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Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)

Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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angewidert das Gesicht. Außer den üblichen Utensilien wie Waffenständer oder einem kleinen Holztisch mit Schemeln war der untere Raum leer. Hinten führte eine Treppe an der Rundung des Turmes entlang nach oben und Taris lauschte. Kein Laut drang nach unten in die Wachstube und sofort wandte er sich der Tür zum Wehrgang zu. Sie war geschlossen. Wieder ging sein Blick zur Treppe und diesmal stieg er, die Spitze des Schwertes nach oben gerichtet, Schritt für Schritt die hölzernen Stufen hoch. Oben angekommen musste er jedoch feststellen, dass auch dieser Raum leer war. Vom zweiten Wachsoldaten fehlte jede Spur. Taris warf die Stirn in Falten und fragte sich abermals, was wohl aus ihm geworden war. Plötzlich hörte er unter sich ein klapperndes Geräusch und sofort rannte er die Treppe wieder herunter. Die Tür zum Wehrgang stand jetzt offen und er sah, dass der Incubi an der Brustwehr entlang lief und direkt auf den nächsten Turm zuhielt! Wütend hechtete Taris über das hölzerne Geländer, ignorierte die Stufen und sprang mit einem weiten Satz durch die Tür auf den Wehrgang hinaus. Der Incubi hatte inzwischen die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Taris hetzte ihm augenblicklich hinterher.
          Unerklärlicherweise wurde der Incubi mit einem Mal langsamer und stoppte schließlich ganz. Taris hatte ihn fast erreicht, verringerte jetzt aber auch sein Tempo. Mit hoch erhobenem Schwert ging er auf den Widergänger zu. Bei der Herrin, diesmal würde er ihm nicht mehr entkommen! Noch sah Taris nur den Rücken des Widergängers, doch schon im nächsten Moment drehte sich der Incubi um und fixierte den Hauptmann mit seinen milchig trüben Augen. Dann legte er den Kopf leicht schief und Taris spannte sich. Er hatte die Geste im Verlauf der letzten Nacht schon einmal kennen gelernt und war gewarnt. Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken und augenblicklich hatte er das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Im nächsten Moment wirbelte er herum und fand seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Ein zweiter Incubi stand unter dem Türbogen und kam langsam auf ihn zu. Er war vom Jäger zum Gejagten geworden! Instinktiv verlagerte Taris sein Gewicht und versuchte, beide Incubi im Auge zu behalten.
          Menschliche Gegner hätten in dieser Situation auf irgendeine Art mit siegessicherer Überheblichkeit reagiert, doch nicht so die Widergänger. Teilnahmslos und ohne Regung nahmen sie es hin, dass sich das Blatt zu ihren Gunsten gewendet hatte, und wenn überhaupt, so musterten sie Taris höchstens mit einem Anflug von kühlem, sachlichem Interesse. Trauer, Leid, Freude oder Schmerzen waren Gefühle, die sie offenbar nicht kannten und auf die gleiche, stoische Art, mit der sie ihren eigenen Tod jederzeit hinnahmen, würden sie wohl auch gleich Taris` Tod zur Kenntnis nehmen.
          Taris selbst stand hoch konzentriert da und rührte sich nicht. Seine Gedanken aber rasten und immer wieder fragte er sich, wo nur Uriel und die Anderen blieben. Irgendwann mussten auch sie hier auftauchen, und wenn schon nicht Eirik und der Schmied, dann aber zumindest Uriel. Verdammt, ihm lief die Zeit davon! Die Entfernung zu den beiden Widergängern betrug nur noch wenige Schritte und jede Sekunde wurde sie kleiner. Taris fühlte Panik in sich aufkommen, doch war er erfahren genug, sie sofort im Keim zu ersticken. Gleichmäßig atmend zwang er sich zur Ruhe. In einer sehr martialisch anmutenden Geste schwang er im nächsten Moment sein Schwert hoch über den Kopf und brachte sich mit einer einzigen, fließenden Bewegung in die Verteidigungshaltung, die ihm sein Schwertmeister vor vielen Jahren für genau jene Situationen beigebracht hatte.
          Die Incubi ließen sich von dieser Geste zwar nicht wirklich beeindrucken, erinnerten sich aber sehr wohl an den unangenehmen Biss des kalten Stahls. Für einen kurzen Moment hielten sie inne und betrachteten die scharfe Schneide des Schwertes. Scheinbar schätzten sie die Gefahr, die davon ausging, aber als hinnehmbar ein, denn schon einen Lidschlag später setzen sie sich wieder in Bewegung.
          Plötzlich ertönte ein heller Warnruf von unterhalb der Stadtmauer. Taris und die Widergänger fuhren gleichermaßen herum und suchten nach der Ursache. Unten auf der Gasse, beinahe auf Höhe des ersten Incubi, stand Eirik und warf etwas in hohem Bogen auf die Stadtmauer. Zeit zum Reagieren hatte Taris keine mehr und so verfolgte er wie in Trance die Flugbahn des
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