moment wusste Taris nicht, wo er war, doch einen Augenblick später erkannte er den Ort. Er stand am Rand des Gartens der Herrin, der direkt hinter dem Dom als Ruhestätte für die Erlöser Leuenburgs errichtet worden war. Zahlreiche, prunkvoll verzierte Grabdenkmäler ragten in großzügigem Abstand voneinander auf und zeugten noch heute von der einstigen Größe ihrer Eigentümer. Viele der kunstvoll behauenen Steine waren mit Efeupflanzen berankt und an manchen schraubte sich sogar wilder Wein empor. Der Eingang des Tunnels lag zwischen zwei besonders wuchtigen Denkmälern und wurde durch starken Wildwuchs nahezu komplett verdeckt. Ein altes, halb aus den Angeln gesprungenes, schmiedeeisernes Tor lag tief unter dem grünen Meer verborgen und versperrte die Hälfte des Zugangs.
          Rasch sah sich Taris um. Seine Augen suchten den Incubi. Als sie den Widergänger entdeckten, machte der sich gerade daran, die alte Friedhofsmauer hochzuklettern. Augenblicklich rannte Taris los und nur wenige Lidschläge später erreichte auch er die Mauer. Der Incubi war inzwischen auf der anderen Seite herunter gesprungen. Taris konnte seine Schritte deutlich hören. Mit einem Satz warf er sich nach oben und hielt sich an den eisernen Zierspitzen fest. Mit den Füßen suchte er in den Fugen zwischen den grob behauenen Steinen Halt und zog sich an der brüchigen Krone hoch. Oben angekommen sah er, wie der Incubi in der kleinen Gasse gegenüber verschwand.
          Er will zur Stadtmauer , durchfuhr es Taris. Ohne zu zögern sprang er auf den harten, gepflasterten Boden. Im Augenwinkel sah er noch, wie der Erlöser von Leuenburg schwer atmend aus dem Gang hastete und sich ebenfalls hektisch umsah. >> Er will zur Stadtmauer, Uriel! << , brüllte Taris daraufhin lautstark, und setzte sich wieder auf die Fährte des Widergängers. Er wusste nicht warum, doch machte der Erlöser einen seltsam erschöpften Eindruck auf ihn. Der hohe Würdenträger der Kirche war viele Jahre jünger als er und konnte dennoch nicht bei der Verfolgung mithalten. Irgendetwas
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